Grenzplatte installiert
„Schnittpunkt der vier Gemeinden“ eingeweiht

Zur Einweihung der Steinplatte „Schnittpunkt der vier Gemeinden“ versammelte sich eine kleine Menschentraube in Holsterhausen. | Foto: Marie-Therese Gewert
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  • Zur Einweihung der Steinplatte „Schnittpunkt der vier Gemeinden“ versammelte sich eine kleine Menschentraube in Holsterhausen.
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Holsterhausen. Holsterhausen ist um einen historischen Treffpunkt reicher: Zur Einweihung der Steinplatte „Schnittpunkt der vier Gemeinden“ versammelte sich eine kleine Menschentraube in Holsterhausen. Der ökumenische Geschichtskreis Holsterhausen an der Lippe stand mit Freunden und Interessierten um eine Steinplatte als Gemeindegrenze.

Hier wird Stadtgeschichte lebendig, wie auch Walter Biermann vom Geschichtskreis betonte. Bürgermeister Tobias Stockhoff fragte: „Hat jemand einen Kompass dabei?“ Doch diesen brauchte es nicht. Ein kleiner Zeiger auf dem Stein weist die Richtung. Und so hat der Stein seinen Platz gefunden. Unter schützenden Bäumen verbindet der neue Stein nun Konfessionen und Himmelsrichtungen, Menschen, Vereine und Geschichte, sagte Stockhoff weiter.

Was es damit auf sich hat?

Auf einem Streifzug durch die Geschichte haben die Bürger einer Gemeinde schon im Mittelalter ihre Gemeindegrenze kontrolliert. Auch Snadegang oder Snatgang genannt. „Dabei bedeutet Snat Schneise oder Grenzgang“, erklärte Ulrich Brenscheidt bei der Einweihung. So war ein Snatgang einst auch als Volksfest bekannt, zu dem bis zu 10 000 Bürger kamen. Neugierig erkundeten die damaligen Neubürger mithilfe der Alteingesessenen, die früher auch Poalbürger genannt wurden, die einzelnen Gemeindegrenzen. An manchen Rastplätzen gab es für die Bürger zudem eine Getränkespende. Wenn es sich zum Beispiel um einen Schnittpunkt mehrerer Gemeindegrenzen handelte. So wie auch bei diesem einen in Holsterhausen. Die Steinplatte verewigt nun Alt-Schermbeck, Wulfen-Deuten, Hervest und Holsterhausen in der Erde. Bei der Grenzbegehung wurden zudem Bäume gepflanzt, die noch heute im Sonnenschein ihre Schatten auf die Erde – und nun auch auf den Stein – werfen. Der ökumenische Geschichtskreis Holsterhausen fühlte sich dazu berufen, dieses alte Brauchtum neu zu beleben. Und das nicht ohne Grund. „Bei Einführung des Grundsteuerkatasters durch die Preußische Regierung am 3. Februar 1841 wurde der allseits beliebte Snatgang verboten“, erklärte Ulrich Brenscheidt weiter.

Warum?

Ein Geometer, ein Experte im Vermessungswesen, machte die exakte Vermessung der Grundstücke möglich. Durch die Triangulation, das Aufteilen einer Fläche in Dreiecke und deren Ausmessung, war der Snatgang nicht länger erforderlich. Auch an diesem Grenzgang in Holsterhausen mussten die beteiligten Orts-Vorstände und der Geometer teilnehmen. Auf dem Grenzhandriss wurde die Gemeindegrenze von da an lediglich mit einer Unterschrift anerkannt.

„Im 20. Jahrhundert lebte der Brauch des Snatgangs wieder auf. So auch in der Gemeinde Geseke im Jahr 1925“. Damals veränderten sich Gemeindegrenzen durch Gemeindereformen und Agrarordnungen. „Wir, vom Ökumenischen Geschichtskreis Holsterhausen an der Lippe, wollen einen kleinen Beitrag dazu liefern, dass alte hergebrachte Bräuche erhalten bleiben und nicht in Vergessenheit geraten“, betonte Ulrich Brenscheidt zum Abschluss seiner Rede.

Text und Fotos: Marie-Therese Gewert

Die Grenzplatte befindet sich in Holsterhausen, etwa in Höhe der Luisenstraße 136, von dort sind es 20 Meter Fußweg bis zum Verlegepunkt an einem Radweg.

Geodatenportal

Wer sich für den aktuellen genauen Grenzverlauf aller Dorstener Stadtteile interessiert, wird im Geodatenportal der Stadt Dorsten fündig.

Autor:

Olaf Hellenkamp aus Dorsten

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