„Kein Mensch hat so einen Tod verdient"

So wird die Gedenkstätte auf der Wiese vor der Auslandsgesellschaft mit dem Mahnmal aussehen. | Foto: Schmitz
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  • So wird die Gedenkstätte auf der Wiese vor der Auslandsgesellschaft mit dem Mahnmal aussehen.
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In sieben deutschen Städten, in Nürnberg, Hamburg, München, Rostock, Kassel, Dortmund und Heilbronn wurden zwischen 2000 und 2007 zehn Menschen durch die rechtsextreme terroristische Gruppe NSU ermordet.

Neun der Opfer waren Menschen, die mit ihren Familien in Deutschland eine neue Heimat gefunden hatten, ein Opfer war Polizistin. Einer von ihnen war Mehmet Kubasık. am 4. April 2006 wurde er in seinem Kiosk an der Mallinckrodtstraße ermordet.

Am Jahrestag seines Todes stellten nun seine Frau Elif, Tochter Gamze, Oberbürgermeister Ullrich Sierau , Bezirksbürgermeister Siegfried Böker und weitere Vertreter der Stadt einen Entwurf für eine Gedenkstätte vor. Sie soll an die Opfer der Mordserie in der Städten erinnern.

Aufruf zum Widerstand gegen rechte Gewalt

Im Vorfeld hatten der Hamburger Innensenator und die Oberbürgermeister der anderen betroffenen Städte haben verabredet, gemeinsam der Opfer zu gedenken und gleichzeitig zum gesellschaftlichen Widerstand gegen jede Form rechtsextremer Gewalt aufzurufen.
Vor dem Eingang zum Auslandsinstitut an der Steinstraße soll ein diagonal liegender, zehn Meter langer Strahl aus Basaltstein auf einen Gedenkstein weisen. Die Stele wird etwa zwei Meter hoch werden und durch ein Lichtband am Boden symbolisch mit der Steinstreifen verbunden.

"Wir sind bestürzt und beschämt"

Auf die Stele soll folgender Text graviert werden: "Neonazistische Verbrecher haben zwischen 2000 und 2007 zehn Menschen in sieben deutschen Städten ermordet: Neun Mitbürger, die mit ihren Familien in Deutschland eine neue Heimat fanden, und eine Polizistin. Wir sind bestürzt und beschämt, dass diese terroristischen Gewalttaten über Jahre hinweg nicht als das erkannt wurden, was sie waren: Morde aus Menschenverachtung. Wir sagen: Nie wieder!"

Die Stele soll auf der einen Seite die Namen und Wohnorte der Opfer sowie die Daten ihren Ermordung tragen. Beiderseits der Gedenstätte werden je drei Bänke aufgestellt und je drei dachförmig gezogene Platanen gepflanzt. Nach Schätzung von Ulrich Finger vom Tiefbauamt könnte das Mahnmal bereits im Juli dieses Jahres fertiggestellt werden.

Tochter des Opfers: Dieses Denkmal ist wichtig

Gamze Kubasık spricht für ihre Familie, obwohl ihr das am Todestag ihres Vaters sichtlich schwer fällt: "Dieses Denkmal ist wichtig für alle Opferfamilien, und wir sind dankbar besonders für die Sensibilität, mit der Oberbürgermeister Sierau das Ganze behandelt hat. Kein Mensch hat es verdient, so zu sterben wie mein Vater, er war ein stolzer Dortmunder und hat diese Stadt geliebt."

Ullrich Sierau betonte: "Der Ort soll Möglichkeiten zur Einkehr und zum Innehalten bieten, er soll aber auch Mahnung sein: Nie wieder darf so etwas geschehen. Seien wir wachsam gegenüber allen rechtsextremen Aktivitäten."

Der Hausherr des Auslandsinstituts, Klaus Wegener und Bezirksbürgermeister Siegfried Böker wiesen auf die spezielle Bedeutung des Standortes hin: "Die Gedenkstätte an der ehemaligen Steinwache ist ein Auftrag für Humanität und Toleranz für uns - 'denk mal ' soll bedeuten, darüber nachzudenken, was geschehen ist, so Wegener.

Auch Bezirksbürgermeister Siegfried Böker hält den Platz für die geplante Gedenkstelle für sehr gut gewählt. Die symbolträchtige Steinwache und das neue Mahnmal könnte zu einem Brennpunkt der Erinnerungskultur in Dortmund werden.

Hintergründe:

Leider ist Mehmet Kubasik nicht das einzige Opfer rechtsextremer Gewalt in Dortmund. An sie erinnert bislang keine Gedenkstelle:

Am 14. Juni 2000 tötete ein Amokläufer drei Dortmunder Polizeibeamte. Der Täter wird der rechtsextremen Szene zugerechnet.

Der Punk Thomas „Schmuddel" Schulz starb am 28. März 2005. Er wurde in der U-Bahn-Haltestelle Kampstraße von einem Neonazi niedergestochen.

Zwischen 1933 und 1945 waren über 66000 Menschen in der Dortmunder Gestapostelle Steinwache inhaftiert. Gegen Kriegsende wurden viele Häftlinge im Rombergpark und in der Bittermark ermordet. Daran erinnert das Mahnmal in der Bittermark.

Autor:

Lokalkompass Dortmund-City aus Dortmund-City

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