Diogenes Verlag

Beiträge zum Thema Diogenes Verlag

Kultur

Zum 10. Todestag des Schriftstellers Urs Widmer
Gaukler, Fabulierer, begnadeter Erzähler

Ich habe das literarische Schaffen dieses absolut singulären Autors über mehrere Jahrzehnte begleitet. Darf man sagen, er war mir ans Herz gewachsen? Diese Mischung aus Schelm, Poet und Harlekin. Ich weiß es heute zu würdigen, dass mich die von mir hoch geschätzte Ruth Geiger, die langjährige Pressechefin des Diogenes Verlags, damals zur Beisetzung eingeladen hatte. «Ich heisse Vigolette alt. Ich bin ein Zwerg. Ich bin acht Zentimeter gross und aus Gummi.» So leitete Urs Widmer 2006 seinen...

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  • 29.03.24
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Kultur

Bernhard Schlinks Roman „Das späte Leben“
Zwischen Leben und Tod

„Ich war zu alt, als dass die neue Rolle mein Leben entscheidend hätte verändern können. Ich hatte meinen Ort in der Welt bereits gefunden“, bekannte Bernhard Schlink 2009 in einem FAZ-Interview über sein „zweites Leben“ als Schriftsteller. Er war immerhin schon Mitte vierzig, als er seinen ersten Roman vorlegte, war bis zu seinem 65. Lebensjahr nicht einmal Berufsschriftsteller, und doch hat er mit „Der Vorleser“ einen der (vor allem auch international) erfolgreichsten deutschen Romane der...

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  • 12.12.23
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Kultur

John Irvings Roman „Der letzte Sessellift“
Essenz des Lebenswerkes

„Ich wollte nicht Schriftsteller sein wegen eines Langweilers wie Ernest Hemingway. Ich wollte Schriftsteller sein wegen Hardy, Dickens, Melville“, hatte der amerikanische Schriftsteller John Irving einmal in einem Interview bekannt. Typisch für ihn – etwas provozierend und abseits des Mainstreams. So hat der 81-jährige, inzwischen in Toronto lebende Irving auch immer geschrieben. Seine 15 Romane, in denen gesellschaftliche Außenseiter (oftmals mit ausschweifendem Sexualleben) im Mittelpunkt...

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  • 21.04.23
Kultur

Schriftsteller Martin Suter wird 75
Schreibe, was mir gefällt

Seine Kreativität und sein Arbeitseifer scheinen grenzenlos zu sein. Vor einem Jahr legte der Schweizer Erfolgsautor Martin Suter unter dem Titel ›Einer von euch‹ eine Romanbiografie über den Fuß­ballstar Bastian Schweinsteiger vor, er war kürzlich Hauptdarsteller einer Kino-Dokumentation, und kurz nach seinem 75. Geburtstag erscheint sein neuer Roman ›Melody‹. »Ich versuche jedes Mal ein Buch zu schreiben, das mir gut gefällt. Damit bin ich im­mer gut gefah­ren, weil ich of­fenbar selbst...

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  • 28.02.23
Kultur

Stefanie vor Schultes Roman „Schlangen im Garten“
Trauerhaus Mohn

Die Autorin Stefanie vor Schulte hat mit ihrem im letzten Jahr erschienenen, vorzüglichen Romanerstling „Junge mit schwarzem Hahn“ die Messlatte für sich selbst sehr hoch angelegt. Als ihr 2021 in Hamburg der Mara-Cassens-Preis verliehen wurde, hieß es in der Jury-Begründung: „Mit einer klaren und bildhaften Sprache, schafft es die Autorin, Vergangenheit und Gegenwart in einem zu bündeln, ohne sich in tagespolitische Aussagen zu verlieren." In ihrem zweiten Roman hat sich die 48-jährige, in...

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  • 25.12.22
Kultur

Neue Novellen von Hartmut Lange
Bewusstsein für imaginäre Welt

„Der Mensch hat die Fähigkeit, die eigene und sonstige Natürlichkeit gedanklich zu übersteigen, das heißt, er hat ein Bewusstsein, und dieses Bewusstsein schafft eine imaginäre Welt und richtet sich danach aus“, heißt es im essayistischen Nachwort des neuen Novellenbandes aus der Feder von Hartmut Lange. Auch in seinen neun neuen Texten betätigt sich der inzwischen 85-jährige „ungekrönte König“ der philosophischen Gegenwartsnovelle wieder als Grenzerkunder zwischen Unterbewusstsein und...

