Rettet Japans Kampfkunstkultur

Foto: Frank Fahl

Man mag es kaum glauben, aber Deutschland und Europa können helfen, eine traditionelle japanische Kampfkunst das Überleben zu sichern. Bereits zum achten Mal fand Mitte März in der Halle Ost des TSC die European Aikido Seminar Tour (EAST) mit dem japanischen Aikido-Großmeister Makoto Shimizu (7. Dan) statt. Jedes Jahr besucht dieser Shihan (Großmeister) der gewaltlosen japanischen Kampfkunst Aikido Dortmund und hatte diesmal 45 Teilnehmer aus sechs Ländern zu Gast. Als sogenannte Randsportart ist die Gemeinde der Aikidoka überschaubar. "Seit Mitte der neunziger Jahre habe ich Japan besucht und dort beim Aikido-Training Shimizu Sensei (Meister) und sein schönes Aikido erlebt. Das wollte ich nach Deutschland holen", erklärt Achim Matusek, einer der Organisatoren der EAST.
Drei Tage lang übten die Teilnehmer Würfe und Hebel der jüngsten japanischen Kampfkunst, die nach dem zweiten Weltkrieg von Morihei Ueshiba aus verschiedenen Kampfkünsten entwickelt wurde, hauptsächlich aber aus der Schwertkampfschule des Dayto Ryu Aiki Jujutsu. Ziel ist es, Angriffe in kreisförmigen und spiralförmigen Bewegungen weiterzuleiten und so den Angreifer möglichst schonend zu Fall oder in eine aussichtslose Situation zu bringen.
Die Besonderheit des Aikido-Stils von Shimizu ist die Störung des Gleichgewichts eines Angreifers schon beim ersten Kontakt. Danach kann ohne großen eigenen Krafteinsatz der verunsicherte Angreifer zu Boden gebracht werden. Dies geschieht mit einer scheinbar lässigen Leichtigkeit.
Trotzdem Shimizu in der Welt des Aikidos ein Star ist, ist er doch kein Vollzeitlehrer. Er arbeitet bei einem großen japanischen Elektronik-Hersteller und opfert seine wenigen Urlaubstage für diese Lehrgangsreise nach Europa. Warum macht er das? Und warum kann ausgerechnet Europa ein Stück japanische Kultur bewahren helfen? Wir hatten die Möglichkeit, mit Shimizu Shihan ein Interview zu führen.

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? Warum machen Sie diese Tour?

! Ich wurde von vielen Leuten angesprochen, insbesondere Margit Melcher aus Wien hat sich dafür eingesetzt, dass ich diese Tour mache. Ich habe seit 25 Jahren mit Endo Sensei (8.Dan, ein "Superstar" in der Aikido-Szene, AF) Europa bereist und dadurch viele Kontakte geknüpft. Weltweit sind viele Dojos entstanden. Was erst einmal gut ist. Aber die Tradition geht langsam verloren, weil viele Leute Japan nicht besuchen können. So geht der Kontakt zum Ursprung verloren. Außerdem möchte ich meine Bekannten besuchen.

? Welche Ziele verfolgen Sie mit dieser Tour?

! Zusammen mit Endo Sensei diesen Aikido-Stil verbreiten, meine Erfahrungen bereichern und internationale Partnerschaften gründen.

? Wie sehen Sie ihre Rolle bei diesem Vorhaben?

! Ich möchte anderen die Chance geben, Aikido zu lernen und dabei meine eigenen Fähigkeiten verbessern.

? Wie bewerten sie die Entwicklung des Aikido?

! Wir haben in Japan Nachwuchsprobleme. Insbesondere junge Männer interessieren sich mehr für Fußball oder Baseball, statt für Aikido und andere Kampfkünste.

? Beim Aikido trainieren Männer und Frauen zusammen. Weil es keine besonderen körperlichen Anforderungen an die Übenden stellt, ist es auch für ältere Menschen geeignet. Wie sollten ältere Menschen Aikido üben? Wie sollten jüngere Menschen Aikido üben?

! Im Grunde gibt es keinen Unterschied. Endo Sensei und ich sind auch schon älter, aber wir trainieren noch normal weiter.

? Wir wissen, Sie sind ein BVB 09-Fan und besuchen bei Ihrem Besuch in Dortmund immer das Stadion. Können Sie in Japan die Bundesligaspiele verfolgen? Haben Sie einen Dortmunder Lieblingsspieler?

! Ich kann die Spiele in Japan sehen, habe aber nur wenig Zeit dafür. Das Championsliga-Finale gegen Bayern München im letzten Jahr war in Japan ein Großereignis. Als Kagawa noch in Dortmund spielte, war er mein Favorit. Heute bin ich von Nuri Shahin beeindruckt.

? Vielen Dank für das Gespräch und wir wünschen Ihnen für Ihre Vorhaben viel Erfolg. Und dass Ihr Lieblingsfußballverein mal wieder die Meisterschaft gewinnt! (AF)

Autor:

Axel Frerk aus Dortmund-Nord

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