Bei Rente Mord!!

Reinhard Junge vor seiner alten "Penne" an der Lohackerstraße. FOTO: Peter Mohr
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Krimis gehören zu Reinhard Junge wie der Förderturm der Zeche Holland zu Wattenscheid. Viele Jahre schrieb er parallel zu seinem Job als Lehrer am Hellweg-Gymnasium. Nun hat er sein erstes Werk als „Rentner“ vorgelegt – den Roman „Achsenbruch“, mit viel Lokalkolorit, Witz, offenen und verstecken Anspielungen.

32 Jahre hat Junge am Hellweg-Gymnasium unterrichtet, hat Generationen von Schülern Deutsch, Latein und Russisch beigebracht und „nebenbei“ seit Mitte der 80er Jahre erfolgreiche Kriminalromane geschrieben, deren Handlung stets im Ruhrgebiet angesiedelt ist.
Der Roman „Das Ekel von Datteln“, den er zusammen mit dem erfolgreichen Drehbuchautor Leo P. Ard (Jürgen Pomorin) verfasst hat, war der erfolgreichste und zugleich maßstabsetzende Titel: Spannend, unterhaltsam, aber auch sozialkritisch.
An dieser Linie hat Junge, der seit Februar 2012 den beruflichen (Un)-Ruhestand genießt, bis heute festgehalten. Zehn Jahre hat er an seinem neuen Roman geschrieben. „Irgendwann ging es nicht mehr schneller. Da fiel mir die literarische Arbeit neben dem Schulalltag immer schwerer“, berichtet der heute 66-jährige.
Sein neuer Roman „Achsenbruch“ spielt in Bochum, und der Titel hat nichts mit einer Autopanne zu tun. „Wenn in Bochum die Achse zwischen Rathaus und Wirtschaft mal bricht, wird sofort eine neue eingebaut“, lautet auf der letzten Seite des Buches das Resümee des ermittelnden Kommissars Lohkamp.
„Hier kenne ich mich am besten aus, aber die Handlung könnte auch in Duisburg oder in Bielefeld angesiedelt werden“, meint der in Höntrop wohnende Autor.

Wem galt die Bombe?

Im Roman, der mit einer Startauflage von 6000 Exemplaren erschienen ist, geht es um dubiose Verflechtungen auf kommunaler Ebene. Handlungsauslöser ist eine explodierende Bombe. Wem galt der Anschlag? Tatsächlich dem getöteten Anwalt, dem Lebensgefährten der Oberbürgermeisterin?
Ein Krimi sei immer ein Spiel mit der Wirklichkeit, erklärt Junge und versucht damit die Handlung ein wenig mehr in den Bereich der totalen Fiktion zu rücken. Wer die „Bochumer Realität“ allerdings zwischen den Buchdeckeln sucht, der wird - mal stärker, mal weniger verfremdet – ganz sicher fündig: die Handlungsschauplätze, die Oberbürgermeisterin, der Fraktionsvorsitzende namens Flessek, der Polizeipräsident, der auf den Namen Flenner hört und die fernsehbekannten Streifenpolizisten Larry und Lotto. Alles kein Zufall.

„Wenn sich ein paar Leute ärgern, ist es in Ordnung“, weiß Junge (schmunzelnd) aus seinen Erfahrungen mit zurückliegenden Werken zu berichten, in denen sich so mancher Zeitgenosse wiederzuerkennen glaubte.
„Man muss doch nur aufmerksam die Zeitung lesen, Nachrichten hören und etwas im Internet recherchieren, dann stößt man fast zwangsläufig auf interessante Themen“, so Junge, für dessen Krimi-Arbeit es wichtig ist, dass er am Beginn ein grobes Handlungsgerüst vor Augen hat. „Danach verselbständigt sich vieles. Beim Schreiben entstehen zusätzliche Figuren und auch neue Handlungsschlenker“, berichtet Junge über seine Arbeitsweise.
Und der „Rentner“ hat reichlich Pläne. Er arbeitet derzeit mit seiner Lebensgefährtin Christiane Bogenstahl an einem Jugendbuch, danach will er sich den Memoiren seines Vaters widmen. Nach einem möglichen Thema für einen neuen Krimi befragt, antwortet Junge: „Vielleicht ein Blutbad in der Arnsberger Schulbehörde oder im Kultusministerium.“ Junge-Krimis sind eben immer schon ein Spiel mit der Wirklichkeit gewesen. Und was hat sich sonst seit der Pensionierung in Reinhard Junges Leben verändert?
Er sei jetzt fast nur noch mit dem Fahrrad unterwegs, weil er ein wenig an seiner Fitness arbeiten wolle, erklärt der passionierte Roth-Händle-Raucher, während er sich mit einem schelmischen Grinsen den nächsten Glimmstengel anzündet.

Reinhard Junge: Achsenbruch. Roman,. Grafit Verlag, Dortmund 2013, 414 Seiten, 11,99 Euro

Reinhard Junge vor seiner alten "Penne" an der Lohackerstraße. FOTO: Peter Mohr
Autor:

Peter Mohr aus Wattenscheid

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