Karsten Riedel & Die Schneydboys in den Kammerspielen: Musikalische Grenzüberschreitungen

In den letzten Jahren hat sich Karsten Riedel in Bochum rar gemacht – als vielbeschäftigter Theatermusiker ist er inzwischen im gesamten deutschsprachigen Raum ein gefragter Mann. Jetzt gibt es die Gelegenheit, den ehemaligen Frontmann von „Alpha Boy School“ und Gründungsmitglied der „Frits“ wieder einmal an alter Wirkungsstätte zu erleben: Gemeinsam mit den „Schneydboys“, einem Ensemble aus vier Cellisten – unter anderem der Bochumer Symphoniker – spielt er am Dienstag, 27. Oktober, ein Konzert in den Kammerspielen. „The Style it takes“ lautet der programmatische Titel.

„Solange es kein besseres Wort gibt, kann man das, was wir machen, als Crossover bezeichnen“, meint Wolfgang Sellner, Cellist der Bochumer Symphoniker und einer der vier „Schneydboys“. Lou Reed steht bei ihnen neben Purcell, John Cale neben Karsten Riedels eigenen Vertonungen von Shakespeare-Gedichten: Die Trennung zwischen U- und E-Musik verwischt. „Wir richten uns an ein Publikum, das sonst eher nicht zu einem Kammerkonzert eines Celloquartetts kommen würde“, macht Wolfgang Sellner deutlich.
Kennen gelernt haben sich die Musiker am Bochumer Schauspielhaus. „Für einen der ‚Boten‘-Abende von Elmar Goerden hatte ich Cellisten gesucht, die mit mir spielen. Jörg Brinkmann und fünf andere standen spontan mit mir auf der Bühne“, erinnert sich Karsten Riedel. „Wolfgang saß im Publikum und kam hinterher auf mich zu.“ 2007 spielten die fünf erstmals im „Stanzwerk“ ein gemeinsames Konzert, zahlreiche weitere Auftritte folgten. „Doch irgendwann war keine Zeit mehr für das gemeinsame Projekt da“, erläutert Wolfgang Sellner. „Wir waren alle mit kleinen Kindern beschäftigt, Jörg Brinkmann zog nach Holland und Karsten Riedel hatte seine Theater-Engagements vor allem in Zürich und Wien.“
Im letzten Jahr gab es dann so etwas wie eine Reunion der Schneydboys mit Karsten Riedel: Anlässlich des Salon-Festivals hatte Katja Leistenschneider ein Konzert im Showroom von Jan Kath organisiert. „Das Ding war in zwei Tagen ausverkauft“, freut sich Karsten Riedel rückblickend immer noch. „Und es hat fast noch besser funktioniert als früher“, ergänzt Wolfgang Sellner. Die Chemie stimmt - für beide ist das gemeinsame Projekt eine echte Herzensangelegenheit: „Wir hoffen, dass wir in Zukunft wieder mehr miteinander machen können.“
Erst einmal müssen sie jedoch mit einem Minimum an gemeinsamer Probenzeit auskommen: „Im August haben wir uns einmal zu fünft getroffen“, so Wolfgang Sellner. „Wir haben ja das Glück, dass zumindest drei von uns im gleichen Orchester spielen.“ „Zwischendurch habe ich immer mal wieder mit einzelnen geprobt“, ergänzt Karsten Riedel. „Aber vor dem Konzert am Dienstag wird es wohl nur noch einen gemeinsamen Probentermin geben.“
Zwar wohnt der Wattenscheider Karsten Riedel nach wie vor mit seiner Frau und seinen drei Kindern in der Nähe des Kortumparks – als Musiker ist er in Bochum in den letzten Jahren jedoch nur noch selten zu erleben. „Das ist schade“, bedauert er, „denn ich mag das Schauspielhaus sehr. Aber ein Intendant wechselt und man geht mit.“ Für Schauspielhaus-Intendant Matthias Hartmann schuf er einst die Musik zu dessen Christian-Kracht-Adaption „1979“, folgte ihm schließlich ans Schauspielhaus Zürich und ans Wiener Burgtheater. Auch mit Regisseur David Bösch verbindet ihn eine langjährige Arbeitsbeziehung. „In der Zeit von Elmar Goerden gab es auch am Bochumer Schauspielhaus noch einige Projekte, etwa den Johnny-Cash-Abend, aber das hat inzwischen aufgehört.“ Karsten Riedel hat mal nachgezählt und kommt inzwischen auf über 50 Inszenierungen, zu denen er die Musik gemacht hat. „Bei rund 80 Prozent spiele ich bei den Aufführungen auch live auf der Bühne. Das nimmt natürlich viel Zeit in Anspruch.“
Allen Fans seiner früheren Ska-Band „Alpha Boy School“, die nicht nur in Bochum Kult-Status genoss, macht er keine Hoffnung auf eine Reunion: „Für Band-Projekte bleibt im Moment überhaupt keine Zeit.“ Sein Auftritt mit der Ska-Band „The Frits“ bei ihrem Geburtstagskonzert in der Wattenscheider Freilichtbühne im letzten Jahr bleibt daher eine einmalige Angelegenheit. „Dabei würde ich gerne öfter was in Bochum machen. Zumindest gibt es jetzt im November einen Abend gemeinsam mit Schauspieler Arne Nobel im Wassersaal. Wir versuchen schon so lange, das hinzubekommen.“

Das Konzert „The Style it takes“ beginnt am Dienstag, 27. Oktober, um 19.30 Uhr in den Kammerspielen.
Karten gibt es unter Tel.: 3333-5555.

Autor:

Petra Vesper aus Bochum

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