Hähnchenmast in Nordbrock: eine Niederlange für Tierschutz und Moral

Wie ist es möglich, dass Lebensmitteldiscounter Hähnchenfleisch oft billiger anbieten als Katzenfutter? Falle alle konventionellen Hühnerfleischprodukte stammen aus industrieller Intensivmast.

Bis zu 22 Hühner drängen sich auf einem Quadratmeter in qualvoller Enge bei künstlichem Dämmerlicht, fernab von der Wahrnehmung des natürlichen Tageszeitenrhythmus. Nicht anders soll es den 80.000 Masthähnchen des Landwirts Erwin Völkner ergehen, der den Bau zweier gigantischer Masthallen auf seinem Gut in Nordbrock plant.

Anlässlich des Erörterungstermins zum Bau der Anlage saßen sich am 12.09.2011 im Hamminkelner Ratssaal gute fünf Stunden die Parteien gegenüber: Landwirt Völkner umgeben von Experten und Gutachtern aus den Bereichen wie Immissionsschutz, Landwirtschaft und Artenschutz; dagegen die Einwender, Grüne-Politiker Johannes Flaswinkel, die unmittelbar durch die geplante Anlage betroffene Arnika Schürmann sowie Tierschützerin Silja Meyer-Suchsland. Auch interessierte Bürger verfolgten den überwiegend sachlich geführten Austausch der Argumente.

Für die Gegner der Mastanlage standen überwiegend Umweltgesichtspunkte wie gefährliche Keimausbreitung, Landschaftsverschandelung sowie Tierschutzbelange im Vordergrund. Aber auch erhöhte Anforderungen an die Mastanlage selber wie ein direktes Brandmeldesystem oder die Untersuchung der anfallenden Abfälle auf Keime wurden von ihnen verlangt. Relativ klar sah die Rechtslage für die Befürworter der Mastanlage aus: Beeinträchtigungen für die angrenzende Natur, die Gesundheit der Anwohner sowie für die Artenvielfalt wurden kurzum verneint.

Dr. Lothar Krieger, Koordinator für Immissionsschutz beim Kreis Wesel, der in voraussichtlich sieben Monaten entscheiden wird, fand klare Worte:“ Wenn alle Vorschriften eingehalten sind, müssen wir genehmigen“.

Für die Gegner der Mastanlage nur schwer zu akzeptieren: Platz für Tierschutzaspekte oder moralische Gesichtspunkte herrscht in einem Genehmigungsverfahren nicht. Es kann daher nur an den Verbraucher appelliert werden, Fleisch aus Massentierhaltung in den Kühlregalen liegen zu lassen.

Autor:

Silja Meyer-Suchsland aus Wesel

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