Die Höhlen von Porto Christo

Schauer-Short-Story: Gute Nacht und träume süß

Es war genau 09.30 Uhr als die Maschine der LTU – Flug LT 183 - an einem Sonntag Morgen auf dem Flughafen Palma de Mallorca aufsetzte. In Gedanken zählte ich mit: Montag, Dienstag....doch schon hatte das Flugzeug den sicheren Boden des Flugplatzes unter dem Fahrwerk. Eine tolle Leistung des Flugkapitäns, welche die Passagiere mit lautem Beifall honorierten. Mit einem erleichterten Aufseufzen öffnete ich den Sicherheitsgurt, den ich während des ganzen Fluges geschlossen gelassen hatte. Seit einer schlechten Erfahrung mit einem Luftloch blieb der Gurt auf allen Reisen während des ganzen Fluges ungeöffnet.

Geduldig wartete ich, bis die eiligen Passiere mit ihrem Handgepäck an mir vorbei waren und wunderte mich nicht zum ersten Mal, was die Leute alles unter Handgepäck verstanden und dass das Flughafenpersonal dies alles zuließ. Als die letzten Urlauber an mir vorbei waren, zwängte auch ich mich aus dem engen Sitz in den schmalen Gang und strebte dem Ausgang zu. Die langen Wege zum Checkpoint wo man das Gepäck in Empfang nehmen konnte legte ich gelassen zurück. In der Regel dauerte es eine halbe Stunde, bis man in Besitz seines Koffers war. Ich hatte es nicht eilig. Ich hatte Urlaub.

Das Einchecken im Hotel, welches gewöhnlich erst nach einigen Stunden nach der Ankunft möglich war, dauerte dieses Mal erfreulicherweise nur wenige Minuten. Erleichtert nahm ich mein Zimmer in Beschlag, welches mir für die nächsten drei Wochen als Aufenthalt dienen würde. Drei lange Wochen ohne Termine, ohne Telefon. Nur Sonne, Sand und Meer....PUR! Wenn ich geahnt hätte, was mich auf der Insel erwartete, ich wäre postwendend mit dem nächsten Flieger nach Hause zurückgekehrt!

Nachdem ich mich erfrischt hatte, begab ich mich in den Speisesaal. Verführerische Düfte ließen mir das Wasser im Mund zusammen laufen und ich merkte, wie hungrig ich war. Es hatte sich schon eine kleine Schlange vor dem Vorspeisenbüfett gebildet und ich musste eine geraume Weile warten, bis ich mir eine köstlich duftende Tomatencremesuppe einschenken konnte. Schnell standen auch hinter mir Leute und ich hatte das Gefühl, als würde sich ein intensiver Blick auf meinen Hinterkopf heften. Meine Nackenhaare richteten sich auf und die Härchen auf den Armen stellten sich in Positur. Sehr langsam und scheinbar ohne besonderen Grund drehte ich mich um, die Suppentasse vorsichtig mit der linken Hand schützend, so dass bei einer etwaigen Kollision mit einer anderen Person der Inhalt nicht verschüttet würde. Bewusst langsam steuerte ich zu dem mir zugewiesenen Tisch und versuchte aus den Augenwinkeln heraus zu ergründen, wer ein Interesse an mir haben könnte. Ich bemerkte aber niemanden. Also verscheuchte ich das ungute Gefühl und genoss mein Abendessen mit allen Sinnen, wobei der leichte Rotwein seinen Teil dazu beitrug.

Als ich später über die Straßen-Promenade Arenals spazierte, kamen Erinnerungen an andere Aufenthalte auf der Insel in mir hoch. Noch vor zwei Jahren waren erheblich mehr Touristen zu dieser Jahreszeit – es war September – auf der Insel gewesen. Aber ich bedauerte dies nicht. Die Insel hatte in meinen Augen Erholung dringend nötig; besonders von den Spaßtouristen, die nur zum Saufen und Herumhuren hierher kam und die Schönheit der Insel gar nicht zu würdigen wussten. Der fettige Geruch der „Bratwurstmeile“ vor Ballermann 6 stieg mir aufdringlich in die Nase und ein leichter Ekel stieg in mir hoch. Nein, das war nicht das Mallorca, das ich suchte. Mit einem kleinen Schauder, der mir über den Rücken rann, wandte ich mich ab und ging hinunter zum Strand.

