im Hier und Jetzt Daniel Niemann und Kerstin Kuklinski wollen den Buddhismus in den Alltag holen

„Große Ideen kann man nicht ganz so klein verpacken - wir machen nicht nur ein Spielefest“, versprechen Kerstin Kuklinski (40) und Daniel Niemann (35), die das Familienfest „Hier und Jetzt“ rund um die Jahrhunderthalle konzipiert haben. Foto: Molatta | Foto: Molatta
  • „Große Ideen kann man nicht ganz so klein verpacken - wir machen nicht nur ein Spielefest“, versprechen Kerstin Kuklinski (40) und Daniel Niemann (35), die das Familienfest „Hier und Jetzt“ rund um die Jahrhunderthalle konzipiert haben. Foto: Molatta
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Es soll ein ganz besonderer Tag werden für die Besucher, das Familienfest der Ruhrtriennale am Sonntag, das unter dem Titel „Jetzt und Hier“ steht. Für zwei Bochumer wird es das auf jeden Fall: für die beiden Organisatoren Kerstin Kuklinski und Daniel Niemann. Bis zu 5000 Besucher werden rund um die Jahrhunderthalle erwartet. Für die beiden jungen Kunstvermittler ist es das größte Projekt, das sie bislang gemeinsam gestemmt haben. Die Nervosität hält sich in Grenzen - jede Menge Arbeit bestimmt die letzten Tage vor dem großen Fest.

Dabei liegt schon rund ein Jahr Vorbereitungszeit hinter den beiden, Anfang des Jahres begannen die Pläne konkrete Formen anzunehmen. „Wir wollen bei diesem Familienfest das komplexe Thema ‚Buddhismus‘ für jedermann zugänglich machen“, erläutern sie ihren Ansatz. „Aber es soll keine trockene Info-Veranstaltung werden und wir wollen auch niemanden bekehren“, macht Daniel Niemann, Erziehungswissenschaftler und Kunsttherapeut, deutlich. „Vielmehr wollen wir zeigen, wie sich zentrale Aspekte des Buddhismus wie Achtsamkeit oder Vergänglichkeit in unseren Alltag und unsere Alltagskultur transportieren lassen“, ergänzt die Kunsthistorikern Kerstin Kuklinski. „Da zitieren wir in unseren Texten auch schon mal ‚Meister Yoda‘, wenn es sich anbietet.“

Auch diese große Institution „Ruhrtriennale“ habe man für die Besucher des Familienfestes zugänglich machen wollen und möglichst viele Menschen ansprechen wollen, die sonst eher keinen Zugang zum Triennale-Geschehen haben. Daniel Niemann nennt dieses Vorgehen plakativ „barrierefrei - aber nicht anspruchslos“. Als Vorbild dient der „Tag im Park“, dessen Konzept ebenfalls auf die Kappe der beiden geht und der bereits drei Mal unter Beteiligung der Bochumer Symphoniker, dem Jungen Schauspielhaus und dem Kunstmuseum und im Stadtpark stattfand.

Das Programm, das rund um die Jahrhunderthalle stattfindet, richtet sich an Jung und Alt, an Kinder und ihre Eltern oder Großeltern: „Wir haben uns Aktionen ausgedacht, die für alle neu sind und bei denen keiner schon Experte sein und einen Wissensvorsprung haben kann“, macht Kerstin deutlich. „Bei einer Malaktion zum Beispiel wären Besucher im Vorteil, die bereits gut malen können - sie hätten die ‚schöneren‘ Bilder.“

Denn nicht die Perfektion und das Ergebnis stehen im Vordergrund, sondern das - gemeinsame - Erlebnis, das Mitmachen. „Wenn man einen Wischmopp zum Pinsel macht und damit Kalligraphien ‚schreiben‘ will, dann kann das nur unperfekt werden - aber gerade darin liegt ja der Reiz.“ Dinge, die entstehen, werden zudem immer wieder zerstört - etwa die Sandbilder auf Leuchtkästen. Mitmachen können die Besucher zum Beispiel auch beim Bogenschießen - bei dem alle Teilnehmer gemeinsam ein Farbbild entstehen lassen.

Bewusst haben Daniel und Kerstin in der Vorbereitung darauf geachtet, mit möglichst einfachen Materialien zu arbeiten - so werden beispielsweise Boote aus übrig gebliebenen Plakaten der letzten Triennale-Spielzeiten gefaltet. Und für das Foto-Projekt „Buddha reist an“, das bereits im Vorfeld gestartet ist und an dem sich die Besucher auch am Sonntag noch beteiligen können, wenn sie ihre Kameras mitbringen, greifen die beiden Kunstvermittler bewusst auf kitschige Mini-Plastik-Buddhas zurück. „Da haben die Leute der Triennale erst mal geschluckt, als wir im Vorfeld sagten, wir bräuchten mal 5000 dieser Figürchen, um sie unter die Leute zu bringen, und haben versucht, uns runterzuhandeln. Inzwischen haben sie noch mal 2000 Stück nachgeordert“, grinst Kerstin Kuklinski.

Voll des Lobes sind beide über die Zusammenarbeit mit dem Team der Triennale: „Wir sind dort mit offenen Armen empfangen worden und uns ist ein großer Vertrauensvorschuss entgegen gebracht worden.“ Früh haben sie ihr Konzept mit den Verantwortlichen der Dramaturgie und der Jungen Triennale besprochen - „und eigentlich ist so ziemlich alles durchgekommen, was wir geplant haben“, wundert sich Kerstin Kuklinski heute noch manchmal selbst darüber. „Die künstlerische Freiheit, die wir hier hatten, ist einfach enorm“, steuert Daniel Niemann bei. „Wir konnten sogar das Plakat und die Texte für die Veranstaltung selber gestalten.“

Für beide ist es nicht die erste Zusammenarbeit bei der Ruhrtriennale: „Ich kenne Cathrin Rose, die Leiterin der Jungen Triennale, schon seit Kindertagen. Wir wollten immer schon mal ein gemeinsames Projekt machen“, erzählt Kerstin. 2009 war es soweit, sie und Daniel steuerten eine Aktion zum Familienfest an der Jahrhunderthalle bei. Die Kreativität und die Professionalität der beiden Bochumer beindruckte auch Willy Decker derart, dass sie für diese Spielzeit den Auftrag erhielten, das komplette Fest zu verantworten. „Für uns beide ist es das größte Projekt, das wir je zusammen gemacht haben“, berichtet Daniel Niemann. Eine Herausforderung sei es, klar, doch gezögert? Nein, gezögert habe man keinen Moment.

Seit rund fünf Jahren arbeiten die beiden Freiberufler zusammen - vor allem in der Kunstvermittlung des Kunstmuseums Bochum - und ergänzen sich dabei perfekt: „Wir kommen aus unterschiedlichen Ecken - aber wir haben die gleiche Vorstellung davon, was Kunstvermittlung sein soll.“ Kerstin Kuklinski: „Ich habe in den 16 Jahren, in denen ich für das Museum Bochum arbeite, rund 1.500 Führungen gemacht und ich bin der festen Überzeugung, dass man jeden erreichen kann. Man muss sich nur auf sein Gegenüber einlassen - und kann kein 08/15-Programm abspulen.“ Ihr „Arbeitszwilling“ Daniel Niemann pflichtet ihr bei: „Wenn man etwas vermitteln will, hat man nur diesen einen Moment. Den muss man nutzen.“pe

Autor:

Petra Vesper aus Bochum

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