Zwei Koffer, ein Buch und der Alltag in den 40er Jahren

Packten Erinnerungen und Koffer aus (v.l.): Gerda Tippenhauer, Erzählcafé-Organisatorin Doris Brandt, Silvia Meißler (Projektleiterin „Erinnerungskoffer“, Diakonie Düsseldorf), Elfriede Kuhlen und Magdalena Herrmanns
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Bochumer Erzählcafé mit Gerda Tippenhauer, Elfriede Kuhlen und Magdalena Herrmanns

Tiefe Einblicke in die Kindheit im Ruhrgebiet der 40er Jahre hat das Bochumer Erzählcafé ermöglicht. Gerda Tippenhauer (86), Elfriede Kuhlen (80) und Magdalena Herrmanns (86) nahmen das Publikum mit auf eine historische Reise. Alle drei hatten 2014 an einem Kunstprojekt der Diakonie Düsseldorf teilgenommen, bei dem sie auch ihre Erlebnisse des zweiten Weltkrieges verarbeiteten. Sie füllten Erinnerungskoffer mit Gegenständen und Texten, die Ausschnitte ihrer persönlichen Lebensgeschichte sind.

Elfriede Kuhlens Koffer behandelt das Thema ihrer Evakuierung. Sie wurde als jüngstes Kind der Familie in Essen-Katernberg geboren und hatte zwei bereits erwachsene Brüder. Im Alter von acht Jahren wurde sie mit ihrer Schwägerin und deren Baby nach Aschmeritz, ein kleines Dorf in Böhmen, evakuiert. Bei einem Besuch des Dorfes 1990 traf sie eine alte Klassenkameradin wieder und erfuhr, dass einer ihrer gefallenen Brüder in der Nähe auf einem Soldatenfriedhof begraben liegt. So stand sie erstmals nach 45 Jahren am Grab ihres Bruders.

Gerda Tippenhauer zeigte in ihrem Koffer einige Stücke aus ihrer Familiengeschichte, unter anderem den Brilli ihrer Tante, den diese nach einem Bombenangriff auf der Straße gefunden hatte, oder die Muckefuck-Kanne des Großvaters, aus der sonst niemand aus der Familie trinken durfte. Sie berichtete im Erzählcafé auch von der Evakuierung ihrer Schule an den Titisee und davon, wie Bomben auf ihr Dortmunder Elternhauses hagelten.

Neben dem Kunstprojekt mit den Erinnerungskoffern begann Gerda Tippenhauer auch, ihre Erinnerungen aufzuschreiben. Daraus entstand das Buch „Gelebte Erinnerungen“, in dem sie in vielen Kurzgeschichten das Alltagsleben in der Dortmunder Siedlung aus Sicht der jungen Gerda beschreibt. Die drei Freundinnen Gerda Tippenhauer, Elfriede Kuhlen und Magdalena Herrmanns erstellten daraus 2015 eine musikalische Lesung, die mit bekannten Liedern wie „Lilli Marleen“ die Zuhörer des Erzählcafés zum Mitsingen bewegte. Keine Frage, der Funke sprang über und die Anerkennung war groß über die Leistung, in so hohem Alter dieses wunderbare Buch zu verfassen und es in so zauberhafter Weise zu präsentieren.

Das Bochumer Erzählcafé wird veranstaltet von Doris Brandt, Offene Altenarbeit der Inneren Mission – Diakonisches Werk Bochum e.V. in Kooperation mit der Ev. Paulusgemeinde. Das nächste Erzählcafé findet dort am 21. Mai statt. Karten gibt es drei Wochen vorher bei Doris Brandt, Tel. 0234/684951 und im Kirchencafé.

Autor:

Felix Ehlert aus Bochum

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