Bochum: Diabolo-Künstler im Varieté et cetera
Wenn sich die Welt um das Diabolo dreht

Diabolo ist mehr als ein Kinderspiel! Das beweisen Adrian Schulte-Zweckel und Jannis Nau aus Witten. Sie standen schon auf der größten Theaterbühne Deutschlands, haben in Kuba einen Preis gewonnen und fahren internationale Erfolge ein.  | Foto: Foto: Fabian Schulenkorf
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Wer träumt nicht davon, das Hobby zum Beruf zu machen? Mit einem Kinderspiel haben sich Jannis Nau und Adrian Schulte-Zweckel diesen Traum verwirklicht: Sie sind Diabolo-Artisten und haben das Spiel zu ihrer Passion gemacht. Dabei zeigen sie: Das Diabolo-Spiel ist mehr, als einen doppelten Kegel auf einer Schnur an zwei Stäben zu drehen. Diese Kunst hat die beiden Freunde von Witten aus schon in die weite Welt geführt. Im Moment ist das „Duo One Line“ aber wieder „zuhause“ am Varieté et cetera zu sehen. Da haben wir sie getroffen.

Von Fabian Schulenkorf

Wie es dazu kam, die Diabolo-Kunst beruflich zu betreiben? „Irgendwie zufällig“, beantwortet Adrian diese Frage. Der 23-Jährige gibt sich im Gespräch in der Bar des Varieté et cetera bescheiden und gut gelaunt. Dem schlanken Blondschopf gegenüber sitzt sein Kollege Jannis. Er stimmt seinem Diabolo-Partner zu, lehnt sich lässig in seinem Stuhl zurück. Beide wirken zunächst unscheinbar, bei Jannis lukt ein Tattoo unter dem Pullover hervor, ein Piercing glänzt in seinem Ohr.
Bei der Bescheidenheit haben die beiden aber schon viele Erfolge eingefahren und stehen für ein oft unsicheres Künstlerleben auf relativ festen Beinen. Aber Erfolg geht ja oft aus harter Arbeit hervor – und die betreiben die beiden Artisten schon seit einer langen Zeit: Die Diabolo-Stäbe haben sie schon seit mehr als zwei Dritteln ihres Lebens in der Hand.

Diabolo-Künstler seit früher Kindheit

Adrian war noch im Kindergartenalter, als seine damalige Babysitterin und Patentante ihn zum Kinder- und Jugendzirkus RatzFatz an der Goethe-Schule e.V. mitgenommen hat. „Und da habe ich diese Stäbe mit den Schnüren und den fliegenden Diabolos gesehen, durfte sie ausprobieren und habe sie seitdem nicht mehr aus der Hand gegeben“, erinnert sich der 23-Jährige.
Adrian hat dann Jannis Nau schon in der Grundschule kennengelernt und ihn gleich mit dem „Diabolo-Fieber“ angesteckt. Seitdem sind die beiden unzertrennlich, sodass Adrian seinen Freund mit zu ihrer ersten Station ihrer Karriere mitgenommen hat: Adrians Patentante ist – wie es der Zufall so will – die Tochter des RatzFatz-Gründers und -Leiters Jochen Kaymer. Mit diesem Kontakt konnten sich die beiden auch mal in der Manege ausprobieren, wo sie ihre Leidenschaft weiter ausbauten und übten.
Kaymer war damals so sehr begeistert von den beiden, dass er für sie eine Ausnahme machte: Eigentlich dürfen Kinder in „seinem“ Zirkus erst ab der fünften Klasse mitmachen. Jannis und Adrian hatten ihre erste Show schon mit fünf Jahren.
Dem Zirkus und ihrer Kunst sind die beiden auch in der Jugend treu geblieben. „Mit ein paar Ausnahmsphasen“, schiebt Silvia Cabello ein. Sie berät den Kinder- und Mitmachzirkus und hat die Jungs gleich unter ihre „Fittiche“ genommen. Auch hier half dem „Duo One Line“ wieder ein mehr oder weniger glücklicher Zufall zum Erfolg: Cabello ist auch die Leiterin des Varieté et cetera. „Und als da ein Künstler ausgefallen ist, haben wir spontan Adrian und Jannis ins Programm geholt“ - im „zarten“ Alter von nur 16 Jahren. Seitdem trainierten und übten die beiden Artisten auch mit den internationalen Profis, die regelmäßig im Varieté zu Gast sind.

Von Bochum nach Kuba und Berlin

Zum Ende der Schulzeit kam dann aber doch die Frage auf: Was nun? „Wir haben ja nichts anderes gemacht, außer uns die Diabolos zuzuwerfen“, scherzt Jannis. Also versuchten sie es an der staatlichen Artistenschule in Berlin – und wurden nach den Einstellungstests prompt angenommen.
Zu der dreijährigen Schulzeit, die auch als Berufsausbildung anerkannt wird, gehörten für die beiden auch Auftritte an besonderen Orten: In Berlin durften sie zum Beispiel auf der größten Theaterbühne der Welt im Friedrichstadtpalast auftreten. Dass die Schule die beiden dafür ausgewählt hat, erzählen Jannis und Adrian nur auf Nachfrage. „Die sind echt auf dem Teppich geblieben“, schiebt Cabello von der Seite ein. Und dann erzählen sie auch von ihrer Kuba-Reise. Dort sind sie auf dem internationalen Zirkusfestival gegen Artisten aus der ganzen Welt angetreten. Dass sie dort den ersten Platz belegt haben, lassen die beiden unter den Teppich fallen, auf dem sie sprichwörtlich geblieben sind.
Die Ruhrpottkinder haben in Berlin aber auch ihre Talente ausgebaut, hatten Artisten- und Sportunterricht, aber auch Fächer wie Sozialkunde, Kunst und Anatomie. „Viele Absolventen, bei denen es mit der Kunst nicht klappt, werden zum Beispiel Physiotherapeuten“, erklärt Cabello. Das haben Jannis und Adrian aber wohl erst mal nicht nötig: Sie konnten gleich, nachdem sie die Artistenschule abgeschlossen haben – natürlich als Jahresbeste –, beim Varieté et cetera anfangen.
Dort sind sie seit Anfang November fester Bestandteil der Show: In ihrem rund siebenminütigem Programm stehen sich die beiden gegenüber oder hintereinander, lassen die Diabolos auf ihren Schnüren drehen. Zu schneller Musik tänzeln sie dabei herum, werfen sich bis zu fünf Diabolos gegenseitig zu, fangen sie wieder auf, grinsen dabei schelmisch, sodass ihre Anstrengung kaum zu Tage kommt.
Wie das auf der Bühne aussieht, kann man noch bis Anfang März im Varieté et cetera erleben. Wohin es sie danach führt, wollen sie noch nicht so richtig verraten. Sie sind eben bescheidene Typen mit einem großen Talent.
Weitere Infos unter: www.duooneline.de, auf Youtube, Facebook und Instagram.

Autor:

Fabian Schulenkorf aus Essen

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