Museum Voswinckelshof: "Ist das Kunst oder kann das weg?"

Friedhof; fotografische Langzeitbeobachtung; Kooperationsprojekt von Folkwang mit der Stadt Dinslaken; Betreuung Prof. Gisela Bullacher
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Das Museum Voswinckelshof und Folkwang Uni Essen präsentieren eine bemerkenswerte Ausstellung:

Spätestens als der schwebende Stahlrohr-Würfel von Günter Zins durch einen wilden Frühjahrssturm 2008 im ganzen Stadtpark verteilt wurde und die Rohre anschließend in einer Ecke im Bauhof der Stadt Dinslaken beim Altmetall landeten, war es an der Zeit das Verhältnis Kunst und DIN-Service neu zu definieren.

Und so konnte nun endlich eine gute Idee von Dr. Peter Theißen, dem Leiter des Museums Voswinckelshof, beim inzwischen auch durch strukturelle Stürme gezausten DIN-Service in die Tat umgesetzt werden. Schon 2001 hatte Theißen erstmals überlegt, die Arbeit hinter den Kulissen einer Stadt künstlerisch interpretiert, dokumentieren zu lassen. Denn auch das Museum schätzt die Arbeit der Männer und Frauen an der städtischen Service-Front.
Bei Ausstellungen, Veranstaltungen, der Grünpflege und der Abfallentsorgung sind die guten Service-Geister mit von der Partie und leisten ohne viel Aufhebens ihren entscheidenden, ordnungsamtlichen Beitrag zum Gelingen vieler städtischer Veranstaltungen.

Ob bei den DIN-Tagen, den Weihnachtsmärkten, den Museumsfesten oder beim Citylauf. Diese wichtige städtische Arbeit konnte nun mit Hilfe der Essener Folkwang Universität unter der Leitung von Prof. Gisela Bullacher (Lehrstuhl Fotographie) und einiger ihrer Studenten auf hohem künstlerischen Niveau fotografisch dokumentiert werden: „51,57 o N_6.73 o O - Beobachtungen im Stadtraum“ heißt die Ausstellung, die am kommenden Freitag, 29. Juni um 19 Uhr im Museum Voswinckelshof eröffnet wird. Und die bis zum 16. September zu sehen sein wird.

Der Niederhein Anzeiger sprach mit Dr. Peter Theißen und Prof. Gisela Bullacher über den Entstehungsprozess dieser außergewöhnlichen Ausstellung. Und über den Arbeitsalltag eines sonst eher dezent agierenden städttischen Geschäftsbereiches.

51,57oN_6.73o O - Beobachtungen im Stadtraum

Niederrhein Anzeiger:
Wie kamen Sie auf die Idee mit dem Längengrad Dinslakens im Ausstellungs-Titel?

Prof. Gisela Bullacher: Die Arbeit eines solchen städtischen Betriebes basiert ja auch auf Karten, Bauplänen oder Landschaftsgestaltungsplänen. Und womit kann man das besser ausdrücken als über den konkreten Längegrad einer Stadt? Als Dr. Peter Theißen 2009 Kontakt zu uns aufnahm, war eigentlich schnell klar, dass wir keine Arbeiter-Fotografie á la August Sander machen wollten. Sondern mit den inzwischen16 Studenten individuelle künstlerische Umsetzungen dieses komplexen Themas finden wollten. So sind über 600 Einzelwerke entstanden, die auch alle als Projektionen neben ausgewählten Print-Fotografien im Voswinckelshof zu sehen sein werden.

Dr. Peter Theißen: Wir wollten von Anfang an, dass die Studieren die Mitarbeiter durch alle Jahreszeiten begleiten. Denn der DIN-Service ist inzwischen fast der einzige städtische Bauhof in NRW, der noch alle traditionellen Aufgaben wahrnimmt. Und so bot sich auch die seltene Chance, die Vielfalt der oft verborgenen Arbeitsprozesse mit der Kamera zu begleiten: Pflege der öffentlichen Sport- und Grünflächen sowie der Friedhöfe, Unterhalten der Kompostierungsanlage. Und Gewässer, Betrieb und Instandhaltung des Abwassersystems und der Kanäle, Müllabfuhr und Wertstoffhof, Straßenbau und Straßenreinigung, Winterdienst und Unterstützung auch brauchtümlicher Veranstaltung - auch hier im Museum. Für mich sehr beeindruckend: Neben der künstlerischen Vielfalt, die enstanden ist, ist auch die Organisation und Umsetzung durch die Studenten einfach toll gelaufen. Sie haben ein Modell des Museums angefertigt und richtige Raumkonzepte für die auch von ihnen hergestellten Foto-Exponate entwickelt. Auch ein Jahreskalender für den DIN-Service ist so entstanden.

· Ausstellungseröffnung: Freitag, 29. Juni, 19 Uhr. Öffnungszeiten Museum Voswinckelshof, Elmar-Sierp-Platz 6: Dienstag bis Sonntag von 14 Uhr bis 18 Uhr. Weitere Infos unter: 02064- 2449.

Führungen und Ferienworkshops

Öffentliche Führungen am:
6. Juni (18 und 19 Uhr), 14. Juni (15 UhrJ, 17. Juli (11 Uhr), 4. August (15 Uhr) und 10. August (11 Uhr). Führungen für Schulklassen nach Absprache. Anmeldung und Auskunft: Cordula Hamelmann, Tel. 02064-777174.
Ferienworkshops für Kinder ab 8 Jahren: 20. Juli, 11 bis 13 Uhr: „Dem DIN-Service auf der Spur“ - Fotoworkshop mit der Fotografin Rose Benninghoff. Treffpunkt: Museum Voswinckelshof in wetterangepasster Kleidung. Und am 31. Juli, 11 bis 13 Uhr: „DIN-Service goes ARTWork“. Teilnehmer können sich von den Fotowerken der Ausstellung zu eigenen Bildern inspirieren lassen. (Workshop-Kosten: 6 Euro, Anmeldung erforderlich, da die Teilnehmerzahl auf je 10 beschränkt ist).
(Erschienen im Niederrhein Anzeiger KW 26/12 Text: cd)

Autor:

Caro Dai aus Essen-Werden

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