Faustschläge von vorne und Angriff von hinten

Foto: Ulrich Bangert
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„Krav Maga“ ist eine zweckorientierte Selbstverteidigung. Im Rahmen der Serie „Der Stadtanzeiger will‘s wissen“ trainierte Mitarbeiterin Maren Menke bei der „Elite Krav Maga“ in Velbert mit. „Es ist weder Kampfsport noch Kampfkunst“, erklärt Trainer Haydar Balta. Daher gebe es auch keine Wettkämpfe, Regeln oder stilisierte Kämpfe gegen imaginäre Gegner, das Training bereite stattdessen auf einen möglichen Ernstfall vor. Dementsprechend ruppig geht es auch für Anfänger zu. „Ein Entführer packt schließlich auch nicht zaghaft zu“, erklärt Balta.
Es muss aber nicht nur eingesteckt, sondern auch ausgeteilt werden - oft die weitaus schwierigere Aufgabe. Denn derjenige, der den Angreifer spielt, darf auch nicht davor zurückschrecken, seinen Trainingspartner von hinten zu greifen.
„Krav Maga ist eine moderne Art der Selbstverteidigung, die von jedermann erlernt werden kann “, so Haydar Balta. Geschont wird bei dem Training keiner, denn jeder - egal ob Mann oder Frau, jung oder alt - könnte Opfer eines Überfalls werden. „Krav Maga ist keine Kampfkunst, sondern es geht darum, sich gegen Angreifer wehren zu können“, so Balta.
Direkt von vorne, aber auch heimtückisch von hinten werde ich daher nach einem intensiven, schweißtreibenden Aufwärmprogramm von meiner Trainingspartnerin Sheila angegriffen, um schließlich zu lernen, wie ich mich in solch einer Gefahrensituation verhalten sollte. Zwar nimmt die Zwölfjährige Rücksicht auf mich als Anfängerin, dennoch setzt sie viel Kraft ein. Natürlich wird immer streng darauf geachtet, dass sich niemand verletzt, aber eine realistische Situation erfordere eben einen ruppigen Umgang. Das eine Mal sind es gerade Faustschläge und das andere Mal ist es ein Haken von der Seite. „Deine Aufgabe ist es, dich in Sicherheit zu bringen“, erklärt der 39-jährige Trainer und zeigt einfache, aber effektive Handgriffe und Bewegungen. Und siehe da: Sheila wird bewegungsunfähig und hat keine Chance mehr, feste zuzupacken.
„So langsam läuft es bei einem Überfall natürlich nicht ab“, so Balta, der über die höchste Auszeichnung, den Advanced-Protect-Combat-Krav Maga Instructor, verfügt. Also wird das Ganze nochmal in schnell geübt. Und nochmal, und nochmal... „Wir wiederholen diese Übungseinheiten regelmäßig, damit die Teilnehmer im Ernstfall auch wirklich reflexartig reagieren können.“
Überraschenderweise ist das Angreifen weitaus schwieriger als das Verteidigen: „Das kostet Überwindung“, weiß Sheila. „Aber trau dich ruhig.“ Also packe ich die Zwölfjährige und innerhalb weniger Sekunden dreht sie mich, zwingt mich in die Knie und zeigt mir, wie leicht es nun für sie wäre, mir mit der Faust ins Genick zu schlagen. „Das Training zahlt sich aus.“
Nach und nach wird mir immer mehr abverlangt: Ich boxe gegen den einen Angreifer, da kommt auch schon der nächste von der Seite und kaum ist dieser abgewehrt, packt mich jemand von hinten. Über eine Minute lässt mich Haydar Balta diese Stresssituation erleben.
„Mir ist bisher zum Glück noch nichts passiert“, so Teilnehmerin Karin Gerardi. „Aber das Training gibt mir dennoch ein Sicherheitsgefühl. Schließlich nimmt die Anzahl der Überfälle zu.“ Auch mit 59 Jahren würde sie hier noch viel lernen. „Krav Maga ist für jeden geeignet“, so Balta, der bereits zweimal als persönlicher Bodyguard des türkischen Ministerpräsidenten Erdogan bei dessen Besuchen in Deutschland eingesetzt war.
Wer sich selber davon überzeugen möchte, kann ein Probetraining absolvieren. Trainiert wird dienstags und freitags ab 20 Uhr an der Friedrichstraße 303 in Velbert. Mehr Informationen auf www.elite-krav-maga.de.

Autor:

Maren Menke aus Velbert

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