Keine Wahlen ohne Helfer
WAP-Reportage über das Ehrenamt als Wahlhelfer bei der Kommunalwahl 2020 in Schwelm

Die Wahlhelfer kippen die Wahlurne zum Auszählen der Stimmzettel auf den Tisch.  | Foto: Lilo Ingenlath-Gegic
  • Die Wahlhelfer kippen die Wahlurne zum Auszählen der Stimmzettel auf den Tisch.
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Ohne sie wäre die Durchführung der Kommunalwahl am 13. September gar nicht möglich gewesen, und auch bei der kommenden Stichwahl am morgigen Sonntag, 27. September, in Schwelm spielen sie eine große Rolle: Die Rede ist von den Wahlhelfern. Lilo Ingenlath-Gegic ist Wahlhelferin in Schwelm und beschreibt in ihrer Reportage, wie sie den Wahltag erlebt hat.

Am Wahlsonntag öffnen die Wahllokale bekanntlich um Punkt 8 Uhr. Damit die Wähler dann sofort zur Tat schreiten können, beginnen wir Wahlhelfer schon um 7.30 Uhr. Auf dem Weg zum Wahllokal treffe ich ein paar gut gelaunte Wahlhelfer auf dem Weg zu ihren Einsatzorten. Wer sonst ist sonntags um kurz nach 7 Uhr schon unterwegs?

In unserem Wahllokal sind wir zu sechst. Ein reines Frauenteam: zwei junge, zwei ältere, zwei Mitarbeiterinnen der Stadtverwaltung. Unsere Aufgaben haben Heidi Graeve und Sybille Liebscher vom Wahlamt vorab schon verteilt: Wahlvorsteherin, Stellvertreterin, Schriftführerin, Beisitzerin. Doch zunächst richten wir das Wahllokal ein. Tische, Wahlkabinen, Wahlzettel, Kugelschreiber. Zusätzlich haben wir einiges zu tun, um die Corona-Schutzbestimmungen zu beachten: Wir stellen Absperrungen auf, markieren Einbahnstraßen, stellen Schutzwände aus Plexiglas und Desinfektionsmittel auf.

Haben wir alles, was wir brauchen? Oder besser, was die Wähler heute brauchen werden? Damit wir nichts vergessen, arbeiten wir die Checkliste ab, aber eigentlich wissen wir, was zu tun ist. Die Stimmzettel sind die richtigen für unseren Bezirk, alle fünf Stimmzettel liegen vor. Grün, weiß, gelb, hellblau, lila und für die Wahl des Integrationsrates kommt noch ein Stimmzettel in orange hinzu. Muster der sechs Zettel hängen wir vor dem Wahllokal auf. Das Wählerverzeichnis liegt vor. Es kann losgehen. Wir müssen aber noch eine unzulässige Wahlwerbung entfernen, die zu nah an unserem Wahllokal hängt.

Zu dritt überzeugen wir uns davon, dass die Wahlurne leer ist, jetzt wird sie verschlossen und versiegelt. Wir teilen uns in zwei Schichten auf und drei von uns dürfen erstmal wieder gehen, ihr Dienst beginnt um 13 Uhr.

Das Wahlgesetz sagt übrigens, dass Wahlhelfer keine Gesichtsverhüllung tragen dürfen, doch zur Corona-Zeit ist ein Mund-Nasenschutz selbstverständlich für uns vorgeschrieben. Auch für die Wähler. Wer keine Maske mitbringt, bekommt am Eingang eine geschenkt.

Der erste Wähler erscheint um kurz nach 8. Ich bin gespannt, wie viele der knapp 1.200 Stimmberechtigten in diesem Wahllokal heute von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen werden. Mehr als 200 von ihnen haben schon per Briefwahl gewählt. Auf fünf Zetteln das richtige Kreuzchen zu machen, erfordert schließlich einige Zeit.

Eine große Hilfe für unser Team ist der freundliche Security-Mann Mustafa. Er regelt den Zugang, denn es dürfen maximal zwei, bei Familien auch drei Personen gleichzeitig im Wahlraum sein.
Die Stadt Schwelm hat noch in der Woche vor der Wahl entschieden, dass vor jedem Wahllokal ein Sicherheitsdienst stehen muss, um das Wahlhelferteam bei der Erfüllung der Corona-Hygienemaßnahmen zu unterstützen. Das entlastet uns sehr, denn wir sitzen hier in einem großen Raum, weit vom Eingang entfernt. Zwischendurch habe ich Zeit, die Wahlkabinen regelmäßig zu desinfizieren. Auch die Kugelschreiber, die wir ausleihen, sammle ich ein und desinfiziere sie. Die wenigsten Wähler haben daran gedacht, einen eigenen Stift mitzubringen.

