Klein Barbara und die fünfziger Jahre
Mein erster Schultag

1955, nach den Osterferien, wurde ich eingeschult.
Es war die evangelische Volksschule in Duisburg.
Die Volksschulen waren damals noch unterteilt in evangelisch und katholisch.

Damals wurde kein rauschendes Fest veranstaltet, wie es heute bei Erstklässlern üblich ist.
Es war eigentlich fast ein ganz normaler Tag.

Ich wurde am ersten Schultag zur Schule gebracht, bekam meine Schultüte und ging dann alleine mit meinen Klassenkameraden wieder nach Hause.

Die Lehrerin stellte sich vor und rief uns einzeln mit Namen auf.
Auf diese Weise wurde auch jeden morgen überprüft, ob alle Kinder da waren.
Üblich war es auch, dass täglich vor dem Unterricht gebetet wurde.

Wenn die Schulglocke klingelte, mussten die einzelnen Klassen sich in Zweierreihen vor dem Schuleingang aufstellen. Dann kam die jeweilige Lehrerin und führte uns im Gleichschritt ins Klassenzimmer.
In den Pausen oder wenn der Unterricht beendet war, stellten wir uns in in der Klasse wieder in Zweierreihen auf und gingen gesittet aus dem Schulgebäude. Danach liefen wir erst in allen Richtungen johlend auseinander.

Heute würde man sagen, es war preußischer Drill. Für uns war das damals alles ganz normal.
Auch der Samstag war ein normaler Schultag bis zum Ende meiner Schulzeit.

Meine Schulausrüstung bestand aus einem Schulranzen, auch Tornister genannt, eine Schiefertafel, einem Tafelschoner für die Schiefertafel, ein Schwämmchen, das immer nass sein mußte und einem gehäkelten  Topflappen, der mit einem Bändel an der Schiefertafel befestigt wurde umd dann aus dem Tornister baumelte.
Ferner eine Griffeldose mit einem Griffel und einigen bunten Griffeln zum Malen auf der Schiefertafel und einem Griffelanspitzer. Dazu kamen noch die Zwergenfibel und eine Rechenfibel.  Die Schulbücher mussten alle gekauft werden.
Bis zum Ende meiner Schulzeit gab es keine Schulbuchfreiheit.

Am ersten Schultag hatten wir auch schon Hausaufgaben auf. Wir mussten auf der Tafel eine Reihe kleine „i“ schreiben. Das kleine „i“ war der erste Buchstabe, den damals alle Schulkinder zuerst lernten.
"Rauf, runter rauf, Pünktchen drauf"
So lernten wir, das kleine "i" zu schreiben.

Nach zwei Stunden war der erste Schultag zu Ende. Als wir dann auf den Schulhof liefen, riefen uns die älteren Kinder „i-Dötzken“ hinterher.

Oh, was war ich wütend und habe mich geärgert. 😠
Aber ich habe mich ein Jahr später gerächt.
Als ich im zweiten Schuljahr war, habe ich auch lauthals hinter den Erstklässlern  "i"-Dötzken"gerufen. 🤣🤣🤣🤣

Autor:

Barbara Steffen (Ebsdorfergrund) aus Duisburg

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