Anschlag auf Helfer

Ausgerechnet das Diakonische Werk, das etliche Projekte für Zuwanderer aus Osteuropa betreibt, sieht sich Vorwürfen ausgesetzt, Nichtdeutsche zu benachteiligen.
Nachdem die Sendung Monitor im Fernsehen berichtet hatte, das in der Dortmunder Obdachlosenberatungsstelle an der Rolandstraße ein Bulgare abgewiesen würde, flogen in der Nacht zu Mittwoch Steine in die Scheiben. Ein Rassismus-Vorwurf auf der Fassade und Kanister mit Säure ließen die Unbekannten Täter zurück.
"Das ist Quatsch, dass die Beratungsstelle für Wohnungslose danach entscheidet, ob jemand deutsch ist oder nicht", betont Reiner Rautenberg, Sprecher des Diakonischen Werkes.
Ihn ärgert die "fehlerhafte Berichterstattung", die die Einrichtung und ihre Mitarbeiter in ein falsches Licht rücke.
"Wir haben eine Beratungsstelle mit eingeschränkten Möglichkeiten", erklärt er, "und ob jemand unsere eine Dusche benutzen kann, oder nicht, rechtet sich danach, ob er Klient unserer beratungsstelle ist und nicht welche Staatangehörigkeit er habe.
Im Fernsehbericht sei nicht differenziert worden, ein Interview mit der Geschäftsführerin der Diakonie, Anne Rabenschlag, stark gekürzt wiedergegeben worden.
"Diese Empörung über den Monitorbericht kann ich gut nachvollziehen. Ich teile sie, da ich in einem Interview ausführlich Stellung dazu bezogen habe, wie wir mit unseren Mitteln Menschen aus Südosteuropa, die sich hier in Dortmund aufhalten, gezielt helfen. Diese Information sparte der Bericht völlig aus", stellt die Diakonie-Geschäftsführerin Anne Rabenschlag klar.
"Das Thema Armutsmigration aus EU-Ländern ist ein drängendes, für das die EU bisher noch keine hinreichenden Lösungsansätze initiiert hat. Erforderlich wäre eine Verbesserung der Lebensverhältnisse für diese Menschen im Ursprungsland", fordert sie. Aus Not migrieren zu müssen, sei für viele Menschen kein gewünschtes Schicksal.
In Dortmund lebten zur Zeit rund 3000 Menschen, die infolge von Armutsmigration eine Lebensperspektive suchen: Männer, Frauen und Familien mit Kindern. Viele dieser Menschen leben zum Teil in prekären Lebensverhältnissen, haben keinen Zugang zu Arbeit, Wohnung und keinerlei Krankenversicherung.
"Die meisten haben keine deutschen Sprachkenntnisse und kennen sich in unserem Gesellschaftssystem nicht aus, etliche sind des Lesens und Schreibens nicht mächtig und stehen vor besonderen Schwierigkeiten, neue Wege zu suchen", weiß Anne Rabenschlag von den Projekten der Diakonie für Menschen aus Osteuropa.
Um hier helfen zu könnenbeschäftigt das Diakonische Werk zwei Mitarbeiterinnen mit muttersprachlichem Hintergrund, die sich besonders der Familien und Kinder annehmen und für diese Perspektiven entwickeln. Sie klären Probleme, helfen bei Antragstellungen, vermitteln und sorgen für Hilfe. Außerdem biete die Beratungsstelle für Migration im Hause Hilfe an.
Zwei weitere Diakonie-Mitarbeiter suchen stundenweise Menschen auf der Straße auf, klären Fragen und sorgen für den Zugang zu Beratung.
Ein Netzwerk aus kommunalen Einrichtungen und Trägern der Wohlfahrtspflege hat sich gebildet, um die vorhandenen Ressourcen so gezielt wie möglich zum Wohle der Betroffenen nutzen zu können. So gibt es einen muttersprachlichen Flyer, der eine Übersicht aller Angebote enthält und auch durch Piktogramme Informationen vermittelt. Das Gesundheitsamt bietet eine ärztliche Sprechstunde für nicht krankenversicherte Kinder an. Auch hier hlefen die muttersprachlichen Mitarbeiterinnen der Diakonie vor Ort den Familien.
"All dies klammert der Monitor-Bericht völlig aus", sagt die Geschäftsführerin, "er skandalisiert den fehlenden Zugang zu Duschen unserer Beratungsstelle für Wohnungslose." Dabei müsse man wissen, dass unsere Beratungsstelle jährlich 1100 Wohnungslose begleitet und keine Kapazitäten mehr zur Verfügung stellen kann. Die einzige Dusche, eine für Männer, eine für Frauen, die den Wohnungslosen zur Verfügung steht, sei durchgängig im Gebrauch.
Eine Beratung von Menschen aus Südosteuropa könne hier gar nicht geleistet werden. Den Mitarbeitern fehlten der muttersprachliche Hintergrund und die ausländerrechtlichen Kenntnisse.
Hier helfe die Beratungsstelle für Migration im gleichen Gebäude, zu der das muttersprachliche Info-Schreiben führe.
"Diese Informationen wurden in dem Monitor-Interview ausführlich erläutert. Umso bedauerlicher finden wir die aus unserer Sicht fehlerhafte Berichterstattung , so Anne Rabenschlag.
Nicht nur der Steinwurf gegen die gesicherte Scheibe, auch böse E-Mails zeigten, das die Arbeit des Diakonisches Werk durch den TV-Bericht falsch wahrgenommen werde, "und das ist einfach unfair", zieht Reiner Rautenberg Bilanz.

Autor:

Antje Geiß aus Dortmund-City

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