Weseler Stiftungen wirken seit dem Mittelalter
Ein Überblick über die Gemeinschaften und Initiativen, die in der Kreisstadt Wirkung entfalten

Steinplatte von Eva Brinkman am Eingang des von den drei dargestellten Stiftungen getragenen Altenheims am Willibrordiplatz. | Foto: Stadtarchiv Wesel
  • Steinplatte von Eva Brinkman am Eingang des von den drei dargestellten Stiftungen getragenen Altenheims am Willibrordiplatz.
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Am 1. Oktober findet europaweit der Tag der Stiftungen statt. Er soll auf das Wirken von Stiftungen aufmerksam machen. Auch in Wesel gibt es zahlreiche Stiftungen, die zum Teil seit Jahrhunderten wertvolle Arbeit für die Gesellschaft leisten.

Privates Engagement für das Gemeinwohl durch Adelige, kirchliche Würdenträger und das Bürgertum gab es in Wesel bereits sehr früh. Die für das ausgehende Mittelalter überlieferten Zeugnisse Weseler Geschichte lassen das Bild einer reichen Hansestadt entstehen. Dennoch gab es innerhalb der Gemeinschaft bitterste Armut. Begüterte Bürger und die jeweiligen Räte schufen darum Einrichtungen und Stiftungen, um die schlimmste Not zu lindern.

Die älteste noch aktive Stiftung in Wesel ist die Offermann-Stiftung. Sie wurde bereits im Jahr 1443 von Dietrich und Luitgard Offermann gegründet.Obwohl die Gründer zu den wohlhabendsten Familien Wesels zählten, errichteten sie eine Unterkunft und kümmerten sich schon im Mittelalter um alte, kranke und arme Menschen.

Bis zum Zweiten Weltkrieg betrieb die Offermann-Stiftung ein eigenes Altenheim in Wesel. Heute noch engagiert sich die Stiftung für Hilfsbedürftige, Obdachlose und Menschen, die nicht für ihren Lebensunterhalt aufkommen können. Sie ist als Gesellschafter am Altenheim am Willibrordiplatz in der Weseler Innenstadt beteiligt. Hintergründe und weitere Informationen zur Stiftung finden Interessierte unter www.offermann-stiftung.de.

Auch die Weseler Cassiopeia-Stiftung hilft Menschen, die in vielen Bereichen in der Gesellschaft ausgegrenzt werden. Konkret fördert sie Projekte, die dem gleichberechtigten und selbstbestimmten Leben von Menschen mit Behinderung dienen. Unter anderem betreut sie Wohnprojekte für ein selbstbestimmtes Leben von Menschen mit Behinderung. Jede Bewohnerin, jeder Bewohner hat sein eigenes Apartment. Dabei ist der Wohnraum auf individuelle Bedürfnisse zugeschnitten. Daneben gibt es auch Gemeinschaftsräume. Wer helfen, spenden oder sich informieren möchte, findet unter www.cassiopeia-stiftung.de Informationen und Ansprechpartner.

In Wesel gibt es auch Stiftungen, die sich für den Erhalt historischer Bauwerke einsetzen. Der Willibrordi-Dom am Großen Markt wurde bei den Bombenangriffen während des Zweiten Weltkriegs fast vollständig zerstört.
Als die Stadt neu aufgebaut wurde, wurde auch der Willibrordi-Dom wiederaufgebaut.
1947 gründeten Bürgerinnen und Bürger den Willibrordi-Dombauverein. Seitdem setzt sich der Verein für den Erhalt der großen Stadtkirche ein. 1998 wurde zusätzlich die Dombau-Stiftung Wesel gegründet. Sie verfolgt das Ziel, ein sich selbst tragendes Stiftungskapital aufzubauen. Mit diesen Mitteln sollen Reparaturen am Dom finanziert werden. Der Dombauverein organisiert und führt die Baumaßnahmen durch. Zu den Gründungsstiftern gehören unter anderem die Stadt Wesel, die Verbands-Sparkasse Wesel (heute Niederrheinische Sparkasse RheinLippe) und die Evangelische Kirchengemeinde.
Wer mehr über die Arbeit des Dombauvereins und die Dombau-Stiftung Wesel erfahren möchte, findet weitere Informationen unter www.kirche-wesel.de.