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  • 14.11.22
Kultur

Ian McEwans Roman „Lektionen“
Kubakrise und Klavierlehrerin

Der persönlichste, der umfangreichste, der beste – der neue Roman von Ian McEwan wurde schon vor dem Erscheinen der deutschen Übersetzung mit reichlich Vorschusslorbeeren überschüttet. Um es vorwegzunehmen – an die Meisterwerke des inzwischen 74-jährigen britischen Autors reichen die „Lektionen“ nicht heran. „Mich interessiert das menschliche Innenleben, das nicht von oberflächlicher Logik angetrieben ist“, hat Ian McEwan einmal selbst sein dichterisches Credo beschrieben. Die Abgründigkeit,...

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  • 04.10.22
Kultur

Donna Leon wird 80: Neuer Brunetti-Roman
Ein interessanter Mann

Es gibt literarische Figuren, die bekannter sind als ihre Schöpfer. Das gilt für Georges Simenons Kommissar Maigret, für Agatha Christies Miss Marple und ganz sicher auch für Donna Leons Romanprotagonisten Guido Brunetti. Im Frühjahr ist der 31. Roman mit dem eigenbrötlerischen Kriminalkommissar aus Venedig seit 1992 erschienen, und viele von ihnen standen (auch dank der Verfilmungen)lange auf den Bestsellerlisten. Pünktlich zum Geburtstag hat der Diogenes Verlag den Band „Ein Leben in...

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  • 24.09.22
Kultur

Andrej Kurkows Roman „Samson und Nadjeschda“
Das abgetrennte Ohr in Kiew

Kann man heute einen Roman des wichtigsten ukrainischen Schriftstellers Andrej Kurkow vorbehaltlos lesen? Kurkow, 1961 im damaligen Leningrad geboren und in Kiew aufgewachsen, sieht sich selbst als ukrainischen Autor, hat aber stets seine Bücher auf Russisch geschrieben – so auch seinen vor vier Jahren erschienenen Roman „Graue Bienen“, in dem er sich schon mit dem Krieg im Donbas auseinandergesetzt hat. Kurkows bisweilen etwas verspielt wirkenden Romane waren stets auch politisch, nicht mit...

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  • 10.08.22
Kultur

Marco Balzanos Roman „Wenn ich wiederkomme“
Hoffnung ist wie Durst

„Ich wähle gern Themen, die unter unser aller Augen sind, aber von der Politik, den Medien verzerrt oder gar nicht angefasst werden“, erklärte der italienische Schriftsteller Marco Balzano jüngst in einem Interview mit der in Wien erscheinenden Tageszeitung „Die Presse“. Einem solch brisanten Thema widmet sich der 44-jährige, in Mailand lebende Autor in seinem dritten in deutscher Übersetzung erschienenen Roman. Es geht um Arbeitsemigration und deren schwerwiegende Folgen. Im Mittelpunkt des...

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  • 26.05.22
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Kultur

Zum 80. Geburtstag des Schriftstellers John Irving
Gelassener und zufrieden

„Das Schreiben wird leichter, wenn es die einzige Arbeit ist. Man wird anspruchsvoller, konzentrierter - man kann langsamer und sorgfältiger schreiben“, hatte der Schriftsteller John Irving kürzlich in einem Interview über altersbedingte Veränderungen in seinem Schreiben erklärt. „The Last Chairlift“ lautet der Titel seines neuen, noch nicht vollendeten Romans, dessen deutsche Übersetzung für 2023 avisiert ist. Darin steht eine Skirennläuferin im Mittelpunkt, der zwar keine große sportliche...

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  • 01.03.22
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Kultur

Stefanie vor Schultes vorzügliches Romandebüt
Leichen tropfen von den Bäumen

Es gibt sie doch noch, die so rar gewordenen Momente, wenn man aus dem immer unüberschaubarer werdenden Berg an Neuerscheinungen auf dem Buchmarkt auf ein echtes Juwel stößt, wenn man die berühmt-berüchtigte Stecknadel im Heuhaufen ausfindig gemacht hat. Die 47-jährige, mit ihrem Mann und ihren vier Kindern in Marburg lebende Stefanie vor Schulte hat uns mit ihrem Romanerstling einen solchen Glücksmoment beschert. „Warum muss er finden, was niemand finden will. Warum muss er wissen, dass die...

