Lebensretter auf vier Pfoten

Für die Übung werden zwei Hundeführerinnen unter den Trümmern versteckt. | Foto: Ulrich Bangert
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Paula tänzelt aufgeregt neben ihrem Frauchen Dr. Karen Schemken. Als sie der Hündin das Halsband abnimmt, weiß sie: Jetzt gleich geht es los.
Mit Feuereifer ist der Boxer-Mischling bei der Sache, läuft flink und geschickt die Trümmerberge hinauf. Es dauert nur wenige Sekunden, da hat Paula gefunden, was sie gesucht hat: Unter einer Badewanne liegt ein lebender Mensch. Laut bellend zeigt sie dies ihrer Hundeführerin an.
Die Arbeit ist getan, jetzt folgt das Vergnügen: Mit Hilfe einer so genannten Beißwurst spielt Karen Schemken mit dem Hund. „Dieses Spiel ist der Grund für den Hund, weshalb er das alles überhaupt macht“, erklärt Carin Lemke, Truppenführerin der Fachgruppe Ortung beim Technischen Hilfswerk Ratingen. Positive Verstärkung wie bei Pawlow, zumindest in der Übung. Im Ernstfall haben die Helfer keine Beißwurst dabei.
„Wir sind sehr froh, wenn wir die Möglichkeit erhalten, auf Abbruch-Grundstücken zu trainieren“, sagt Lemke. Diese Gelegenheit biete sich nur sehr selten. Jetzt hatte die Ratinger Hundestaffel die Möglichkeit, auf dem Gelände der ehemaligen Firma Schlemper an der Noldestraße den Ernstfall zu simulieren. Sechs Hundeführerinnen kamen, bekleidet mit Schutzstiefeln, Schutzkleidung und Helmen, zu der Fläche, wo sich Trümmer meterhoch türmen. Das halbe Gebäude steht noch, der Rest „ist vergleichbar mit einem Szenario nach einer Explosion“, so die Truppenführerin. Ideale Bedingungen für die Übung. Zwei der engagierten Frauen spielen die Opfer, lassen sich unter den Trümmern begraben. Dann kommen die Hunde ins Spiel: Während die anderen Tiere in den Autos warten, kommt eine Hundeführerin nach der anderen mit ihrem vierbeinigen Freund zur Truppenführerin. Nach einer kurzen Einsatzbesprechung gibt die Hundeführerin mit dem Abnehmen des Halsbandes das Startsignal. „Was die Hunde in Übungen kennenlernen, stresst sie nicht mehr im Einsatz“, sagt Lemke.
Drei der Hunde vor Ort sind geprüft in Trümmer- und Flächensuche, die anderen drei befinden sich noch in der zweijährigen Ausbildung. Wichtige Voraussetzungen sind ein ausgeprägter Spieltrieb und ein guter Gehorsam. „Außerdem sollten die Hunde geschickt, arbeitsfreudig, wesensstark, sozial und selbstbewusst sein“, erklärt die Velberter Tierärztin Schemken, die mit Paula seit vier Jahren Teil der Hundestaffel ist und sich schon lange für diese Arbeit interessiert.
Dabei handelt es sich um ein reines Ehrenamt. Ein sehr wichtiges, wie die letzten Einsätze der THW-Staffel zeigen: Bei einer Vermisstensuche in Leverkusen halfen die tierischen Spürnasen ebenso mit wie nach einer Gasexplosion in Brühl, bei der mehrere Menschen ums Leben kamen. Und auch bei der Suche nach Kassandra in Neviges war das Ratinger THW mit zwei Hundeführern im Einsatz.
Dass die Arbeit der Lebensretter manchmal auch gefährlich ist, wird bei der Übung auch deutlich. Scheinbar mit Leichtigkeit bewältigen die Hunde den ungleichen Untergrund, dabei kann ein falscher Schritt weitreichende Folgen haben. So ist das Tier von Carin Lemke schon einmal aus dem ersten Stockwerk abgestürzt. „Verletzungen sind aber selten“, weiß Lemke. „Ein Schutzengel ist bei unserer Arbeit immer mit dabei.“

Autor:

Miriam Dabitsch aus Velbert

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