Handelsverband Niederrhein - Jahresergebnis 2021
Trotz Pandemie herrscht "verhaltener Optimismus" im regionalen Einzelhandel

Doris Lewitzky | Foto: LK-Archiv
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In einer Jahrespresseinformation gab der Handelsverband NRW Niederrhein e. V. die Ergebnisse seiner Jahresumfrage bekannt. Diese hatte der Verband bei seinen Mitgliedsunternehmen zu Jahresbeginn durchgeführt.

Doris Lewitzky, Geschäftsführerin des Verbandes: „Unsere Jahresumfrage hat gezeigt, dass die Umsätze im Einzelhandel in 2021 je nach Branche und Standort sehr unterschiedlich ausgefallen sind, es insgesamt für den stationären Einzelhandel jedoch ein sehr schwieriges Jahr gewesen ist.“„Rund 60% der befragten Unternehmen hätten eine negative Umsatzentwicklung verzeichnet.“ so Lewitzky weiter.

30 Prozent melden ein leichtes Umsatzplus

Die Zahl der Unternehmen, die zumindest das Vorjahresergebnis (2020) erreichten bzw. ein leichtes Umsatzplus erzielen konnten, lag bei rd. 35 %

Im Jahresverlauf zeigte sich der Umsatz auch in der 2. Jahreshälfte nicht so stark, was auf einen erheblichen Frequenz- und Umsatzeinbruch im Weihnachtsgeschäft, insbesondere nach Einführung der 2G-Regelung zurück zu führen sei. Besonders betroffen sei hier der innerstädtische Bekleidungseinzelhandel gewesen.

Ausbildungsquote leicht unter Vorjahresniveau 

Wie Lewitzky konstatierte, bildet der Einzelhandel nach wie vor auf hohem Niveau aus.
„Mit 922 neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen im Kammerbezirk sind die Auswirkungen beim Abschluss von Ausbildungsverträgen pandemiebedingt zwar vorhanden, von einem Einbruch kann jedoch nicht gesprochen werden. Vielmehr wird im Handel qualifizierter Nachwuchs nachfragt und dieser gibt Jugendlichen eine Perspektive und gute Aufstiegsmöglichkeiten. Die Ausbildungsbereitschaft im Handel ist weiterhin hoch.“
Auf 29 abgeschlossene Ausbildungsverträge kam das neue Berufsbild Kaufmann/Kauffrau im E-Commerce.

Erwartungen für 2022

Wie die Umfrage ergab, gehen die Einzelhändler am Niederrhein verhalten optimistisch ins Jahr 2022. 60 % der Befragten erwarten für das 1. Halbjahr 2022 steigende oder gleichbleibende Umsätze. Jeder 5. Einzelhändler geht mit Optimismus in das Geschäftsjahr 2020.
Die Zahl der Unternehmer mit pessimistischen Erwartungen liegt bei rd. 33 %. Insbesondere die Auswirkungen von 2G haben den Einzelhandel zu Anfang des Jahres 2022 schwer belastet, es fehlt an Kundenfrequenz und die Kosten für die Umsetzung der pandemiebedingten Maßnahmen stellen eine zusätzlich Belastung für die Unternehmen dar.

Sorge bereiten die Leerstände im Einzelhandel

Nach einer Einschätzung des Handelsverbandes Deutschland HDE könnten allein im Jahr 2022 rd. 16.000 Verkaufsstandorte schließen, dies wären dann seit 2015 insgesamt 60.000 Geschäfte.

Auch am Niederrhein sind die Leerstände, meist in den sog. B- und C-Lagen, in den Einkaufslagen sichtbar. „Eine deutliche Botschaft an die lokalen Entscheidungsträger“, so Lewitzky. Aus den Antworten der Unternehmer ginge eindeutig hervor, dass die gewachsenen Einkaufsbereiche attraktiver gestaltet werden müßten und hier werden auch die Kommunen und die lokale Politik in die Pflicht genommen. Insbesonder ein aktives und handlungsfähiges Stadtmarketing und City-Management werden hier angeführt, für zukunftsfähige und attraktive Innenstädte und Stadtteilzentren, ebenso wie die Erreichbarkeit der Städte und Schaffung einer angenehmen Aufenthaltsqualität.