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  • 04.01.22
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Kultur

Bernhard Schlinks Roman „Die Enkelin“
Der verständnisvolle Kaspar

Der inzwischen 77-jährige Bernhard Schlink hält in seinem neuen Roman mehr als dreißig Jahre nach dem Mauerfall ein leidenschaftliches Plädoyer für ein verständnisvolles, vorurteilsfreies Miteinander. „Versöhnen, nicht spalten“, lautete einst die Losung des Ex-Bundespräsidenten Johannes Rau. Und auf einen Rund-um-Versöhnungskurs schickt Schlink auch den männlichen Protagonisten seines Romans, den Buchhändler Kaspar. Irgendwie schafft es dieser Autor immer wieder, aktuelle, kontrovers...

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  • 28.10.21
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Kultur

Vor 125 Jahren wurde der amerikanische Erfolgsautor Scott Fitzgerald (am 24.9.) geboren
Ein großer Unvollendeter

„Er war immer mein Lieblingsschriftsteller“, erklärte einmal die Filmemacherin und Autorin Doris Dörrie über den Amerikaner Francis Scott Fitzgerald, der zeitlebens ein unglücklicher Mensch war. Zunächst, weil er als junger Student in Princeton nicht den erhofften Erfolg in der Footballmannschaft hatte, dann fühlte er sich als Werbetexter unterfordert, und später verfiel er dem Alkohol, weil seine Ehefrau Zelda in der Psychiatrie endete. Im September 1913 begann Fitzgerald, der am 24. September...

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  • 11.09.21
Kultur

Moritz Hegers Roman „Aus der Mitte des Sees“
Bleiben oder gehen?

Um es gleich vorweg zu nehmen, der zweite Roman des 50-jährigen Stuttgarter Autors Moritz Heger hat nur eine (im konventionellen Sinn) spärliche Handlung und kommt daher nur äußerst behäbig in Fahrt. Ein Mönch zieht monologisierend Bilanz. Dabei geht es weniger um Religion, sondern um Lebensentwürfe, Vertrauen und den inneren Zwiespalt zwischen Nähe und Einsamkeit. Autor Moritz Heger, im Hauptberuf noch als Gymnasiallehrer für Deutsch und evangelische Religion tätig, hat die Idee zu diesem...

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  • 16.06.21
Kultur

Sasha Filipenkos Roman „Der ehemalige Sohn“
Ein Land im Koma

„Als ich damals versuchte zu schreiben, wie es ist, konnte ich eigentlich schon davon ausgehen, dass ich auch erzähle, was passieren wird. Für mich als Autor ist es natürlich super, dass mein Roman jetzt so aktuell ist“, erklärte der Autor Sasha Filipenko kürzlich. Man muss gleich vorweg schicken, dass dieser Roman bereits vor sieben Jahren im Original erschienen ist. Warum das wichtig ist? Filipenkos Roman spielt in Belarus, und die von ihm beschriebenen politisch-gesellschaftlichen...

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  • 22.04.21
Kultur

Vor 100 Jahren wurde die Schriftstellerin Patricia Highsmith geboren (am 19. Januar)
Mord als Liebesspiel

Sie war exzentrisch und menschenscheu, hedonistisch und depressiv. Sie liebte Katzen, hasste Kinder und bezeichnete Mord als eine „Art des Liebesspiels, eine Art des Besitzergreifens“. So rätselhaft wie das Leben der Schriftstellerin Patricia Highsmith war auch ihr weltweit erfolgreiches Werk. Keine andere Krimiautorin der Welt hat es zu solch großem literarischen Ansehen gebracht wie Patricia Highsmith. Ihre psychologisch fein gesponnenen Geschichten, in denen nicht selten der Täter als...

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  • 12.01.21
Kultur

Vor 100 Jahren wurde der Schriftsteller Friedrich Dürrenmatt geboren (5. Januar)
Humorvoller Tragiker

Er war mal spöttelnder Pessimist, mal tiefsinniger Grübler, vor allem aber ein außerordentlich humorvoller Tragiker - der bedeutende Schweizer Schriftsteller Friedrich Dürrenmatt, der am 5. Januar vor 100 Jahren geboren wurde und Bühnenwerke und Romane von bleibendem Wert verfasst hat. Umfangreiche Manuskripte lagen vielerorts in den Schubladen parat: Am 5. Januar 1991 wäre sein 70. Geburtstag zu feiern gewesen. Als hätte der begnadete Dramatiker seinen letzten Auftritt selbst perfekt...

