Energiehof Röhrtal: Bürgerversammlung in Stemel sorgt für mehr Transparenz

Viele Fragen hatten die Bürgerinnen und Bürger. Ortsvorsteher Jürgen Hecking (stehend) moderierte.
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  • Viele Fragen hatten die Bürgerinnen und Bürger. Ortsvorsteher Jürgen Hecking (stehend) moderierte.
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Die Neuansiedlung eines Energiehofes auf dem ehemaligen Gelände der Fa. Schmacke in Stemel hatte in den letzten Wochen hohe Wellen geschlagen. Grund genug für Bürgermeister Detlef Lins und Ortsvorsteher Jürgen Hecking, zu einer Bürgerversammlung einzuladen.

Neben Vertretern der Stadt waren auch der Investor Heinz Vollmer-Lentmann sowie Georg Schmitter, Unternehmensberater für abfallwirtschaftliche Betriebe aus Köln, in die Schützenhalle gekommen, um ausführlich über das Projekt zu informieren.
„Wir nehmen Ihre Sorgen und Nöte sehr ernst“, machte Bürgermeister Detlef Lins gleich zu Beginn deutlich. Gleichwohl habe die Stadt Sundern die Verpflichtung, den Wirtschaftsstandort zu fördern. Wichtig für die Bürger seien jetzt Informationen aus erster Hand und „völlige Transparenz - heute und in Zukunft.“ Natürlich begrüße er, dass eine Industriebrache wiederbelebt werden soll - dies dürfe aber nicht um jeden Preis erfolgen.
Investor Heinz Vollmer-Lentmann gab zunächst anhand eines Lageplanes einen Überblick über die Hallen auf dem Gelände, sprach über bereits bestehende Nutzungen (u.a. Lagerung von Möbeln, Regalen und Booten) und geplante Investitionen. Auch Waldrestholz wird gelagert, das in einer Holzhackschnitzelanlage verbrannt werden soll. Gerade das hatte zu Protesten geführt, da die Stemeler befürchteten, dass hier A3- und A4-Holz verbrannt werden könnte, d.h. behandeltes Holz. Die Klasse A3 bezeichnet Altholz mit halogenorganischen Verbindungen in der Beschichtung (ohne Holzschutzmittel), die Klasse A4 mit Holzschutzmitteln behandeltes Altholz. Hier machte der Investor aber unmissverständlich klar: „A3 - oder A4-Holz war nie ein Thema“. Die Anlage solle nur mit vollständig unbehandelten Hölzern (A1) betrieben werden.
Unternehmensberater Georg Schmitter war als Vertreter der Fa. Hücker in Stemel. In dem geplanten Bringhof soll angeliefertes Material (z.B. Bauschutt) sortiert, sortenrein gesammelt und dann wieder veräußert werden. Schmitter betonte, dass alle Vorgänge genauestens kontrolliert würden.„Sowohl eine freiwillige als auch eine behördliche Überwachung ist sichergestellt.“ Die Fa. Hücker werde von den Aufsichtsbehörden kontrolliert, jedes Jahr gebe es sog. Audits, es werde ein Betriebstagebuch geführt, in dem jeder Vorgang genau dokumentiert würde. „Das macht den Betrieb absolut transparent.“
Allerdings stellte sich im Verlauf des Abends heraus, dass die Fa. Hücker beabsichtigt, auch gefährliche Stoffe wie beispielsweise Asbest zu sortieren, was allgemeinen Unmut auslöste. Der wurde noch verstärkt, als bekannt wurde, dass nur eine temporäre Genehmigung vorliegt.
Bernd Feldmann vom Bauordnungsamt erläuterte hier die Vorgehensweise der Stadt: Grundsätzlich werde zunächst geprüft, ob ein Standort für die geplante Nutzung geeignet sei und ob es zu Beeinträchtigungen kommen könnte. Wenn ein Betrieb auf Dauer nicht funktionsfähig sei, würde die Nutzung untersagt. Wenn aber abzusehen sei, dass die Anträge zu einer Genehmigung führen, gebe es einen Ermessensspielraum und eine temporäre Genehmigung könne erteilt werden. Dies sei in diesem Fall in Absprache mit verschiedenen Behörden wie dem Arbeitsschutz und dem staatlichen Umweltamt geschehen. Die temporäre Genehmigung ist bis Anfang Mai befristet. „Ich bin aber zuversichtlich, dass das noch fehlende Brandschutzgutachten früher vorliegt, denn der Gutachter hat auch schon für die Fa. Phönix Austria gearbeitet und kennt das Gebäude“.
