Rübenkraut hab ich geliebt
Da haben wir den Salat

Eine Reise durch die Zeit.
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Damals war Weihnachten später:
Schon ende August sah ich erste Regale beim Discounter mit Spekulatius bestückt und kopfschüttelnd betrachtete ich prallvolle Regalreihen. Die Fans der ersten Stunde packten sich bereits Weihnachten in den Einkaufskorb. Die Produktion für Weihnachtsgebäck läuft auf Hochtouren und das heißt ab in die Supermarktregale damit.

Ende August:
Draußen war es brennend heiß und Weihnachten 🎄 schien mir unendlich weit. Eigentlich dachte unsereins eher an das Erntedankfest, mit riesigen Kürbissen, knackigen Äpfeln ,saftigen Pflaumen und gelben Rüben. Aber ich schaue auf Spekulatius Stollen gleich im Eingangsbereich meines Discounters.

Nachdenklich gehe ich weiter:
Das nun wohl herbstliche Gebäck bildet nur die Spitze von der vorweihnachtlichen Welle, bald werde ich von Marzipan und Dominosteinen überrollt. Schlusslicht bilden dann die Hohlfiguren - denn Nikolaus und Co wollen auch rechtzeitig unter die Leute. Das Fest der Liebe (des Konsums) beginnt immer eher dachte ich so bei mir und schon tauche ich ab und denke zurück.

Nur Bildchen im Adventkalender:
Früher...
Die Augen der Kinder, meine natürlich auch, leuchteten immer besonders wenn es auf Weihnachten zu ging. Bei jedem Törchen das ich an meinem Adventskalender öffnete schlug mein Herz unruhig und die Aufregung wurde größer und größer wenn der 24.Dezember näher rückte. Schokolade im Kalender gab es erst ein Jahr später.
 
Bei uns war alles Lametta:
Unser Weihnachtsbaum war nie der größte aber Lametta, Kerzenlicht und Wunderkerzen machten ihn stets besonders. Der Weihnachtsteller war überschaubar - Apfel und Apfelsine füllten die Mitte. Ein paar Nüsse ,Feigen und kleine bunte gebündelte Mini-Schokoladentäfelchen. Konsumgedanken weit gefehlt...
es war eine Zeit als Weihnachten noch Weihnachten war . 

Damals...

Weihnachtslieder, Gedichte und Kirche:
Der Zauber der Weihnacht hielt mich stets gefangen, ganz besonders, wenn der Schnee in dicken Flocken vom grauen Himmel rieselte. Manchmal waren Eisblumen an den Fenstern sie waren natürliche Fensterbilder und alle Nachbarn hatten die gleiche Dekoration. Der Kohleofen knisterte und erwärmte die Wohnstube, es roch nach Holz und Kohle. Es roch nach Weihnachten aber kann man Weihnachten überhaupt riechen?

Geschenke:
Da war noch meine Puppe Liselotte die seltsamerweise immer Weihnachten verschwand und fein eingekleidet wieder auftauchte. Oft trugen wir das gleiche Kleid das machte uns zu echten Freundinnen. Mutter war eine begnadete selbst ernannte Schneiderin und wir Kinder waren trotz nicht so guter Zeiten immer fein gekleidet. Wann genau der Konsumterror um mich herum begann das habe ich längst vergessen. 

Was ich früher ganz besonders liebte:

Foto:
Klartext Verlag.

Ich war ganz verrückt auf Kartoffelsalat und Würstchen. Seit 1959 gab es dieses Weihnachts-Menü denn Mutter hatte den Weihnachtsbraten verkokeln lassen. Zu diesen Zeiten in denen kaum Fleisch auf dem Tisch stand eine Tragödie. Vater als gelernter Koch und Konditor hatte aber stets eine zündende Idee.
Vor allen Dingen die eine ...
Wann immer es möglich war kochte er nun für uns.

Schmackhaft ohne viel Zutaten.

Weihnachten 1957 :
Das war das Fest als Mutter ihren Kosenamen teures Mädchen erhielt.

Opa und Vater retteten das Essen am Heiligen Abend:
 Sie erfanden das Kartoffelsalatrezept der zur Familien-Tradition wurde. Kein Geschäft mehr geöffnet (es gab eh nur wenige) so hieß es alle Dinge die im Haus waren hinein in den Topf .

Schmackhaft ohne viel Zutaten.

 Wir Kinder:
Wir Kinder waren ganz begeistert ,liebten diesen Salat weil wir ihn mit Rübenkraut bekamen.

Guten Appetit.

Noch heute gibt es am Heiligen Abend Kartoffelsalat so wie ich ihn aus Kindertagen gewohnt bin und Rübenkraut ist ein absolutes Muss. Klar, wird die alte Geschichte immer aufgerollt jetzt gerade ja auch wieder.

Die beiden Erfinder wären stolz:
Wenn sie wüssten das ihr Rezept vor einigen Jahren Im Pott bei Tisch erschien als es hieß Traditionen & Rituale Kulinarische Geschichten aus dem Ruhrgebiet.

Opa, Papa, das habt ihr euch verdient.

Bin unterwegs:
Rübenkraut kaufen denn das steht auch nicht mehr überall in den Regalen. Dem Konsumrausch werde ich nicht erliegen.
Aber eins ist sicher:

Ich hole mir meine Kindertage zurück wie in jedem Jahr, versprochen.

Autor:

Gudrun - Anna Wirbitzky aus Bochum

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