Die Nacht lag schwer auf dem Meer und nur eine halbe Mondsichel spiegelte sich auf der glatten See wieder. Ich wanderte etwa hundert Meter am Strand entlang, als mich das selbe merkwürdige Gefühl überkam wie am Abend im Speisesaal. Ich blieb stehen und schaute hinaus aufs Meer. Kaum wagte ich zu atmen, um mir meine leichte Erregtheit nicht anmerken zu lassen. Betont gelassen setzte ich mich in den Sand und blickte hinaus aufs Meer. Nichts! Nichts regte sich. Weder vor mir, noch hinter mir. Auch von der Promenade her kamen keine auffälligen Geräusche. Keine Person war zu erkennen, die mir vielleicht Übles wollte. Angestrengt dachte ich nach. Nach einiger Zeit tat ich mein Empfinden als Einbildung und Überarbeitung ab und erhob mich. Völlig unbehelligt konnte ich meinen Weg zum Hotel zurück legen und war eine Stunde später in einen traumlosen, tiefen Schlaf gefallen.

Eine Woche des Faulenzens reichten aus, um in mir eine gewisse Langeweile aufkommen zu lassen. Ich beschloss, eine der interessanten Tagesfahrten zu buchen und stand an einem Kiosk, der entsprechende Angebote parat liegen hatte. Als ich nach einem Prospekt griff, griff auch eine feingliedrige Frauenhand danach und unsere Finger berührten sich. Weder sie noch ich zuckte zurück, denn die Berührung war durchaus angenehm und schon versank ich in dem Blau von wunderschönen Augen, die mich fragend ansahen. Die Augen erinnerten mich an Marlene, an die Frau, mit der ich eine heiße, kurze intensive Affäre im letzten Herbst hier auf Mallorca hatte. Erinnerten ich an die Frau, die mich meine Prinzipien vergessen ließen, niemals eine Affäre mit einer verheirateten Frau anzufangen. Mit Marlene tat ich es. Es war ein Erlebnis ohne Gleichen und ich bereute nichts. Ich bereute nicht, dass ich die Frau eines Anderen begehrte, ich bereute nicht, dass ich meine eisernen Vorsätze über den Haufen warf und ich bereute vor allem nicht diese langen nicht enden wollenden Nächte, die ich mit Marlene in einem Taumel der Leidenschaft am Strand verbrachte. Ich hatte ganz einfach den Verstand ausgeschaltet. Ich empfand auch keine Reue, als ich später erfuhr, dass sie sich das Leben genommen hatte.

Die blauen Augen blickten mich nur kurz an. Ehe ich ein Wort hervor brachte, war die junge Frau mit ihrem Prospekt auch schon wieder verschwunden. Achselzuckend nahm auch ich einen Prospekt von dem Stapel und setze mich ein paar Meter weiter in einem Lokal auf einen Sessel und bestellte mir eine eiskalte Cola. Aufmerksam las ich mir die Angebote durch und entschied mich ganz spontan für die recht preiswerte Fahrt zu den Höhlen von Porto Christo. Die Fahrt war verbunden mit einem Besuch in einer alten Glashütte und der berühmten Perlenfabrik von Manacor. Nachdem ich mich entschlossen hatte, ging ich zurück zum Kiosk und buchte auch sofort die Fahrt. Zufrieden steckte ich mir den Buchungsbeleg ein und überlegte, wie ich den Rest des Tages verbringen sollte. Der Tag war ruhig und schön und ich genoss den Eindruck des Friedens, der mir ein Strandspaziergang vermittelte. Ich war mit mir und der Welt im Einklang und freute mich auf die nächsten Tage auf Mallorca.

An Morgen des Ausflugtages erwachte ich mit leichten Kopfschmerzen. Das war nicht gut, nein ganz und gar nicht. Kopfschmerzen bei einem Ausflug konnte ich nun gar nicht gebrauchen. Also nahm ich zwei Aspirin und begab mich zum Frühstück. Obwohl es noch ziemlich früh am Morgen war, saßen schon eine Anzahl von Gästen im Frühstücksraum. Kaum stand ich am Büfett, spürte ich wieder einen intensiven Blick auf meinem Hinterkopf, aber auch dieses Mal sah ich niemanden, der besonderes Interesse an mir zeigte. Ein Klumpen im Magen machte sich bemerkbar, der sich den ganzen Tag nicht lösen sollte.

Die Fahrt verlief wie alle Fahrten, die mehr auf Werbung und Verkauf ausgelegt waren als darauf, die Schönheit der Insel vorzuführen. Von El Arenal aus ging die Fahrt über Sant Jordi, Algaida, Montuiri, Villafranca nach Manacor, wo wir die berühmte Herstellung der Mallorquinischen Perlen bewundern konnten. Angebote gab es reichlich, aber ich hatte im Moment niemanden, dem ich ein solches Reisemitbringsel hätte verehren können. Also ließ ich die Anderen kaufen und wartete darauf, dass es endlich weiter ging. Bald hatten wir das Arenal der Höhlen von Porto Christo erreicht und reihten uns in die Schlange der Wartenden ein, um in die Höhlen hinab zu steigen.