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  • 02.01.21
Kultur

„Abschiedsfarben“ - die neuen Erzählungen von Bestsellerautor Bernhard Schlink (seit 22. Juli im Buchhandel)
Abschied, Schuld und Sühne

„Schuld ist ein Lebensthema. Es ist nicht das Lebensthema, und es ist auch nicht das Thema meiner Bücher, sondern nur eines“, hatte Bestsellerautor Bernhard Schlink vor zwei Jahren in einem Deutschlandfunk-Interview erklärt. Er war immerhin schon Mitte 40, als er seinen ersten Roman vorlegte, war bis zu seinem 65. Lebensjahr nicht einmal Berufsschriftsteller, und doch hat er mit „Der Vorleser“ einen der (vor allem auch international) erfolgreichsten deutschen Romane der letzten 25 Jahre...

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  • 23.07.20
Kultur

Hartmut Langes Novellen „Der Lichthof“
Irrfahrt mit dem Navigator

„Es gibt kein Problem, das man nicht aus der Welt schaffen kann. Man muss nur verstehen, worum es geht“, lässt der inzwischen 83-jährige Hartmut Lange eine seiner Figuren, den Politologen Ronnefelder gleich zweimal sagen. Das klingt lange-untypisch, fast simpel, beinahe wie ein Kalenderspruch aus einem philosophischen Ratgeber. Vom Berliner Novellisten ist man anderes gewohnt: jede Menge Düsternis, Rätselhaftigkeiten, tiefe seelische Abgründe und bisweilen schaurige Naturbeschreibungen, die er...

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  • 07.04.20
Kultur

Ian McEwans schmaler Anti-Brexit-Roman „Die Kakerlake“
Wenn aus Samsa Sams wird

"Als Jim Sams, klug, doch beileibe nicht tiefgründig, an diesem Morgen aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in eine ungeheure Kreatur verwandelt." Wer denkt bei diesem Romaneinstieg von Ian McEwan nicht sogleich an Kafkas „Verwandlung“ und die Hauptfigur Gregor Samsa, die plötzlich zum Käfer geworden war? Bei Jim Sams ist es genau andersherum, er ist plötzlich eine Kakerlake und schwingt als Premier in Downing Street 10 das Zepter der Macht. Um ihn herum hat sich alles verändert. Sams...

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  • 27.11.19
Kultur

Ian McEwans neuer Roman „Maschinen wie ich“
Nur die Beatles zum Leben erweckt

„Der erste wirklich funktionsfähige, künstliche Mensch mit überzeugender Intelligenz und glaubhaftem Äußeren, mit lebensechter Motorik und Mimik kam auf den Markt, eine Woche ehe unsere Truppen zu ihrer hoffnungslosen Falkland-Mission aufbrachen“, heißt es in Ian McEwans neuem, gleichermaßen faszinierenden wie gewagten Roman „Maschinen wie ich“. Der 70-jährige britische Autor, der ein Faible für Figuren in psychischen Grenzbereichen pflegt und uns wiederholt mit schockierenden Geschichten...

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  • 23.05.19
  • 1
Kultur

Ein Held namens Duschka

Erich Hackls Erzählung „Am Seil“ (erscheint am Mittwoch!) „Ihr Tod in der Gaskammer, das wäre auch Lucias, Reginas Schicksal gewesen. Hätte es ihn nicht gegeben, Reinhold Duschka.“ Mit diesem lapidar klingenden Satz lässt der Österreicher Erich Hackl seine Erzählung „Am Seil“ ausklingen. Zuvor hat er den Leser auf eine beklemmende Zeitreise geschickt, in der es um Leben und Tod, Vertrauen und Verrat geht.Wir befinden uns mit der Jüdin Regina Steinig, deren Tochter Lucia und dem Kunsthandwerker...

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  • 23.07.18
Kultur

Von Rügen nach Rom

Hartmut Langes Novellen „An der Prorer Wiek und anderswo“ "In der Unheimlichkeit steht das Dasein ursprünglich mit sich selbst zusammen." Dieser Heidegger-Satz, den Hartmut Lange 1994 seinen Erzählungen "Schnitzlers Würgeengel" vorangestellt hatte, könnte auch als Leitmotiv für den neuen, zehn Novellen umfassenden Band des Berliner Autors fungieren. Unheimlich, dunkel, geheimnisvoll und teilweise absurd geht es in den kurzen Texten zu, die diesmal nicht (wie so oft üblich) an den Seen und...

  • Wattenscheid
  • 11.04.18
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