Zwischen 9 und 10 Uhr herrscht Flaute, es kommen kaum Wähler, wir können uns unterhalten und in Ruhe unseren mitgebrachten Kaffee trinken. Schlafen alle am Sonntag lieber etwas länger? Unser Wahllokal bleibt jedenfalls ziemlich lange leer. Dann aber bekommen wir offiziellen Besuch: Die Verwaltungsspitze der Stadt Schwelm, Kämmerin Marion Mollenkott und Beigeordneter Ralf Schweinberg, bringen uns eine große Tüte mit Schokoriegeln, für jede Wahlhelferin eine Urkunde mit dem Dank der Stadt Schwelm und einen schicken Kugelschreiber als Geschenk.

Kurz darauf erscheinen viele Wähler. Draußen bilden sich immer wieder lange Schlangen. Das liegt allerdings nicht an der Wahlbeteiligung, sondern an den Schutzmaßnahmen und vor allem an den fünf Stimmzetteln, denn das Ankreuzen dauert einige Zeit. Bei dem strahlenden Sonnenschein scheint die Warteschlange aber kein Problem zu sein. Probleme gibt es überhaupt kaum. Ein paar Mal müssen wir auf das Wahlgeheimnis hinweisen: Wähler dürfen immer nur einzeln in die Wahlkabine und niemand darf während des Wahlvorgangs beeinflusst werden, auch nicht vom Ehepartner. Immer wieder weisen wir darauf hin, dass die fünf Stimmzettel so gefaltet werden müssen, dass keiner die Kreuzchen sehen kann. Die meiste Zeit läuft alles ruhig, so richtig groß ist die Wahlbeteiligung hier offenbar nicht.

Kurz vor 18 Uhr kommen ein paar letzte Wähler. Um Punkt 18 Uhr schließe ich als stellvertretende Wahlvorsteherin die Tür, denn die Kommunalwahl 2020 ist beendet und die gesetzliche Wahlzeit muss genau eingehalten werden. Wenn jetzt noch ein Wähler käme, dürfte er nicht mehr eingelassen werden. Gleich darauf öffne ich die Tür wieder, weil die Auszählung der Stimmzettel immer öffentlich erfolgen muss. Es kommt allerdings niemand, der uns zuschauen möchte.
Jetzt kippen wir den Inhalt der Urne auf einem großen Tisch aus und fangen an zu sortieren. Etwa 1.000 Stimmzettel liegen vor uns auf einem Haufen. Bei fünf Wahlen gibt es viel zu zählen. Dann kommt eine Mitarbeiterin der Stadt und bringt zusätzlich die Briefwahlen für diesen Bezirk. Also heißt es Umschläge öffnen, sortieren und zu den anderen häufen. Nun folgen viele genau festgelegte Arbeitsschritte: Nach Farben getrennt sortieren, die abgegebenen Stimmzettel zählen, in gültige und ungültige Stimmen sortieren. Mich erstaunt, dass es tatsächlich ungültige Stimmen gibt. Zur Sicherheit noch einmal zählen.

Auch die Reihenfolge ist festgelegt: Zuerst die Landratswahl, dann der Kreistag, der Bürgermeister, der Stadtrat und zum Schluss die Wahlen zum RVR mit den etwas sperrigen Zetteln in hellem Lila. Wie alle Wahllokale haben wir eine Hotline zum Wahlamt. Unsere Schriftführerin ruft immer wieder dort an und gibt Zwischenergebnisse durch. Obwohl wir zu sechst sind und alles reibungslos läuft, nimmt die Auszählung der Stimmzettel viel Zeit in Anspruch. Wir brauchen mehr als drei Stunden, bis wir alles gezählt, eingetragen, gemeldet, beschriftet und verpackt haben. Erst 14 Stunden nach unserem ersten Zusammentreffen am frühen Morgen machen wir Feierabend. Zum Schluss gibt es eine finanzielle Belohnung für das Ehrenamt: Zwischen 35 und 50 Euro bekommen wir Wahlhelferinnen als „Entschädigung“ ausgezahlt. Früher hieß das „Erfrischungsgeld“, klang irgendwie netter, finde ich.

Ein spannender und abwechslungsreicher Tag liegt hinter uns. Diesmal war er durch die aufwändige Zählerei deutlich länger und zum Schluss auch anstrengender als andere Wahltage, die ich bisher erlebt habe.

Bei der Stichwahl am Sonntag treffen wir uns schon wieder. Dann können sich die Wähler zwischen zwei Bürgermeisterkandidaten entscheiden. Wir müssen also nur die Stimmen von einem Zettel zählen und das geht sicherlich viel schneller. Also bin ich gerne wieder dabei.

von Lilo Ingenlath-Gegic

Autor:

Lokalkompass Schwelm aus Schwelm

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