Die Drachenhöhlen hatte ich schon einmal besucht, aber auch dieses mal war ich wieder fasziniert von dem Bild, das sich mir bot. Ich fühlte mich in eine geheimnisvolle Welt versetzt, die mich mit ihrem Zauber gefangen hielt. Ich konnte kaum atmen. Ich kam mir vor, als hätte ich einen anderen Planeten betreten, der sich mir mit seiner wundersamen Struktur offenbarte und seine Geheimnisse doch vor mir verschloss. Ich sah in den Gebilden, das Kalk führendes Wasser hinterlassen und erschaffen hatte, die unglaublichsten Landschaften, Gebirge und Figuren. Ganze Märchen offenbarten sich mir. Tausende Stalaktiten und Stalagmiten, Hunderte von Säulen und Kalkformationen schufen unter der Erde eine einzigartige Welt, die alles vergessen ließ. Ich seufzte tief auf und spürte gleichzeitig einen Atemzug an meinem Hals. Erschreckt drehte ich mich blitzschnell um. Niemand war zu sehen. Die Anderen waren schon voraus gegangen und ich hatte Mühe den Anschluss zu finden. Ich schüttelte das ungute Gefühl, dass sich langsam bei mir einschlich, ab und freute mich schon sehr auf die nächste Attraktion, auf das unterirdische Konzert auf dem unterirdischen See, dem Lago Martel, der seinen Namen seinem Entdecker verdankte.

Als ich die Tribüne des unterirdischen Konzertsaales betrag und einen leeren Platz einnahm, bemerkte ich zwei Reihen vor mir die junge Frau mit den blauen Augen, die zeitgleich mit mir nach dem Prospekt der Busreisen gegriffen hatte. Sie blickte sich um und sah mir geradewegs in die Augen. Wieder war ich fasziniert von der Intensität dieser Farbe. Ich senke zum Gruß leicht den Kopf und machte ihr damit deutlich, dass ich sie erkannt hatte. Ein leichtes ironisches Lächeln erschien auf ihren roten Lippen. Sie drehte sich wieder um und die Vorstellung auf dem unterirdischen See begann.

Es war Welt weit ein einmaliges Erlebnis. Man hatte erkannt, das eine raffinierte Beleuchtung dem Ganzen eine ganz besonders geheimnisvolle Note geben würde. Und so war es auch. Das Konzert auf dem Marterl-See bot ein Erlebnis der besonderen Art.
In einem Lichter geschmückten Boot taucht das Orchester aus der Dunkelheit des Großherzogin von Toscana-Sees auf und überqueren den Martel-See. Hinter einer Säule bleiben sie im Verborgenen. Zwei weitere Boote, ebenfalls beleuchtet, steuern die schönsten Formationen dieses unterirdischen Wunders an. Die Klänge von Calallero „Alborade“, von Chopin „Etude E-Moll“ und das „Largo“ von Händel entführten mich in eine Traumwelt von Harmonie und Glück. Ich schloss die Augen und genoss die Klänge der „Barcarole“ von Offenbach und fühlte mich unbeschreiblich wohl.

Eine Hand, die sich auf meine rechte legte, holte mich aus der Verzauberung in die Wirklichkeit zurück. Ich öffnete die Augen und sah in das Blau der Augen jener jungen Frau, der ich nun schon das zweite Mal begegnet war. Um uns herum herrschte Stille. Alle Anderen hatten die Höhle nach dem Konzert verlassen. Ihr Blick senkte sich tief in meine Augen, so dass mir schwindelig wurde. Wortlos nahm sie mich an die Hand. Ich stand benommen auf und folgte ihr mit unsicheren Schritten über den unebenen und feuchten Weg von der Sitzplätzen hinunter an den See zum Anlegesteg, wo uns ein kleines Boot erwartete. Stumm deutete sie in das Boot. Fast willenlos stieg ich ein und verlor fast den Halt, als das Boot unter meinem Gewicht schwankte. Schnell setzte ich mich auf die schmale Bank und wartete darauf, was wohl weiter geschehen würde. Wortlos nahm sie mir gegenüber Platz. Der Fuhrmann stieß vom Seeufer ab und das Boot glitt langsam auf die Mitte des Sees zu. Mit den Rudern dirigierte der schweigende, in einen schwarzen Umhang gehüllte Mann das Boot in einen kleinen Seitenarm. Sein Gesicht wurde durch den Schatten eines großen schwarzen Hutes verdeckt. Totenstille herrschte in der Höhle und ich fragte mich, was wohl passieren würde. Langsam gelang das Boot ans Ufer und die schöne Unbekannte stieg vor mir aus. Sie winkte mir, ihr zu folgen, was ich tat. Langsam wurde mir die Geschichte unheimlich. Noch war kein Wort gefallen. Ich folgte der Frau den engen Gängen der Höhle ein Stück aufwärts, bis sie plötzlich stehen blieb und mich vom Weg weg in eine kleine Nebenhöhle dirigierte und sich plötzlich zu mir umwandte.

