Open Space Bochum: Urban Sports online
Open Space im Home Office

Open Space im Home Office: Die Sportler:innen trainieren jetzt vor der Kamera. | Foto: Open Space
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Aus den Boxen dröhnen die Beats, Jugendliche tanzen vor der breiten Spiegelwand, in der Half-Pipe macht jemand spektakuläre Stunts auf dem BMX – so sieht es üblicherweise im OPEN SPACE Bochum aus, wenn nicht gerade eine Pandemie das Land in ihrer Hand hat. Jetzt finden die Angebote für die Jugendlichen anders statt, aber noch immer kann jede:r mitmachen.

Open Space: Stille statt Stunts

Dort, wo sonst Gruppen von 20, 30 Jugendlichen trainieren, herrscht jetzt Stille: Nördlich vom Bahnhof Ehrenfeld liegt der OPEN SPACE in einer ehemaligen Industriehalle. Hier liegen Matten auf dem Boden, es gibt besonders aufgearbeitete Tanzflächen, Turnstangen und Skate-Anlagen – alles, was die Herzen von Urban Sports-Fans höher schlagen lässt. Die Aufführungen derer, die dort trainieren, kennen viele Bochumer:innen von den Urbanatix.
Seit die Corona Pandemie das Leben fest im Griff hat, sieht es hier aber anders aus: Die Beats kommen jetzt lediglich aus einer kleinen Bluetooth-Box. Die nutzt Silvester Kiunka, um zur Musik daraus zu trainieren – alleine vor dem Spiegel. Alleine ist er jedoch nur im Open Space – auf neun Bildschirmen sind ihm heute Jugendliche zugeschaltet, die mit ihm trainieren. November letzten Jahres ist der OPEN SPACE nämlich im „Home Office“. Seitdem bietet das Team in der Reihe „OPEN SPACE goes digital“ kostenlose interaktive Workshop-Sessions von Expert:innen für Jugendliche an.
Um kurz vor 18 Uhr stellt Silvester die Kamera an, schaltet das Zoom-Meeting frei. Immer mehr Fenster ploppen auf dem Bildschirm auf, die Teilnehmenden schalten sich pünktlich hinzu. Silvester sieht Wohn-, Schlaf- und WG-Zimmer, Küchen und Flure, aus denen die Jugendlichen sich zuschalten, auf dem Boden meist eine Turnmatte.

Open Space-Trainer Silvester sind die Jugendlichen jetzt zugeschaltet. | Foto: Fabian Schulenkorf
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„Das Training zu Hause bzw. vor der Kamera ist natürlich was anderes als bei uns in der Halle. Aber, weil das nicht möglich ist, wollten wir eine Alternative schaffen“, berichtet der Sportpsychologe Silvester im Interview. „Deshalb haben wir unser Online-Angebot eingerichtet.“
Sobald die Uhr sechs schlägt, begrüßt Silvester die Teilnehmenden. Das sind meist bekannte Gesichter, aber auch neue, die er im Open Space noch nie gesehen hat. Dazu gehört auch Anni. Die 24-Jährige ist dem OPEN SPACE digital aus der Nähe von Amsterdam zugeschaltet. „Eine Freundin hat mich darauf aufmerksam gemacht und ich bin total froh, dass es den OPEN SPACE digital gibt.“ Eigentlich ist sie das, was man im Allgemeinen eine „Sportskanone“ nennt. Um so schwieriger fällt es ihr, dass derzeit keine „richtigen“ Sportkurse stattfinden. „Der OPEN SPACE ist aber eine richtig gute Alternative und wenn der Mist vorbei ist, versuche ich auch, mal vorbei zu kommen.“

Eine Stunde lang gibt der Trainingsstättenleiter und sportlicher Leiter des OPEN SPACE, Silvester Kiunka, Anweisungen zu sportlichen Übungen. Erst macht er die jeweilige Übung kurz vor, dann machen alle mit und das jeweils eine Minute lang. Die Übungen gehen von Planks über Dehnübungen und kreative Body-Workouts, die den ganzen Körper in Anspruch nehmen. Die Jugendlichen können auch selbst Vorschläge einbringen, so wird auch das OPEN SPACE-Motto „each-one-teach-one“ gelebt – und das geht ganz schön in die Arme, Bauch und Beine: „Ich habe danach immer ein paar Tage Muskelkater“, erzählt Anni.

Heimlich Sport machen? Nein Danke!

