Zurück ins Leben: NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens über das Thema Quartiersentwicklung

NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens zu Besuch in der Agora.
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  • hochgeladen von Vera Demuth

Viele Kommunen in NRW arbeiten mit Unterstützung des Landes an der Entwicklung altengerechter Quartiere. Castrop-Rauxel tut dies noch nicht, wolle aber, so Sozialdezernentin Regina Kleff, einen Antrag auf den Weg bringen. Was sich hinter dem Konzept der Quartiersentwicklung verbirgt, erklärte NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens, als sie am Donnerstag (4. Mai) auf Einladung der Grünen zu Gast im Kulturzentrum Agora war.

Warum ist Quartiersentwicklung nötig?

Barbara Steffens: Der demografische Wandel ist die größte gesellschaftliche Herausforderung. Bis 2050 werden wir etwa doppelt so viele Pflegebedürftige haben wie jetzt, aber immer weniger junge Menschen, die arbeiten und in die Sozialsysteme einzahlen. Deswegen müssen wir heute überlegen, wie wir adäquate Strukturen schaffen, und präventiv dafür sorgen, dass weniger Bedarfe entstehen.

Worum geht es bei der Quartiersentwicklung konkret?

Es geht darum, die Gesellschaft dahin zu führen, wieder soziale Verantwortung füreinander zu übernehmen. Es geht darum, Menschen zurück ins Leben zu holen, so dass sie einen Platz in der Gesellschaft haben und gebraucht werden. Ein tolles Beispiel dafür ist ein Reparaturcafé, wo ältere Menschen ihre Kompetenzen an jüngere weitergeben können. Auch in Castrop-Rauxel gibt es mit dem Demenzcafé Beispiele, wo man versucht, die Gesellschaft wieder mehr zu öffnen. Es ist auch toll, dass wir uns für ein Gespräch zum Thema Quartiersentwicklung an einem Veranstaltungsort für Menschen mit Migrationshintergrund treffen.

Wie unterstützt das Land die Kommunen bei der Umsetzung?

Wir können als Land nicht soziale Politik vor Ort machen, aber wir unterstützen die Kommunen finanziell. Eine Kommune muss einen Antrag auf Quartiersentwicklung stellen und erhält dann drei Jahre lang Unterstützung. In diesem Jahr zahlt das Land insgesamt 4,32 Millionen Euro für die Quartiersentwickler, die partizipativ mit den Menschen vor Ort arbeiten, um sie zur Selbsthilfe zu befähigen.

Es wird also nicht eine ganze Stadt gefördert, sondern nur ein einzelner Stadtteil?

Da muss man Prioritäten setzen. Die Kommunen haben Sozialdateien, aus denen sie ersehen können, wo besonders viele Ältere leben oder wo es eine schwache Infrastruktur gibt. Die neuen sozialräumlichen und inklusiven Strukturen sind dann nicht nur für alte, sondern für alle Menschen gut.

Bedeutet das Ende der Förderung nach drei Jahren auch das Ende der Quartiersentwicklung?

Anders als die Soziale Stadt baut die Quartiersentwicklung nicht darauf auf, dass ich etwas habe, dass finanziert werden muss. Ziel ist es, dass ein Ort geschaffen wird, an dem die Menschen sich selbstorganisiert treffen können. Wenn eine Stadt dafür zum Beispiel eine Wohnung als Begegnungsort zur Verfügung stellt, ist das nicht so teuer und eine lohnende Investition.

Autor:

Vera Demuth aus Bochum

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