Künstlerpaar
Die Kunst der Organisation

Er liebt Mozart, sie die Giselle. | Foto: Schwalbert
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Sie sind schon ein besonderes Paar: Morgan Moody singt an der Dortmunder Oper, seine Frau Jelena-Ana Stupar tanzt beim Dortmunder Ballett. Allein schon für ein Paar wäre es schwierig, die unterschiedlichen Probenzeiten und Aufführungen unter einen Hut zu bringen, doch seit zwei Jahren ist Töchterchen Lilian auf der Welt, und sie bringt ihre Eltern gehörig auf Trab.

„Wir sind super gut organisiert“, erklärt dann auch Moody. „Wir versuchen immer wochenweise zu planen, und wir haben eine sehr kurze Liste von Freunden und Nachbarn, zu denen wir Lilian bringen können, wenn es mal irgendwo hakt“, meint der gebürtige Kalifornier. Denn auf Familie und die beiden Omas kann das Künstlerpaar nicht zurückgreifen, sie leben in Kalifornien bzw. Serbien.

„Ohne unsere Freunde und besonders unsere Nachbarn würden wir das nicht schaffen“, erklären beide. Obendrein gibt es noch eine Tagesmutter, die sich über die Zeit zur Ersatzoma entwickelt hat. Morgan Moody hat bei der Oper Probezeiten von 10 bis 14 und von 18 bis 22 Uhr, an allen Abenden, an denen keine Vorstellung ist. Jelena-Ana Stupar probt wochentags von 10 bis 18 Uhr, mit einer Stunde Mittagspause. Solche Arbeitszeiten unterstützt wohl kein Dortmunder Kindergarten.

„Eine halbe Stunde Überschneidung haben wir jeden Tag“, dann muss schnell die Tochter zur Betreuung gebracht werden, und dann geht es schnell zur Probe. „Abends ist immer einer von uns weg, doch glücklicherweise haben wir oft montags zusammen frei“, erklärt Jelena-Ana Stupar. „Aber als Mutter ist es manchmal schwierig. Du bringst das Kind abends nicht ins Bett, das macht der Babysitter.“

Eine zusätzliche Engstelle tut sich auf, wenn Morgan Moody auswärtig engagiert ist. In ein paar Wochen ist der Bass-Bariton wieder einmal als Gastsänger nach Salzburg eingeladen, dann fällt er als Betreuungsperson natürlich aus. Gut, dass dann Jelena-Anas Mutter aushelfen kann. Sie kommt für diese Zeit nach Dortmund.

Bei solch einem eng getakteten Wochenplan ist es manchmal schwierig, soziale Kontakte außerhalb des Theaters zu knüpfen. Jelena-Ana Stupar tauscht sich mit den anderen Müttern auf dem Spielplatz aus, gemeinsam ist die kleine Familie oft im Westfalenpark unterwegs, das ist praktisch, denn die Tänzer proben im Ballettzentrum im Westfalenpark. Mehr soziale Kontakte gibt es mit Theaterleuten aus anderen Abteilungen, mit Musikern, Technikern, Mitarbeitern der Marketing- und Presseabteilung. „Da die Gelegenheiten für uns als Paar zusammen auszugehen sehr eingeschränkt sind, laden wir Leute zu uns ein und kochen zusammen“ - eine Mischung aus amerikanischer und serbischer Küche.

Nach den Premierenfeiern am Theater geht das Paar gerne zusammen aus, doch oft ist das nicht: „vielleicht acht oder neunmal im Jahr“, erzählen beide. Für Hobbys bleibt den jungen Eltern wenig Zeit: „Ich habe mal gerne gelesen“, lacht Jelena-Ana Stupar. „Heute liegt ein dicker Stapel Bücher ungelesen herum. Ich schaffe höchstens mal einen Erziehungsratgeber.“

Morgan Moody ist ein großer Fußballfan (Liverpool) und hat bis vor kurzem in der Theatermannschaft gespielt. Nach einer Meniskusverletzung muss er nun erstmal aussetzen. Auch mit dem Motorradfahren ist es vorerst nichts, zu gefährlich. Angeln und Campen sind weitere Hobbys, die beim Sommerurlaub in Kalifornien endlich wieder ausgelebt werden können: „Wir fliegen in den Theaterferien das erste Mal mit Lilian zu den Großeltern. Dann gibt es Barbecue und Camping am Strand."

"Es ist einfach schön, nicht zu üben und die Stimme ‚platzen‘ zu lassen", sagt Moody, der mit Vorliebe Mozart singt: „Da gibt es so viele Varianten, und man kann ihn modern inszenieren.“ Statt der Gesangsübungen muss Moody dann imm Sommer 'nur' Text lernen, für die kommenden Inszenierungen.

Jelena-Ana Stupar sagt über ihre Karriere: “Ich hatte Glück, war zur richtigen Zeit am richtigen Ort, hatte immer interessante Rollen.“ Nur die Giselle, die sie zum Ballett gebracht hat, wird sie wohl nicht mehr tanzen. In Dortmund fühlen sich die beiden wohl:“ Ich brauche kein Schickimicki. Die Stadt hat alles was wir brauchen“, meint Jelena-Ana Stupar. „Bis auf Wasser“, lacht Morgan Moody. Er vermisst das Meer.

Derzeit ist Morgan Moody als Bartolo im Barbier von Sevilla,als Ping in der Turandot und als Clov in der Deutschen Erstaufführung von Kurtágs „Fin de Partie“ zu sehen. Jelena-Ana Stupar tanzt aktuell Rollen in der göttlichen Komödie I: Inferno, im Schwanensee und in „Visionen" mit Chreografien von Lee, Godani und Kuindersma. Karten gibt es unter theaterdo.de.

Autor:

Lokalkompass Dortmund-City aus Dortmund-City

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