Lewitzky: „Das Zusammenspiel aller Akteure ist gefragt. Die Eigentümer und politischen Entscheidungsträger sind aufgerufen, gemeinsam mit dem Handel und der Gastronomie die Weichen zu stellen und in die Innenstädte und Stadtteilzentren zu investieren. Urbanität bekommt man nicht zum Nulltarif.“

Internethandel gewinnt weiter

 „Viele Umsätze werden heute über das Internet abgewickelt und führen dazu, dass insbesondere der Fachhandel an Marktanteilen verloren hat“, so Lewitzky.

Der Bruttoumsatz mit Waren stieg im Onlinehandel 2021 auf den Rekordwert von 87,1 Mrd. Euro. Das entspricht einem Plus von 19,6 % Prozent gegenüber 2020. Dagegen verringerte sich der Umsatz im Stationären Handel um 1,1 % 2021 gegenüber 2020.
(Quelle: HDE-Berechnungen auf Basis von Destatis)

Lewitzky: „Die Pandemie hat als Brandbeschleuniger für diese Entwicklung gewirkt.“ Aus den Ergebnissen der Umfrage geht hervor, dass mehr als die Hälfte der stationären Händler das Thema Digitalisierung und Sichtbarkeit im Internet in unterschiedlichen Formen umgesetzt haben, wenn auch die dort generierten Umsätze lediglich bei 15% dieser Händler einen Anteil von 20 -50% des Gesamtumsatzes ausmachen. „Die Digitalisierung ist im stationären Handel angekommen. Neben eigenen Internet-Shops werden WhatsApp Business, Instagram, Ebay, Amazon als Nutzungsoptionen angegeben“ so Lewitzky. Über die beim Handelsverband installierten Digitalcoaches besteht für jeden Händler bei Interesse die Möglichkeit der individuellen Beratung und Unterstützung, um einen passgenauen Einstieg in die digitalen Bausteine zu erhalten, https://digitalcoachnrw.de/ .

Verkaufsoffene Sonntage

Auch die Möglichkeiten nach dem Ladenöffnungsgesetz, verkaufsoffene Sonntage durchzuführen, sind für den stationären Handel eine Chance, seine Leistungen zur „Schau zu stellen“ und dem Kunden Lust auf mehr zu machen. Gerade in direkter Konkurrenz zum sonntäglichen Online-Shopping, wo nachweislich erhebliche Umsätze getätigt werden, ist es für den Handel essentiell, an diesem Tag seine Angebote und die Vorzüge des stationären Einkaufens im Sinne eines Einkaufserlebnisses in entspannter Atmosphäre präsentieren zu können.“Wie die Jahresumfrage ergab, liegt die Durchführung verkaufsoffener Sonntage im Interesse vieler Einzelhändler,“ so die Verbandsvertreterin. „Unsere Forderung an die Landespolitik – weg mit dem Anlassbezug.“ Stattdessen sollte man eine begrenzte Anzahl von verkaufsoffenen Sonntagen im Jahr im Ladenöffnungsgesetzt NRW ermöglichen, um mehr Rechtssicherheit für die Werbe- und Interessengemeinschaften zu erhalten.

 Steuersenkungen sind angebracht

„Genauso gehört es zu den Erwartungen des Einzelhandels, dass das verfügbare Einkommen nicht durch weitere Steuern und kommunale Abgaben abgeschöpft wird“, so Lewitzky. Nur wenn das verfügbare Einkommen steigen würde, könnte es dem Konsum zugeführt werden und die Binnennachfrage steigern. Die aktuell hohen Preis für Strom und Sprit schwächen das Konsumverhalten der Verbraucher und belasten den Einzelhandel zusätzlich.

Lewitzky: „Der gut laufende Konsum stützt die gesamte Volkswirtschaft. Damit das auch in Zukunft so bleibt, muss die Politik die Kaufkraft der Verbraucher stärken.“

Der Handelsverband Niederrhein

Der Handelsverband NRW Niederrhein e.V. ist der örtliche Wirtschafts- und Arbeitgeberverband des Einzelhandels und der Dienstleistungsunternehmen. Er ist für Duisburg und den Kreis Wesel zuständig. Die Mitgliedschaft im Verband ist freiwillig.

Der Verband repräsentiert rund 2.200 Betriebe des Einzelhandels in Duisburg mit 2,8 Milliarden Euro Jahresumsatz und ca. 11.400 Beschäftigten. Im Kreis Wesel sind es rund 2.600 Betriebe mit rund 2,5 Milliarden Euro Umsatz und 10.000 Beschäftigten.

Doris Lewitzky | Foto: LK-Archiv
Foto: HC
Autor:

Lokalkompass Kreis Wesel aus Wesel

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