Neben dem körperlichen Aspekt zählt aber ein anderer ganz besonders: „Es ist gut, einen festen Termin zu haben“, erzählt Julia nach dem etwa einstündigen Workout. Neben den OPEN SPACE-Trainings macht sie normalerweise auch Yoga und Ballett. „Auf illegale Geschichten habe ich aber keinen Bock“, betont sie. Es gibt wohl Kurse, die ihre Türen verbotenerweise öffnen.
Die Treffen geben Struktur in den Alltag und soziale Interaktion. Die ersetzen zwar keine persönlichen Treffen, aber „da wartet jemand auf mich“, weiß Anni zu schätzen. Alleine würden sich die wenigsten aufraffen, die Übungen zuhause zu machen, geben viele der Teilnehmenden zu. „Die Treffen bringen ein bisschen Normalität und Lebensqualität zurück.“
Janna ist Einrad-Künstlerin. Zuhause stehen ihr 2x2 Meter Platz zur Verfügung, plaudert sie in die Kamera. Zwischenzeitlich konnte im OPEN SPACE unter Hygieneschutzmaßnahmen zumindest auf begrenztem Raum trainiert werden. Quadrate von vier mal vier Metern wurden dafür abgesteckt. „Ich sehen mich schon nach dem OPEN SPACE zurück.“

Wer nicht in den OPEN SPACE kommt, hat das Beste an Bochum verpasst

Auch Martin ist begeistert von dem OPEN SPACE und seinem derzeitigen Ersatzangebot. „Wenn ich Leute treffe, die noch nicht vom OPEN SPACE gehört haben, sage ich ihnen: Ihr habt das Beste an Bochum verpasst.“ Er ist zwar froh, bei etwas gutem Wetter draußen Parcour-Übungen machen zu können, über Treppen zu springen und sich an Geländern entlang hangeln zu können. Ein Ersatz für das Treffen in der Halle ist das Einzeltraining aber nicht.
Auch der Trainingsleiter selbst freut sich auf ein Wiedersehen und scherzt: „Dann kann ich euch hier direkt anschreien.“ Bis dahin finden weiterhin regelmäßige digitale Treffen und Trainings statt.

Sport, Musik und Vorträge

Bis zu 1000 Jugendliche trainieren im Monat im OPEN SPACE. Die können jetzt an jedem Werktag an Zoom-Meetings teilnehmen, um zumindest etwas Normalität beibehalten zu können. Die Teilnahme ist auf über-16-Jährige beschränkt, montags gibt es auch ein Angebot für die Jüngeren.
Montags startet die Woche mit zwei Zeitfenstern für den Bereich Tanz (Urban Dance) mit Techniken und Steps von Dancehall bis Hiphop. Bei den Intervall-Trainings am Dienstag und Donnerstag soll der Körper auch in Zeiten von Corona in Topform gebracht werden. Als Kursleitende wechseln sich Silvester und seine Kollegin Natalia Nowakowski ab.

Sportpsychologe Silvester Kiunka | Foto: Open Space

Besonders abwechslungsreich sind die OPEN SPACE-Insight-Meetings mittwochs und freitags. „Hier stellen wir Leute aus und um den OPEN SPACE vor und berichten darüber, was sie machen, wenn sie gerade nicht im OPEN SPACE sein können“, erklärt Natalia Nowakowski, URBANATIX-Mitglied der ersten Stunde. Gäste sind dann zum Beispiel eine Artistin aus den Niederlanden, die ein Kopfstand-Workout anbietet, ein Vortrag des Mountainbike-Profis Gordon oder auch einfach mal ein DJ-Set von Jenny Ostro oder dem Trainingsleiter selbst. Ein Höhepunkt war auch der Vortrag von Christian Eggert, dem Erfinder von Urbanatix und des OPEN SPACE. Er erzählte über die Entstehung der Idee, wie es zur Öffnung des OPEN SPACE kam und über die Zukunft einer staatlich anerkannten Artisten-Schule in Bochum. Wer beim „OPEN SPACE Insight“ jeweils zu Gast ist, gibt das Team vorher auf Facebook und Instagram bekannt.

Corona-konform und sicher trainieren

Die Teilnahme an den Kursen ist, wie sonst auch das Training im OPEN SPACE, kostenlos. Die Jugendlichen müssen sich allerdings vorher anmelden. Die Meeting ID bekommen Interessierte nur auf Anfrage. „So können wir sicherstellen, dass auch wirklich Jugendliche auf der anderen Seite der Kamera mitmachen“, versichert Silvester.
Um an den Trainings teilzunehmen, benötigt man lediglich die kostenfreie Zoom-App und ein entsprechendes Gerät bzw. eines, auf dem man ein Zoom-Meeting auf dem Desktop öffnen kann. Um an den jeweiligen Meetings teilnehmen zu können, braucht man dann eine entsprechende Meeting-ID und den KennCode. Beide bekommt man auf Nachfrage per Facebook, Instagram oder per Mail an training@openspace.ruhr zugeschickt. Infos gibt's auch auf openspace.ruhr.

Autor:

Fabian Schulenkorf aus Essen

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