Gerade die erhöhte Brandgefahr aber beunruhigt die Stemeler. Georg Schmitter erläuterte anhand der Pläne, dass es zwischen den geplanten Blockkraftheizwerken und der Sortierung der Fa. Hücker einen Abstand von gut 20 Metern gebe. „Ein Feuerüberschlag ist daher nicht möglich.“ Wirklich zufriedenstellend schien diese Erklärung für die Bürger nicht. Auch der Abstand zum Sorpesee und dem Luftkurort Langscheid wurde in Bezug auf eine eventuelle Luftverschmutzung thematisiert. „Wir werden nichts tun, was unseren Leuchtturm dort gefährdet“, versprach Lins.
Hubert Wienecke, früherer Ortsvorsteher in Stemel, gab zu bedenken, dass ein Industriegelände in Stemel „nichts vollkommen Neues sei, appellierte aber an die Verwaltung, dafür Sorge zu tragen, „dass unser Röhrtal sauber bleibt. Ich hoffe und glaube, dass wir in Zukunft noch gut zusammen leben können und sich das Dorf nicht in zwei Lager spaltet.“
Klarheit brachte die Versammlung hinsichtlich der Frage nach einer möglichen Sammel- und Sortierstelle für gelbe Säcke. Die Fa. Hufnagel bringe keinen Müll, sondern hole diesen nur ab, machte Schmitter klar. Die Container stünden auf dem Gelände, weil die Firma der Entsorger für die Fa. Hücker sei. Investor Heinz Vollmer-Lentmann verwies vor allem auf den wirtschaftlichen Faktor. „Wir wollen auch Mitarbeiter installieren. Das hilft ja auch der Industrie insgesamt.“ Es gebe immer wieder neue Anfragen und Interessenten für die Hallen - „das ist bei einem so alten Gebäude auch nicht so einfach.“
Die seitens der Bürger befürchtete zusätzliche Verkehrsbelastung ist nach Ansicht des Unternehmensberaters nicht gegeben. Schmitter geht von etwa 1700 Lkw pro Jahr aus, das seien im Schnitt acht Lkw pro Tag. Diese Werte seien natürlich an die Bausaison gekoppelt, würden sich also beispielsweise durch einen milden Winter verschieben. „Im saisonal bereinigten Bereich kann man von etwa vier Lkw pro Tag ausgehen“. Die Bürgerinitiative gab hier zu bedenken, dass die Fa. Hücker nur ein Betrieb auf dem Gelände sei. Es seien Investitionen geplant, die dieses Verkehrsvolumen deutlich erhöhen würden.
Deutlich war das Bemühen um Aufklärung und Transparenz, viele Fragen wurden beantwortet. Eine wirkliche Beruhigung seitens der Bevölkerung wurde allerdings nicht erreicht, zu vieles ist noch unklar. Bürgermeister Detlef Lins versprach auch hier Abhilfe: „Wer jetzt noch Fragen hat, kann jederzeit bei Bernd Feldmann anrufen. Er wird sie beantworten oder an die Experten der jeweiligen Behörde weiterleiten.“ Es gehe um größtmögliche Transparenz, „wir verstehen uns als Mittler zwischen der Bürgerschaft und den Gegebenheiten auf dem Schmacke-Gelände.“ Unternehmensberater Schmitter kündigte an, der Bürgerinitiative Einblick in die Genehmigungsunterlagen der Fa. Hücker und den Abfallkatalog zu ermöglichen, um für mehr Klarheit zu sorgen. Die Bürgerinitiative „Sauberes Röhrtal“ wird auf jeden Fall weiterarbeiten, erklärte Sprecher Andreas Bahde.

Autor:

Diana Ranke aus Arnsberg-Neheim

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