In unmittelbarer Nähe des Doms befindet sich die Rekonstruktion der spätgotisch-flämischen Rathausfassade von 1455. Mit Hilfe von Bürgerinnen und Bürgern konnte die „alte“ Rathausfassade auf dem Marktplatz rekonstruiert werden. Eine Bürgerinitiative gründete die Bürgerstiftung Historisches Rathaus Wesel und sammelte Spenden. Rund 1,9 Millionen Euro flossen als Eigenanteil der Bürgerinnen und Bürger über die Stiftung in das Bauprojekt. Die übrigen Mittel wurden von der Stadt Wesel und dem Land Nordrhein-Westfalen getragen.
Die „alte“ Rathausfassade symbolisiert die glanzvolle Hansezeit der Stadt.
Bis heute prägt diese Zeit die Identität der Hansestadt Wesel. Nähere Informationen zum Projekt finden Interessierte unter www.historisches-rathaus-wesel.de.

In Wesel existieren aber auch Stiftungen, die ideelle Zwecke, wie die Völkerverständigung, verfolgen. In den 1990er Jahren entwickelte sich eine Partnerschaft zwischen dem Weseler Andreas-Vesalius-Gymnasium und dem Lyzeum Ketrzyn. Bis heute haben weit über 1000 Schülerinnen und Schüler an einem Austausch zwischen den beiden Schulen teilgenommen. Aus der Partnerschaft der Schulen ist inzwischen eine offizielle Städtepartnerschaft entstanden: 2002 schloss die Stadt Wesel mit der polnischen Gemeinde Ketrzyn eine Städtepartnerschaft. Ketrzyn war vor dem Zweiten Weltkrieg das ostpreußische Rastenburg. Bereits in den 1950er Jahren übernahm der Kreis Wesel für die vertriebenen Bewohner Rastenburgs eine Patenschaft.

2009 wurde im Rahmen des deutsch-polnischen Austausches die Stiftung Deutsch-Polnisches Jugendwerk Wesel-Ketrzyn gegründet. Mit der Stiftung soll der Austausch zwischen den Schulen und damit die Völkerverständigung unterstützt werden.
Digitale Medien sind nicht mehr aus dem Alltag wegzudenken. Dabei verlieren sich immer mehr Menschen – vor allem auch Kinder und Jugendliche – in der digitalen Welt. Wer die neuen Medien exzessiv nutzt, kann süchtig werden. Den Betroffenen fehlen in der Folge häufig Fantasie und Kreativität. Sie stumpfen ab und verlieren vor allem im sozialen Miteinander jeglichen Halt.

Die Bürgerstiftung KREAKTIV setzt mit ihren Freizeitbeschäftigungen ein Zeichen gegen diesen Trend. Das Team um Josef Hermsen versucht mit analogen, kreativen Angeboten, die Fantasie von Kindern und Jugendlichen anzuregen. In diesem Jahr führte die Bürgerstiftung bereits viele interessante Veranstaltungen durch, unter anderem ein einwöchiges Zirkusprojekt, an dem rund 100 Kinder teilnahmen.

Bürgerinnen und Bürger können noch bis zum 24. Oktober 2019 für die Bürgerstiftung KREAKTIV beim Deutschen Engagementpreis abstimmen. Der Deutsche Engagementpreis ist der Dachpreis für bürgerschaftliches Engagement in Deutschland. Die breit aufgestellte Auszeichnung mit bundesweiter Beteiligung stärkt die Wertschätzung von freiwilligem Engagement und rückt den vorbildlichen Einsatz für das Gemeinwohl ins Licht der Öffentlichkeit. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert. Abgestimmt werden kann online unter www.deutscher-engagementpreis.de.

Zahlreiche weitere Stiftungen gibt es in Wesel. Oft wirken sie im Verborgenen.
Wer mehr über Stiftungen erfahren möchte, findet im Stiftungsverzeichnis des Landes Nordrhein-Westfalen, www.im.nrw/stiftungsverzeichnis, alle Stiftungen, die ihren Sitz in Nordrhein-Westfalen haben.

Autor:

Lokalkompass Kreis Wesel aus Wesel

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