Pointen aus Stahl
Glosse: Karnevalsscherze und Schwimmzeiten für Doppel-Namen

In diesem Jahr feiern wir „100 Jahre Frauenwahlrecht“. Und was sind die Errungenschaften der deutschen Politik? – Andrea Nahles und Annegret Kramp-Karrenbauer. Herzlichen Glückwunsch! Musste Rosa Luxemburg vor 100 Jahren erst dafür sterben, dass so etwas möglich ist?

AKK, die jetzt ständig in den Medien auftaucht, ist ja auch schon gefühlt Regierungschefin. Die Kanzlerin nimmt man kaum noch wahr. Man wartet schon darauf, dass der Stern auf seiner vorletzten Seite fragt: „Was macht eigentlich ... Angela Merkel?“ Die Karriere der Annegret Kramp-Karrenbauer ist aber durchaus plausibel: Loriot ist der beliebteste deutsche Komiker. Da wundert es niemanden, dass eine Frau, die einen Namen trägt, der aus einem Loriot-Film hätte stammen können, auf dem Weg ins Kanzleramt ist. – Oh, Gott! Doppelnamen-Witze über Frauen? Darf man das? Bernd Stelter, das liebe Bernie-Bärchen, wurde im Karneval dafür gerügt! Nur die Betroffene selbst hatte gar kein Problem damit (wie so oft).

Stattdessen hat sie ein Problem mit Toiletten für das dritte Geschlecht (und vor allem mit Witzen darüber). Zitat: „Das ist für Männer, die noch nicht wissen, ob sie noch stehen dürften beim Pinkeln oder schon sitzen müssen.“ Das gilt ja auch für viele Männer in der Politik, dass man nicht weiß, ob sie noch stehen dürfen oder schon sitzen müssen, und zwar nicht nur beim Pinkeln. Gerade bei vielen Politiker in der CDU wusste man nie so recht, ob sie noch vor Gericht stehen dürfen, oder ob sie schon sitzen müssen: Roland Koch, Helmut Kohl, Strauß (familienübergreifend).
AKK verteidigte ihre Karnevalsrede mit den Worten: „Heute habe ich den Eindruck, wir sind das verkrampfteste Volk, was auf der Welt rumläuft.“ Und wenn AKK erst einmal regiert, dann sind wir womöglich das verkrampteste Volk. Aber das ist vielleicht gar nicht so schlecht, denn ihre Botschaft lautet doch: „Wenn ich erst einmal Kanzlerin bin, dürft ihr mich so viel verarschen, wie ihr wollt!“ Und genau das ist es doch, was wir Deutsche wollen: Die da oben, machen eh, wat se woll’n; Hauptsache, wir dürfen uns darüber lustig machen. Nach diesem Prinzip funktioniert unsere Demokratie seit rund 70 Jahren.

Und Inhaltlich muss man AKK auch irgendwie beipflichten. Brauchen wir eine dritte Toilette? Ist das nicht das Gegenteil von Gleichstellung? Ist das nicht Separieren? Ist das nicht Schubladendenken? Warum nicht ein Klo für alle? Im ICE funktioniert das auch. Alle scheißen in dieselbe Schüssel. (Und wie das riecht, weiß man, wenn im ICE mal wieder die Klima-Anlage nicht richtig funktioniert.)
Nicht: Jeder Topf findet seinen Deckel. Sondern: Jeder deckelt denselben Topf. Das ist Inklusion in Konsequenz – und nicht Inklusion-Inkonsequenz.

Im Schwimmbad geht das Separatistendenken gleich weiter: Brauchen wir für jede Gruppe eigene Badezeiten? So viele Tage hat die Woche doch gar nicht! Kinder-Schwimmen, Rentner-Schwimmen, Frauen-Schwimmen, Schwimmen für Frauen mit Doppelnamen, Muslimen-Schwimmen (wochenweise eingeteilt in Schiiten-Schwimmen und Sunniten-Schwimmen – ohne Frauen), Juden-Schwimmen (mit Neopren-Kippa statt Badekappe), Katholiken-Schwimmen (in Weihwasser), Protestanten-Schwimmen, Frei-Evangelikalen-Schwimmen (aber nur im Taufbecken), Buddhisten-Schwimmen (für wiedergeborene Fische mit gutem Karma) und Hindu-Schwimmen, wobei: Die Hindus gehen dann gar nicht richtig schwimmen; die nehmen nur ein Bad im Bereich des Ganges, des Einganges – sorry fürs Wortspiel).
Aber wann sollte ich dann noch Schwimmen gehen? Beim Atheisten-Schwimmen? Geht nicht. Ich bin getauft, aber das hat für mich beim Schwimmen einfach nicht ganz soooo viel Relevanz. Beim Schwimmen geht es mir eher ums ... Schwimmen. Man muss in einer liberalen Gesellschaft persönliche Befindlichkeiten auch einfach mal hintanstellen können, sonst sind es bei falsch verstandener Toleranz allein unsere Werte, die hier am Ende noch Baden gehen. Oder anders: Vielleicht muss man bei so vielen Dingen auch einfach mal die Kirche im Dorf lassen. Helau und Alaaf!

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15.03.2019 - Köln - BüZe Chorweiler: Mix
16.03.2019 - Leonberg - Aula/Höfingen: Doppelpack
20.03.2019 - Köln - Stollwerck: Solo
21.03.2019 - Duisburg - Bib. Großenbaum: Kabarett für’n Hut
23.03.2019 - Bottrop - Kammerkonzertsaal: Comedy im Saal
24.03.2019 - Bottrop - Kammerkonzertsaal: Comedy im Saal
26.03.2019 - Kirchhellen - Hof Jünger: Kabarett im Hof
27.03.2019 - Kirchhellen - Hof Jünger: Kabarett im Ho
29.03.2019 - Oberhausen - Altenberg: Nachgewürzt
30.03.2019 - Oberhausen - Altenberg: Nachgewürz

Mehr unter: www.benjamin-eisenberg.de

Autor:

Benjamin Eisenberg aus Bottrop

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