Bipolare Störungen sind für Betroffene so gefährlich wie Drogen
Im Griff der Krankheit

Zwei Prozent der Bevölkerung in Deutschland leiden unter einer bipolaren Störung. Die Krankheit kann privat und beruflich weitreichende Spuren im Leben hinterlassen.  | Foto: Dahmen
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  • Zwei Prozent der Bevölkerung in Deutschland leiden unter einer bipolaren Störung. Die Krankheit kann privat und beruflich weitreichende Spuren im Leben hinterlassen.
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Karin, die in Wirklichkeit anders heißt, ist Xantenerin und hat erst seit wenigen Jahren ihre Diagnose. Sie berichtet über ihr Leben mit einer bipolaren Störung. „Schon immer wusste ich, dass ich für Stimmungsschwankungen anfällig bin."

Xanten. Diese Schwankungen äußerten sich bei Karin in Depressionen, Phasen der Traurigkeit, der inneren Leere und der Verzweiflung. "Dass meine Stimmung dann nach einer gewissen Zeit hochrauschte, fühlte sich für mich gesund an. In diesen Phasen schlief ich wenig und arbeitete viel, stieß viele Projekte an.

Zusammenbruch

Ich war mit Siebenmeilenstiefeln unterwegs – wobei ich mich oft überschätzte, meine Umgebung überforderte und hinterher vor Erschöpfung regelrecht zusammenbrach. Mein damaliger Mann verlangte nach Ruhe. Doch nach jedem meiner Projekt folgten Folgeprojekte und Luftschlösser - bis zum nächsten Absturz.“
Erst Jahre nach der Scheidung erfuhren Karin und ihr damaliger Mann, dass die Akademikerin schon viele Jahre fest im Griff der manisch-depressiven / bipolaren Erkrankung steckte, ohne selbst davon zu wissen. Hausärzte, Psychologen und Psychiater benötigen im Regelfall einen längeren Zeitraum für die korrekte Diagnose. Zwar erleben alle Betroffenen heftige Stimmungswechsel - manische Hochphasen und depressive Tiefpunkte - doch nicht immer sind sie für die Umgebung wahrnehmbar. Die Dauer und Intensität der Phasen kann variieren. Dazwischen folgen Phasen der Normalität – manchmal jahrelang.
Karin weiß aus eigener Erfahrung: „Leider wird diese Erkrankung in unserer Leistungsgesellschaft häufig übersehen. Überstunden und Ausnahmeleistungen werden positiv bewertet. Dass hinter Energieschüben eine handfeste und unheilbare psychiatrische Erkrankung stecken könnte, ahnen die Betroffenen und ihre Familien anfänglich kaum."

Strategien entwickeln

Es kann Jahre dauern, bis man versteht, dass das die Krankheit so gefährlich ist wie eine Droge. Sie kann Ehen, Familien, Freundeskreise und ganze Existenzen sprengen.
Eine Selbsthilfegruppe kann dabei helfen, Erfahrungen auszutauschen, Wissen zu teilen, Behandlungsmöglichkeiten zu diskutieren und Strategien für den Krisenfall zu entwickeln. Manchmal erkennen andere schneller als man selbst, wenn eine neue Episode sich ankündigt. Bei Erkennung der Frühwarnzeichen hat man eine gute Chance, mit Medikamenten gegenzusteuern. Gemeinsam ist man stärker als allein.

Hilfegruppe

Karin hat es geschafft, sich mit der Krankheit zu arrangieren. Sie hat sich eine starke, liebevolle Beziehung zu ihren Kindern erhalten und arbeitet nach wie vor in ihrem Traumberuf.
Ihre stabile Situation verdankt die auch einer Selbsthilfegruppe im Ruhrgebiet. Doch die Wege sind weit. Daher möchte Karin eine neue Selbsthilfegruppe für Betroffene und Angehörige in Xanten gründen.
Wer sich hierfür interessiert, kann sich bei der Selbsthilfe-Kontaktstelle unter der Telefonnummer: 02841/900016 bei Sandra Tinnefeld und Ute Gieffers melden.

Zwei Prozent der Bevölkerung in Deutschland leiden unter einer bipolaren Störung. Die Krankheit kann privat und beruflich weitreichende Spuren im Leben hinterlassen.  | Foto: Dahmen
Für diejenigen, die an einer bipolaren Störung leiden ist es wichtig Stabilität bei der Familie oder bei Freunden zu finden.  | Foto: Dahmen
Autor:

Lokalkompass Xanten aus Xanten

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