Verkehrsunfälle mit Wildschweinen / Keine Ausbreitung in der ganzen Stadt

Seit einigen Jahren sind die Wildschweine zurück im Ruhrgebiet. Begegnungen von Mensch und Tier sind die Ausnahme, aber Autounfälle kommen immer mal vor. Erst am vergangenen Wochenende ist in Ickern ein Wildschwein angefahren worden, weiß Lambertus Kramer, Vorsitzender des Hegerings Castrop-Rauxel.

Es sei das zweite Wildschwein innerhalb von etwa acht Wochen, das angefahren worden sei, berichtet Kramer, der davon weiß, weil die Polizei die jeweiligen Revierinhaber über Wildunfälle informiert. "Bis jetzt haben wir das Schwein aber noch nicht gefunden." Dass es überhaupt zu Kollisionen zwischen Tier und Autofahrern komme, läge daran, dass die Schweine ihren Standort wechselten. Deswegen gebe es sowohl auf Waltroper als auch auf Castrop-Rauxeler Seite Schilder, die auf die Gefahr des Wildwechsels aufmerksam machten, so Kramer.

Zwischen Ickern und Waltrop

Bislang haben sich laut Lambertus Kramer im Stadtgebiet Castrop-Rauxels noch keine Wildschweine angesiedelt, da die Verkehrsdichte zu groß sei. Aber im Grenzgebiet zwischen Ickern und Waltrop finden die Mitglieder des Hegerings regelmäßig frische Fährten. "Wir gehen von einer Rotte in den Wäldern von Ickern aus", so der Vorsitzende. Eine Rotte umfasst etwa sechs bis acht Tiere.
Zu Gesicht bekommen die Jäger die Wildschweine nicht, und auch Spaziergänger bräuchten keine Angst zu haben, beruhigt Kramer. Gesunde Wildschweine röchen Menschen früh und blieben fern. Kranke oder verletzte Tiere könnten jedoch ihre Verhaltensweise ändern, und Bachen, die mit ihren Frischlingen unterwegs sind, könnten sich von Spaziergängern bedroht fühlen. "Wenn man auf den Wegen bleibt, ist man aber nicht gefährdet", betont Kramer. Und falls man doch ein Wildschwein erblicken sollte, rät er, ruhig zu bleiben, sich umzudrehen und langsam wegzugehen. "Nicht rennen."

Bis zu 30 Kilometer in einer Nacht

Doch auch wenn es bisher nur im Castrop-Rauxeler Norden Wildschweine gibt und von einer Überpopulation keine Rede sein kann, sieht der Vorsitzende des Hegerings die Situation kritisch. Wenn etwa die Anzahl der Tiere im Bereich Nordkirchen größer werden sollte, würden sie sich Ausweichorte suchen. "Wildschweine können in einer Nacht 20 bis 30 Kilometer zurücklegen. Da ist dann der Weg nach Castrop-Rauxel nicht mehr so weit", so Kramer.

Monokultur sorgt für Probleme

Zudem sorge die Monokultur durch den Maisanbau für Biogasanlagen für Probleme. "Wildschweine gehen dahin, wo sie etwas zu fressen bekommen. Und wenn es viel Futter gibt, vermehren sie sich." Auch Weizen sei ein Eldorado für die Tiere, so Kramer. "Früher hat man dagegen jedes Jahr ein anderes Getreide angebaut."
Nicht zuletzt bedeuten Wildschweine, die Mais fressen, einen Schaden für die Landwirte. Vor diesem Hintergrund haben die Inhaber zweier Jagdreviere in Ickern und Henrichenburg Ende 2017 je ein Tier in ihrem Revier erlegt.
Darüber hinaus rechnet Kramer damit, dass die Schonfrist für Schwarzwild, wie vom Landwirtschaftsministerium empfohlen, demnächst von der Unteren Jagdbehörde im Kreis Recklinghausen aufgehoben wird. Denn in Polen grassiert zurzeit die afrikanische Schweinepest, die auch für Hausschweine tödlich ist. "Man sagt, dass sie sich einen Kilometer pro Tag ausbreitet", erklärt Kramer.

Autor:

Vera Demuth aus Bochum

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