Hörschädigung des 23-Jährigen spielt für Ausbildungsbetrieb keine Rolle
Pascal wird Kfz-Mechatroniker

Kfz-Technikermeister Thomas Stachowiak (v.l.), Kfz-Mechatroniker-Azubi Pascal Wiegand, Kfz-Mechanikermeister Michael Dittmar, Arbeitsvermittlerin Stephanie Graul und Inklusionskoordinator Andreas Pauls auf dem Hof des Ausbildungsbetriebs Dittmar und Stachowiak.
  • Kfz-Technikermeister Thomas Stachowiak (v.l.), Kfz-Mechatroniker-Azubi Pascal Wiegand, Kfz-Mechanikermeister Michael Dittmar, Arbeitsvermittlerin Stephanie Graul und Inklusionskoordinator Andreas Pauls auf dem Hof des Ausbildungsbetriebs Dittmar und Stachowiak.
  • hochgeladen von Vera Demuth

„Ich habe super Kollegen und zwei tolle Arbeitgeber“, freut sich Pascal Wiegand (23) über seine Ausbildungsstelle bei der Kfz-Werkstatt Dittmar und Stachowiak in Weitmar. Anlässlich der Woche der Behinderung vom 3. bis 7. Dezember wirbt die Agentur für Arbeit verstärkt dafür, Menschen mit einer Behinderung einzustellen. Wiegand, der seit seiner Geburt hörgeschädigt ist, ist einer von denen, bei denen es geklappt hat.

„Der Fachkräftemangel ist da, und auch Menschen mit Behinderungen haben Potenzial und Kompetenzen“, erklärt Dr. Regine Schmalhorst, Leiterin der Agentur für Arbeit. „Menschen mit Behinderungen sind ebenfalls Fachkräfte oder werden dazu ausgebildet.“
Seit August macht Pascal Wiegand eine Ausbildung als Kfz-Mechatroniker bei Dittmar und Stachowiak. Zuvor hatte er dort ein einwöchiges Praktikum absolviert und konnte seine künftigen Arbeitgeber von seiner Motivation überzeugen. „Ein Praktikum machen bei uns alle, weil wir gucken wollen, ob es menschlich passt“, sagt Kfz-Mechanikermeister Michael Dittmar. „Dabei war die Hörbehinderung egal.“

Suche nach Ausbildungsplatz

Doch so glatt lief es nicht immer für Pascal Wiegand. Nach dem Realschulabschluss an einer Förderschule für Hörgeschädigte besuchte er ein Jahr lang ein Berufskolleg mit dem Schwerpunkt Elektrotechnik und begann eine Ausbildung als Kfz-Mechatroniker. „Aber mit dem Arbeitgeber kam ich nicht klar“, berichtet er. Das ist keine Seltenheit, weiß Regine Schmalhorst. „Die Abbruchquoten liegen landesweit bei 25 Prozent.“
Danach ging es für Pascal Wiegand nicht weiter. Einen neuen Ausbildungsplatz fand er nicht. „Ich war ein bisschen verzweifelt, aber ich habe mich nicht unterkriegen lassen“, erinnert sich der 23-Jährige. Über ein Angebot des Integrationsfachdienstes, wie man Bewerbungsanschreiben und Lebenslauf verfasst, erfuhr er von Michael Dittmar, der ehrenamtlicher Lehrlingswart der Kfz-Innung Bochum ist, und nahm Kontakt zu ihm auf. Die Folge waren zunächst der Praktikums- und dann der Ausbildungsplatz.
Dittmar ist von seinem neuen Azubi sehr angetan. „Er hört gut“, sagt er im doppelten Wortsinn, dass Pascal Wiegands Hörschädigung kein Problem darstellt und dass er zudem versteht und engagiert umsetzt, was ihm seine Ausbilder erklären.

Unterstützung von der Arbeitsagentur

Während der insgesamt dreieinhalbjährigen Ausbildung erhalten Pascal Wiegand und sein Ausbildungsbetrieb Unterstützung von der Agentur für Arbeit. „Es gibt unglaublich viel, das wir tun können, zum Beispiel bei der Arbeitsplatzausstattung, wie besondere Schreibtische und Telefone“, so Regine Schmalhorst.
In Pascal Wiegands Fall bekommt der Betrieb einen Ausbildungszuschuss, und er selbst erhält für den Unterricht am Walter-Gropius-Berufskolleg eine FM-Anlage, bei der die Lehrer in ein Mikro sprechen. „Das ist eine super Unterstützung. Damit kann ich alles verstehen“, kennt Wiegand solch ein Gerät bereits aus seiner Schulzeit.
„Es gibt spezielle Berufsschulen“, sagt Stephanie Graul, Arbeitsvermittlerin im Team REHA/SB der Agentur für Arbeit, die Pascal Wiegand im Rahmen der sogenannten assistierten Ausbildung betreut. „Aber wir wollten gucken, ob es an einer normalen Schule klappt, und wir sehen, dass es geht.“
Mit eingebunden in die Vermittlung von Menschen mit Behinderungen in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt ist das Netzwerk „Arbeit und Inklusion“ Mittleres Ruhrgebiet. „Wir bringen Mensch und Arbeit zusammen“, erläutert Inklusionskoordinator Andreas Pauls. Zudem sei das Netzwerk gegründet worden, um potenzielle Arbeitgeber besser zu informieren. „Ich wusste vorher nicht, dass ich Unterstützung bekommen kann“, gehört Michael Dittmar zu denen, die von dem Netzwerk ebenso wie Pascal Wiegand profitieren.

Autor:

Vera Demuth aus Bochum

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