Stolperstein erinnert an Dr. Hans Buxbaum
Gleich dreifach stigmatisiert

Ein Stolperstein auf dem Vorplatz des Schauspielhauses erinnert nun an Dr. Hans Buxbaum. | Foto: Andreas Molatta
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Dr. Hans Buxbaum stand gleich dreifach im Fadenkreuz der Nationalsozialisten – als Jude, Sozialdemokrat und Homosexueller. Seit dem 14. Dezember erinnert ein Stolperstein vor dem Schauspielhaus an den Mann, der die Geschicke des Bochumer Theaters von 1926 bis 1933 als stellvertretender Intendant und Oberspielleiter maßgeblich mitprägte – und in der kollektiven Erinnerung der Stadt bislang dennoch kaum eine Rolle spielte.

Der Stolperstein ist nun ein willkommener Anlass, sich mit Hans Buxbaums Leben und Wirken näher zu beschäftigen: Der Diplom-Psychologe Jürgen Wenke, der den Stolperstein für Hans Buxbaum mitinitiiert hat, hat seine Recherchen über das Leben des engagierten Theatermannes im Internet zugänglich gemacht.
Dieser mit viel Empathie verfasste Lebensabriss über Hans Buxbaum, der ursprünglich eine juristische Laufbahn eingeschlagen hatte, dann aber seiner Leidenschaft für das Theater nachgab und nach seiner Regieausbildung in Dresden und Tätigkeiten in Kiel, Frankfurt am Main und Wiesbaden schließlich am Bochumer Schauspielhaus festangestellt wurde, war auch die Grundlage für die kurze Einführung in das Leben des Künstlers, die die Schauspielerinnen Karin Moog und Jele Brückner bei der Stolperstein-Verlegung vortrugen.

Saladin Schmitts Stellvertreter

In Bochum wurde Hans Buxbaum Stellvertreter des Intendanten Saladin Schmitt, der trotz seiner Homosexualität von den Nationalsozialisten im Amt belassen wurde und erst 1949 von Hans Schalla abgelöst wurde. Hans Buxbaum, dessen Inszenierungen in Bochum - und darüber hinaus - bei Publikum und Kritik gleichermaßen Anklang gefunden hatten, wurde bereits im März 1933 seines Amtes enthoben, wobei zunächst seine „nichtarische Abstammung“ ausschlaggebend war.
Im Frühjahr 1933 verließ der Regisseur daraufhin Bochum und es gelang ihm noch, einige Inszenierungen in Frankfurt am Main zu realisieren. Nachdem er zeitweise in Straßburg tätig gewesen war, übernahm er 1935 eine Stelle beim jüdischen Kulturbund Hamburg, wo seine Regiearbeiten große Anerkennung erfuhren. Hans Buxbaum brauchte als Künstler die deutsche Sprache und Kultur. Deshalb fiel es ihm schwer, seiner Heimat den Rücken zu kehren. Erst im Juni 1938 entschloss er sich – wohl auch aufgrund der zunehmenden Repressionen gegen Homosexuelle – Deutschland zu verlassen.

Politisch engagiert

Nach kurzem Aufenthalt in Dänemark kam er 1939 nach England, wo er sich von London aus gegen das nationalsozialistische Deutschland engagierte: Die BBC verpflichtete ihn für die Produktion deutschsprachiger Sendungen, die die Hörer über das Wesen des Dritten Reiches aufklären sollten.
Nach dem Krieg kehrte Hans Buxbaum noch einmal kurz nach Bochum zurück. Ob er sich eine Rückkehr ans Schauspielhaus hätte vorstellen können, bleibt unklar. Hans Buxbaum erlag bereits am 24. Juni 1947 in London einem Herzinfarkt. Er wurde nur 53 Jahre alt.

Stolpersteine in Bochum

Auf dem Vorplatz des Schauspielhauses erinnert ein anderer Stolperstein bereits seit 2004 an die 1867 geborene Schauspielerin Terka Csillag. Sie wurde als Jüdin von Bochum aus in das KZ Theresienstadt deportiert, wo sie vermutlich 1942 oder 1943 Suizid beging.
Bereits seit 1996 verlegt der Künstler Gunter Demnig Stolpersteine, um an Menschen zu erinnern, die vom Nationalsozialismus verfolgt, vertrieben und ermordet worden sind. Seit 2004 sind im Bochumer Stadtgebiet 314 Stolpersteine verlegt worden. Einmal im Jahr kommt Gunter Demnig nach Bochum; am 14. Dezember verlegte er 31 neue Stolpersteine, darunter den für Hans Buxbaum. Diese neuen Stolpersteine sind nun Teil des größten dezentralen Mahnmals der Welt, das sich über 24 Staaten Europas erstreckt. In Bochum übernehmen Schulklassen, Parteien, Vereine und Einzelpersonen die nötigen Recherchen zum Schicksal der NS-Opfer.

Zum Weiterlesen
Mehr über Dr. Hans Buxbaum auf: stolpersteine-homosexuelle.de/hans-buxbaum.

Autor:

Nathalie Memmer aus Bochum

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