Kulturgemeinde klagt: Nichts Genaues weiß man nicht

Dr. Gert Buhren, Vorsitzender der Kulturgemeinde (Mitte), und  Edelgard Bach (r.), Geschäftsführerin, können trotz Kürzungen ein Programm auf die Beine stellen. Spenden machen es möglich.
  • Dr. Gert Buhren, Vorsitzender der Kulturgemeinde (Mitte), und Edelgard Bach (r.), Geschäftsführerin, können trotz Kürzungen ein Programm auf die Beine stellen. Spenden machen es möglich.
  • hochgeladen von Walter Demtröder

„Nichts Genaues weiß man nicht“ - unter diesem Motto startet die Wittener Kulturgemeinde in die kommende Spielzeit. Denn die Genehmigung des Haushalts und damit die Höhe des Etats liegt noch nicht vor.
„Und so hätten wir im Prinzip keine Verträge mit den Bühnen abschließen können, was normalerweise einheitlich bis März hätte passieren müssen“, sagt Dr. Gert Buhren, erster Vorsitzender der Kulturgemeinde. Um überhaupt ein Programm auf die Bühne stellen zu können, wurde bei einer Mitgliederversammlung im Frühjahr beschlossen, eine Sicherheit aus den eigenen Reihen zu schaffen. Jeder der 1 700 Abonnenten wurde gebeten, sich mit 50 Euro, als Darlehen oder Spende, finanziell zu beteiligen. „Natürlich haben nicht alle mitgemacht, aber immerhin sind so 35000 Euro zusammengekommen, davon etwa ein Drittel als Spende. Dadurch konnten wir das Programm so abwickeln, wie wir es geplant haben.“
Die Rückzahlung der Darlehen allerdings muss noch auf sich warten lassen, da die Höhe der Zuschüsse für 2012 im August desselben Jahres noch nicht geklärt ist. Insgesamt sei aber mit deutlich weniger Geldern zu rechnen. Bis 2017 werden es etwa 15 Prozent sein und damit 30 Prozent weniger als der ursprüngliche Etat“, so Gert Buhren.
Was zur Folge hat, dass das Programm nicht in dem Umfang wie bisher aufrecht erhalten werden kann. Das größte Sorgenkind der Kulturgemeinde sind die Theaterveranstaltungen. „Hier ist seit Jahren ein Rückgang auf durchschnittlich 250 Besucher pro Veranstaltung zu verzeichnen“, klagt Gert Buhren, der die Umstände nach eigener Aussage primär auf „zuviel gutes Theater in Bochum und Dortmund“ ­zurückführt.
Die Musik- und Konzertvorstellungen dagegen sind meist gut besucht und tragen sich selbst, wie auch die Kindertheaterveranstaltungen.
Um potenzielle neue Abonnenten zu gewinnen, bietet die Kulturgemeinde in diesem Jahr zum ersten Mal ein Schnupper-Abo mit drei Veranstaltungen an, bei denen die Interessenten die freie Auswahl unter allen Kategorien (Schauspielring, Musikring C, Musikring D, Konzertring) haben. „Wir hoffen natürlich, dass das Schauspiel dadurch wieder besser besucht wird“, so der erste Vorsitzende.
Als „gescheitert“ erklärt er dagegen ein anderes Projekt. „Wir hatten in jeder Saison ein Stück eingebaut, bei dem die Vorlage Pflichtlektüre im Abi war. Aber die Resonanz von Seiten der Schulen war leider äußerst mager.“ Dennoch - mit Schillers „Kabale und Liebe“ ist am 3. Dezember auch in diesem Jahr ein „Abi-Pflichtlektüren-Stück“ im Programm.
Insgesamt präsentiert sich das Programm als eine kulturelle Mixtur, die Jung und Alt ansprechen soll. Theodor Storms „Der Schimmelreiter“, aufgeführt vom Theater des Ostens Berlin ist ebenso preisgekrönt wie das Musical „Makhulu“. Poppig-rockig gibt sich das Musical „Frühlings-Erwachen“, provokativ die Farce „Mein Kampf“ von George Tabori, ernst und schwer die Oper „La Traviata“ von Giuseppe Verdi. Dabei sind auch die Harlem Gospel Singers. Für Kinder gibt es Märchen à la „Schneeweißchen und Rosenrot“ und „Rumpelstilzchen, den „kleine Vampir“ oder „Urmel aus dem Eis“. Ebenfalls dabei sein wird der Musikkorps der Bundeswehr, der umsonst auftritt. „Den Erlös“, so Edelgard Bach, Geschäftsführerin der Kulturgemeinde, „spenden wir an „Jeki“ (Jedem Kind ein Instrument), bei den letzten beiden Malen sind bereits 7 000 Euro zusammengekommen.“
Intensiviert werden soll die Zusammenarbeit mit der freien Theaterszene. „Im Vorjahr waren es drei Veranstaltungen, und aufgrund der guten Resonanz planen wir, die Reihe im Frühjahr fortzusetzen“, sagt Gert Buhren.

Lesen Sie dazu auch die Glosse Guten Tag: Theater mit leeren Kassen

Autor:

Walter Demtröder aus Witten

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