Formel 4 hautnah

Der Umstieg vom Kart auf den großen Wagen ist geglückt: Lirim Zendeli startet seit dem Jahr 2016 in der Formel 4. | Foto: privat
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  • Der Umstieg vom Kart auf den großen Wagen ist geglückt: Lirim Zendeli startet seit dem Jahr 2016 in der Formel 4.
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Fitness und fahrerisches Können stehen bei dem 17-jährigen Lirim Zendeli ganz oben auf der Liste, wenn es um seine Zukunftspläne geht. Der gebürtige Bochumer startet aktuell in Rennen der deutschen und italienischen Meisterschaften der Formel 4.

Nach seinem erfolgreichen Jahr 2016 wurde Lirim Zendeli als einer von sechs Kandidaten aus Deutschland in den Kader der Deutschen Post Speed Academy aufgenommen. Dies ist eines der wichtigsten deutschen Förderprogramme für Nachwuchs-Motorsportler.
Im Stadtspiegel-Interview erzählt Lirim Zendeli von seiner Begeisterung für den Rennsport und seine Ziele.

Wie sind Sie zum Motorsport gekommen?
Lirim Zendeli:
Die Leidenschaft für den Motorsport war irgendwie schon immer da. Meine Ambitionen, selbst Motorsportler zu werden, entwickelten sich schon in ganz jungen Jahren, da ich schon als kleines Kind Autos total spannend fand und mit meinem Papa die Formel 1 schaute. Wie es bei den Meisten ist, bin auch ich über den Kartsport zum Motorsport gekommen. Angefangen aus Spaß mit einem Leihkart, wurde es von Jahr zu Jahr durch einige Erfolgserlebnisse, aber auch dadurch, dass ich international für größere Teams im Einsatz war, immer ernster, professioneller und auch finanziell belastender. Im Alter von zwölf bis 15 war ich bei der deutschen Kart Meis-terschaft, beim ADAC Kart Masters und bei der World Series Kart unterwegs. 2016 kam dann der Umstieg vom Kartsport zu den großen Wagen: mein erstes Jahr bei der ADAC Formel 4. Mein jetziges zweites Jahr bei der ADAC Formel 4 beendete ich als bester Deutscher auf Gesamtrang 4.

Schildern Sie doch einmal Ihren Werdegang.
Lirim Zendeli:
Geboren und aufgewachsen bin ich in Bochum. 2017 habe ich erfolgreich das Abitur am Heinrich-von-Kleist-Gymnasium gemacht und arbeite nun seit ca. zwei Jahren als Bürohilfe bei meinem Vater (selbstständig im Trockenbau). Ich habe mir erstmal nach meinem Abitur eine Pause vorgenommen, sodass ich neben dem Motorsport nicht zu viel um die Ohren habe und damit ich meine Ziele als Rennfahrer nicht aus den Augen verliere. Da dieser Sport im Nachwuchsbereich, also bevor man bezahlter Rennfahrer wird, leider eine sehr unsichere Plattform ist, werde ich mich mit einem Studium im Bauingenieurswesen absichern, um für den Fall, dass es mit der Karriere als Profi-Rennfahrer nicht klappt, denselben Weg wie mein Vater einzuschlagen. Im Motorsport selbst war die Aufnahme in die Deutsche Post Speed Academy ein riesiger Schritt für mich. Das ist das wichtigste Nachwuchs-Förderprogramm im europäischen Motorsport. Ich werde dort von Experten gecoacht und eine Top-Fachjury – unter anderem mit Ex-Formel-1-Pilot Timo Glock und Norbert Haug - unterstützt mich nicht nur im Rennsport selbst. In vielen unterschiedlichen Workshops lernen wir alles, was zum Sport gehört: öffentliche Kommunikation, Personality und eben auch den sportlichen Teil.

Welche großen Herausforderungen warten 2017 und 2018 auf Sie?
Lirim Zendeli:
Da ich nun mein zweites Jahr in der Formel 4 beendet habe, muss ich schauen, dass ich in höhere Klassen wie z.B. die Formel 3 umsteige. Die große Herausforderung wird jedoch sein, dass ich mich entscheiden muss, ob ich weiter den Formelsport gehe oder auf Tourenwagen (GT) umsteige. Das Problem beim Formelsport ist, dass er wesentlich teurer ist und die höheren Klassen, in die ich jetzt umsteigen müsste, ohne Sponsoren nicht finanzierbar ist. Sollte ich in den GT Sport wechseln, bringt das wieder neue Herausforderungen mit sich, da ich mich auf ein komplett neues Auto umstellen muss. Fahrweise, Renntaktik und vieles Weitere sind dann anders.

Erklären Sie doch für einen Laien einmal, welche Faktoren beim Motorsport besonders wichtig sind.
Lirim Zendeli:
Bei den unterschiedlichen Serien, wie z.B. bei der Formel 4, sind die Testtage, die man absolvieren kann, theoretisch unbegrenzt. Wohlgemerkt: Das Budget spielt so ziemlich die wichtigste Rolle im Motorsport. Man nimmt sich die Rennstrecken vor, die man auch im Rennen fährt, um dort ein gutes Setup für das Rennen hinzustellen und damit auch der Fahrer seine Fahrweise für die jeweiligen Rennstrecken perfektioniert. Fahrverhalten des Autos, Fahrweise des Fahrers und viele weitere Dinge kann man sehr genau nach dem Fahren auf dem PC anschauen, auswerten und im besten Fall beim nächsten Fahren verbessern.
Altersbeschränkung gibt es nur bei den Nachwuchsserien, so muss man z.B. mindestens 15 Jahre alt sein (und eine Rennlizenz besitzen), um bei Formel-4-Rennen teilnehmen zu dürfen. Im Kartsport kann man, je nach Klasse, schon mit acht Jahren seine ersten Rennen fahren.
Neben den Rennen und Streckentests ist ein Faktor, der wirklich nicht zu unterschätzen ist, die Unterstützung aus meinem Umfeld. Da geht es um Sponsoren, genauso wie um das persönliche Umfeld, Familie und Freunde. Sowohl emotional als auch finanziell schafft man es in diesem Sport einfach nicht alleine. Deswegen sind gute Partnerschaften das A und O.
Beim Motorsport wird außerdem sehr viel auf Sicherheit geachtet. Feuerfeste Unterwäsche, Rennschuhe, Handschuhe und Overall (Anzug) sind Pflicht. Dazu muss man auch einen Carbon-Helm und speziellen - zum Helm passenden - Nackenschutz tragen. Mit einem Carbon-Monocoque und einem angepasstem Sitz ist man neben Feuer auch vor einem Hochgeschwindigkeitscrash geschützt.
Ein Rennfahrer muss also wirklich ein Gesamtpaket aus sportlichen, persönlichen und geschäftlichen Aspekten auffahren, um dann auch wirklich erfolgreich fahren zu können. 

Der Umstieg vom Kart auf den großen Wagen ist geglückt: Lirim Zendeli startet seit dem Jahr 2016 in der Formel 4. | Foto: privat
Vor Kurzem durfte Lirim Zendeli am Nürburgring seinen zweiten Laufsieg in diesem Jahr in der ADAC Formel 4 feiern, der ihm zum Sprung in der Meisterschaft zum besten Deutschen auf Rang 5 verhalf. | Foto: privat
Autor:

Lauke Baston aus Wattenscheid

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