Bochumer Autorin Anja Liedtke legt neuen Roman „Ein Ich zu viel“ vor
Was dem Leben Richtung gibt

Die Bochumer Autorin Anja Liedtke legt mit "Ein Ich zu viel" einen ungewöhnlichen Roman vor. | Foto: privat
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Ellinor Erle , die Ich-Erzählerin und Hauptfigur in „Ein Ich zu viel“, dem fünften Roman der Bochumer Autorin Anja Liedtke, nimmt den Leser mit auf den aufregenden Weg ihres Erwachsenwerdens. Die Buchpremiere wird am 26. Februar live auf YouTube gestreamt.

Ellinors Eltern sind geprägt von einer rigiden Pädagogik, die den Nationalsozialismus begünstigt, den Erziehungsalltag in dieser Diktatur geprägt und auch in der jungen Bundesrepublik noch Wirkung gezeigt hat. Ellinor hat in der Schule ganz andere Erfahrungen machen können: dass ihre eigene Meinung gefragt ist nämlich. Dennoch tut sie sich schwer, sich gegen ihren Vater und andere Autoritäten durchzusetzen.
In Ellinors Entwicklung spiegeln sich wichtige Etappen in der Geschichte der Bundesrepublik: Als Elfjährige sieht sie die US-amerikanische Fernsehserie „Holocaust – Die Geschichte der Familie Weiss“ und ihre Mutter erzählt ihr, was sie während der Nazizeit erlebt hat. Für die Bundesrepublik erwies sich die Anfang 1979 ausgestrahlte Serie als Zäsur in der Wahrnehmung der NS-Geschichte und ihrer Auswirkungen auf die Gegenwart. Dass der Bundestag 1979 die Verjährungsfrist für Mord aufhob, um so auch schwere Verbrechen, die während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft begangen worden waren, weiter ahnden zu können, dürfte auch von dem großen Eindruck beeinflusst gewesen sein, den die „Holocaust“-Fernsehserie in der deutschen Öffentlichkeit hinterlassen hatte.

Ein neues Leben

Für Ellinor wird in der Folge zur Gewissheit, dass die Erziehung zur Mitleidlosigkeit und das Kriegstrauma, die ihre Eltern erleiden mussten, ihren eigenen Werdegang maßgeblich beeinflusst haben.
Nach dem Abitur reist Ellinor nach New York, um die Tür zu einem neuen Leben aufzustoßen. Als genaue Beobachterin bahnt sie sich ihren Weg durch die Stadt und begegnet dort dem Psychotherapeuten Dr. Dan Guttman, der 1940 als Kind jüdischer Deutscher geboren wurde. Seine Eltern waren 1938 nach Argentinien geflüchtet, wo sie später, als Dan sieben Jahre alt war, auf Betreiben des ehemaligen SS-Obersturmführers Hardnagel verhaftet und zu Tode gefoltert wurden. Dan wuchs danach bei liebevollen Adoptiveltern in New York auf.
Dan Guttmans Verwurzelung in der jüdischen Geschichte des 20. Jahrhunderts macht von Beginn an einen Teil der Faszination aus, die Ellinor für ihn empfindet. Mit Dan reist Ellinor nach Argentinien, um das Grab seiner Eltern zu besuchen. Dort treffen sie auch auf Adi Hardnagel, den Sohn des Mannes, unter dessen Oberaufsicht Dans Eltern zu Tode gefoltert worden sind.

Schritt ins erwachsene Leben

Für Ellinor ist die Reise nach Argentinien der letzte Schritt ins erwachsene Leben. Unter Dans Einfluss hat sie eine neue Souveränität gewonnen: Sie will sich nicht mehr zum Opfer machen lassen. Dass die neue Identität vielleicht doch fragiler ist als gedacht, deutet sich an, als Ellinor am Ende der Frau gegenübersitzt, die sie ohne Dans korrigierenden Einfluss wohl geworden wäre – doch dann folgt der Befreiungsschlag...
Die sensible Ich-Erzählerin beobachtet ihre Interaktionen mit ihren Mitmenschen sehr genau. Das macht „Ein Ich zu viel“ zu einem ungewöhnlichen Lesevergnügen.

Infos
- das Buch: Anja Liedtke: Ein Ich zu viel. Asso-Verlag (ISBN: 978-3-938834-97-8).
- Die Buchpremiere wird am Freitag, 26. Februar, um 19.30 Uhr live aus dem Nicolaihaus in Unna auf YouTube gestreamt. Der Eintritt ist frei. Eine Teilnahme vor Ort ist nicht möglich.

Die Bochumer Autorin Anja Liedtke legt mit "Ein Ich zu viel" einen ungewöhnlichen Roman vor. | Foto: privat
Das Buchcover. | Foto: Asso-Verlag
Autor:

Nathalie Memmer aus Bochum

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