Ruhrgebietssttiftung ehrt Globalhistoriker
Frank Trentmann erhielt den Bochumer Historikerpreis

vlnr: Andrea Hohmeyer (Evonik), Bernd Tönjes (RAG-Stiftung), Frank Trentmann, Martin Paul (RUB-Rektor) | Foto: BIld: TheaStruchtemeier
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Im Rahmen einer Festveranstaltung am 15. November 2023 nahm der renommierte Globalhistoriker Frank Trentmann den  Bochumer Historikerpreis entgegen.  Die mit 30.000 Euro dotierte Auszeichnung würdigt das beeindruckende Lebenswerk des Historikers, der in Birkbeck, Universität London, sowie am Centre for Consumer Society Research der Universität Helsinki arbeitet. Die Stiftung Geschichte des Ruhrgebiets vergibt den Preis seit 2002 im Drei-Jahres-Rhythmus gemeinsam mit der Stadt Bochum, der Ruhr-Universität Bochum und dem Spezialchemieunternehmen Evonik. Schirmherr des Bochumer Historikerpreises ist der Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen Hendrik Wüst. Mit dem Preis werden alle drei Jahre herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte gewürdigt, die national wie international große Aufmerksamkeit gefunden haben. In seiner Festrede nahm der Preisträger Bezug zur Klimakrise. Der Vortrag wird später in der Schriftenreihe der Stiftung veröffentlicht werden.

Eine Geschichte des Konsums verfasst

Der Vorsitzende des Vorstandes der Stiftung Geschichte des Ruhrgebiets, Prof. Stefan Berger, begründete die Entscheidung der Preisstifter: „Wir zeichnen ein Werk von höchster, international anerkannter Exzellenz aus und einen Historiker, der als Public Intellectual national wie international weit über das akademische Fachmilieu hinaus Gehör findet. Sein bisheriges, in viele Sprachen übersetztes Hauptwerk „Empire of Things“ (deutscher Titel: „Herrschaft der Dinge“) leistet eine herausragende Synthese der Geschichte des Konsums seit dem 15. Jahrhundert bis in die Gegenwart aus einer globalen Perspektive. Dabei interessiert sich Trentmann für den Konsum nicht nur als wirtschaftliche, sondern auch als moralische und politische Kategorie, und untersucht beispielsweise die Folgen des Konsums für die Klimapolitik. Nicht zuletzt die hohe gesellschaftliche Aktualität seiner Themen und Forschungen machen sie auch für die historische Ruhrgebietsforschung in hohem Maße anschlussfähig.“

Christian Kullmann, Vorstandsvorsitzender des Spezialchemieunternehmens Evonik, das das Preisgeld zur Verfügung stellt, ergänzte: „Das Themenfeld und die globale Perspektive von Prof. Trentmann sind aus Sicht unseres Unternehmens hochspannend. Denn wir tragen mit unseren Produkten in weltweit über 100 Ländern dazu bei, zahlreiche Konsumartikel besser und nachhaltiger zu machen. Daher unterstützen wir die Verleihung des Bochumer Historikerpreises und die Arbeit der Stiftung Geschichte des Ruhrgebiets sehr gerne.“

Akademische Karriere

Frank Trentmann ist gebürtiger Hamburger. Er studierte Geschichtswissenschaft in Hamburg, London und Harvard. 1999 schloss Trentmann seine Promotion in Harvard ab mit einer Untersuchung über „The Erosion of Free Trade, Political Culture and Political Economy in Britain, c. 1897-1932“, die von Charles S. Maier betreut wurde. Nach dem Studium ging Trentmann als Assistant Professor an die Princeton University. Im Jahr 2000 wechselte er als Lecturer an das Birkbeck College der University of London. 2006 wurde er dort als Professor of History berufen, eine Position, die er bis heute wahrnimmt. Seit 2018 bekleidet er zusätzlich eine Professur am Centre for Consumer Society Research der University of Helsinki. Als Gastprofessor wirkte Trentmann außerdem u. a. am European University Institute in Florenz, an der École des hautes études en sciences sociales in Paris und an der Universität St. Gallen. Am California College for Technology (CalTech) in Pasadena war er Moore Scholar. Sein 2008 erschienenes Buch „Free Trade Nation“, in dem Trentmann zeigt, wie die Lehre vom Freihandel zum Aufblühen der demokratischen Kultur in Großbritannien im 19. Jahrhundert beitrug, bevor sie im Ersten Weltkrieg und in der nachfolgenden Weltwirtschaftskrise ihre prägende Überzeugungskraft einbüßte, wurde mit dem Whitfield Prize der Royal Historical Society ausgezeichnet. Sein monumentales Werk „Empire of Things“, das auf über 1.000 Seiten 600 Jahre Konsumgeschichte aus globaler Perspektive durchleuchtet, erhielt 2018 in Österreich das Prädikat „Wissenschaftsbuch des Jahres“. 2017 erkannte die Alexander-von-Humboldt-Stiftung Frank Trentmann den Humboldt-Forschungspreis zu.

Mit der Vergabe des 8. Bochumer Historikerpreises an Frank Trentmann ehrt die Stiftung Geschichte des Ruhrgebiets einen Wissenschaftler, dessen Werk die Konsumgeschichte empirisch und methodisch in herausragend bereicherte und auch für die künftige historische Ruhrgebietsforschung anregende Impulse bereithält.

Frank Trentmann folgt den bisherigen PreisträgerInnen Lutz Raphael (2020/21), Catherine Hall (2017), Marcel van der Linden (2014), Christoph Kleßmann (2011), Eric Hobsbawm (2008), Jürgen Kocka (2005) und Lutz Niethammer (2002).

Thea Struchtemeier

Autor:

Thea Struchtemeier aus Bochum

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