„Meine ganz persönliche Facebook-Story“ oder „Wie ich zum Facebook-Junkie wurde“

Gestern hatte ich mal wieder eine Begegnung der besonderen Art: Person - lange nicht gesehen - kurzer Smalltalk und dann vorm Weitergehen die Frage aller Fragen: „Bist du eigentlich bei Facebook?“ BITTEEEEE??? JA SICHER! UND OB! NA KLAR! WAS FÜR ´NE FRAGE‼ Aufhänger mir mal ein paar Gedanken darüber zu machen warum, wieso, weshalb eigentlich…
Facebook (im weiteren Verlauf nur noch FB genannt) ist mittlerweile ja so normal geworden, wie die Nutzung eines Handys. Apropos Handy: Ich weiß noch wie ich in den 70igern mit meinen Brüdern “Raumschiff Enterprise“ guckte und Kirk auf der Brücke ein “Telefon“ benutze, das aussah wie ein schnurloses Bügeleisen. Wir riefen alle: BOAH guck mal, ein Telefon ohne Schnur, sowas gibt es doch gar nicht und waren mächtig erstaunt und beeindruckt. Das die ganze Serie pure Utopie war haben wir damals vermutlich ignoriert. Und heute? Heute läuft jeder 8 jährige mit `nem Handy herum und weiß damit auch bestens umzugehen. Aber zurück zu FB: Wenn du noch kein Mitglied bist hörst du ja von “angeblich Ehemaligen“ nur das Schlimmste: Die mobben da ihre Mitmenschen, posten täglich nur ihr Mittagessen, Urlaubsfotos, dumme Sprüchebilder und HIMMEL - man hat ja gar keine Privatsphäre mehr. Ich bekam dieses Gefühl, das ich immer habe wenn es plötzlich an meiner Tür schellt und ich nicht weiß wer es sein könnte... vielleicht die Jehowa Zeugen oder der Bofrost-Mann (der mir immer und immer wieder seine Prospekte anbietet), und ich dachte: Bloß nicht aufmachen!
Trotzdem hat es mich dann irgendwann mal gepackt und - UNGLAUBLICH - es gibt keine Möglichkeit herauszufinden wann man sich eigentlich bei FB angemeldet hat. Also habe ich mal “zu meinen Anfängen“ gescrollt und kann anhand der ersten Bilder nun ein Zeitfenster abstecken. Irgendwann (so um 2014 rum) habe ich ein Minimalprofil erstellt und mich ein wenig umgesehen, habe FB dann für uninteressant befunden und mein Profil auf Eis gelegt. Anfang 2016 dann fing ich an, mich am SCALA Kulturspielhaus zu engagieren und übernahm dann auch ganz fix die Bearbeitung der Homepage und eben auch der FB-Seite und ZACK - war ich aktiv; musste ich ja mein Profil aktivieren um Zugriff auf die Seite zu haben. Anfangs nutzte ich FB allerdings wirklich ausnahmslos beruflich. Mit der Zeit fing ich an mir die vorgeschlagenen Mitteilungen, Bilder, Videos, anzusehen und mit dem wachsenden Freundeskreis vermehrten sich die Benachrichtigungen und mein Interesse an den Menschen dahinter. Hatte ich mir anfangs vorgenommen ausschließlich Anfragen von mir persönlich bekannten Leuten anzunehmen, bin ich dahingehend mittlerweile nicht mehr so verkrampft und habe bis dato auch noch keine schlechten Erfahrungen gemacht (Ach doch einmal, aber als die Person dann zu anstrengend wurde habe ich sie einfach geblockt - Ääätsch). Ganz im Gegenteil: Neulich, beim Gruppentreffen meiner geliebten Niederrhein Gruppe z. B., waren mir einige Mitglieder schon so vertraut, dass ich sie zur Begrüßung herzlich in die Arme nehmen konnte. Hemmschwelle gleich null, und da ich wusste wo die Leutkes ihren letzten Urlaub verbracht haben, was sie beruflich machen oder in der letzten Woche noch krank waren, gab`s auch sofort Gesprächsthemen. Klasse! Auch im SCALA passiert mir das immer wieder: Menschen, die ich über FB kennengelernt habe (Gruß an Elke & Ruth) stehen auf einmal vor mir und man lacht sich an, erfreut sich an der neuen realen Bekanntschaft und fühlt sich beschenkt.
Mittlerweile habe ich eine Kindheitsfreundin in Kalifornien ausgemacht, eine alte Jugendfreundin in der Schweiz wiederentdeckt und habe bei vielen meiner flüchtigen Bekannten “über den Tellerrand“ geschaut. Ich kenne jeden Winkel von Enno`s Wohnung (obwohl ich noch nie zu Besuch bei ihm war), fahre regelmäßig mit Marco und Sandra in den Urlaub (vorwiegend Fernost - ohne je einen Flug zu buchen), urteile mit Anke & Frank über die besten Weine und andere Spirituosen, blicke hinter die Kulissen von Micha`s Lehrer- und Rockeralltag, weiß wo Hildegart (mit “t“) ihren nächsten Auftritt hat und wann mein Lieblingsreporter (den ich 7 Tage die Woche morgens um 6 hier treffe) seine Beine mal hochlegt (und auch wie die Beine aussehen). Ich sehe wer wann mit wem wo feiert, wo ihr essen geht, welchen Sport ihr mögt, was euch gerade bewegt und manchmal auch um wen ihr trauert. Ich brauche keine Verabredung für eine Veranstaltung die mich interessiert, denn ich kann ja einfach hingehen und weiß, dass ich dort jemanden treffe den ich kenne, und, und, und…
…und soll ich euch was sagen: ICH FIND`S TOLL!!! ICH FIND`S MEGA, solange man für oder wegen FB nicht seine Real-Life-Kontakte vernachlässigt  Seit Anfang 2017 fernsehlos liege ich abends gerne mal auf meiner Couch und scrolle durch eure Mitteilungen, schaue mir eure Musik- und Videoempfehlungen an, lese eure Bücher, schreibe meine Einkaufszettel nach euren Kochtipps, sehe eure Haustiere, Kinder, Beziehungen wachsen, like und kommentiere eure Bilder und erfreue mich an euren Reaktionen zu meinen Beiträgen. Auch da werde ich zusehends mittteilungsfreudiger und zum Thema Privatsphäre fällt mir nur ein: Jeder so und so viel er mag; ich für meinen Teil verrate hier nichts, was ich euch nicht auch im Alltag erzählen würde. Punkt. Und sollte ich jemals wieder so einen Quatsch ankündigen, wie zwischen Weihnachten und Neujahr 2017 (eine Facebook-Whatsapp-Messenger-Telefonpause einlegen zu wollen - Immerhin habe ich 5 Tage durchgehalten*), haltet mich bitte rechtzeitig davon ab, ihr wisst ja wie ihr mich erreichen könnt...

*Das scheint sich hier auch so langsam zu einer Art Challenge zu entwickeln: Wer schafft ein längeres Time-Out bei Facebook. Wird dann später hier (mit vermutlich stolz geschwellter Brust) verkündet um dann das neidvolle Lob der "armen Mitstreiter" einzuholen, die das nicht hinkriegen... Nix mehr für mich, ich steh zu meiner "Sucht"!

Autor:

Heike Mühlen aus Wesel

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