Ihre Augen drangen in mich ein wie ein Schwert in einen Leib. Ich spürte diesen Blick wie einen körperlichen Schmerz. Ein Krampf durchfuhr meine Eingeweide und ich klappte in der Mitte zusammen wie ein Taschenmesser. Mit beiden Armen umschlang ich meinen Leib und versuchte gegen den Schmerz anzugehen. Plötzlich ließ er nach und ich richtete mich auf. Ich dachte an Flucht, jedoch ihre Arme umschlangen mich mit ungeheurer Kraft. Sie drängte ihren Körper an den meinen und presste ihren Mund auf meinen Mund. Sie zwängte ihre Zunge zwischen meine Zähne und ich musste die Lippen öffnen. Ihr Kuss war sinnlich und brutal zugleich. Sie weckte in mir erneut die Erinnerung an Marlene und ein ungeheurer Adrenalinstoß durchfuhr meinen Körper. Ich spürte eine aufkommende Erregung, schloss die Augen und gab mich einen Moment diesem Gefühl hin. Ich spürte die Gefahr schnell, aber nicht schnell genug. Ihre langen scharfen Fingernägel krallten sich in mein Fleisch. Ich schrie auf und schnappte nach Luft. Von Schmerz gepeinigt riss ich die Augen auf. Vor mir sah ich ihr Gesicht, aber es war nicht mehr schön. Es war zu einer hässlichen Fratze geworden, die mich hasserfüllt ansah. Hinter mir erhob sich ein Schatten. Der Fuhrmann, der sich bis jetzt im Hintergrund gehalten hatte, trat aus dem Schatten der nassen Säulen hervor und schob sich den Hut vom Kopf. Ich erkannte einen Mann in meinem Alter. Blitzartig wurde mir bewusst, wen ich vor mir hatte. Es konnte sich nur um den gehörnten Ehemann von Marlene handeln. Und die Frau? Seine Schwester? Hatten beide einen Rachefeldzug gegen mich geschmiedet? Ehe ich auch nur eine Frage stellen konnte, drängten beide auf mich zu. Ich ging langsam rückwärts, vorsichtig mit den Füßen den glitschigen Boden abtastend. Ich rutsche kurz aus, fing mich aber wieder. Beide sahen mich unverwandt mit hasserfüllten Augen an.

Keiner von Beiden sagte etwas. Sie ließen mich nicht aus den Augen und drängten mich immer weiter zurück. Plötzlich stieß mein Fuß auf einen Widerstand. Ich senkte den Blick nach unten. In diesem Moment holte der Mann aus und schlug mir die Faust ins Gesicht. Rasender Schmerz durchbohrte meinen Kopf. Ich schlug hin und rutschte einige Meter den schrägen Abhang hinunter. Meine Hände fanden auf dem nassen Boden keinen Halt. Ich lag auf dem Rücken, wehrlos. Die Frau brach eine der Stalaktiten ab. Mit beiden Händen hielt sie sie in der Luft und holte mit aller Kraft aus. Die Spitze verfehlte mich nur um Zentimeter, denn in letzter Sekunde konnte ich mich zur Seite drehen. Durch die Drehung aber verlor ich den Halt und fiel einige Meter tief in eine kleine Schlucht. Mein Körper wurde hin und her geschleudert und mein Kopf schlug schwer auf dem Boden der Höhle auf. Ich rang nach Luft und blutete aus zahlreiche Abschürfugen.

Mühsam öffnete ich die Augen. Meine beiden Widersacher blickten umher und suchten scheinbar einen Weg zu mir herunter. Ich versuchte mich zu bewegen, aber mein linker Arm bewegte sich keinen Millimeter. Als ich es noch einmal versuchte, zuckte ein irrsinniger Schmerz durch Hand, Arm und Schulter. Ich war mit dem Arm heftig aufgeschlagen und eine messerscharfe Stalagmite hatte meine Hand durchdrungen. Aufgespießt lag ich da und blickte mit blutunterlaufenen Augen nach oben. Bis zur Decke waren es einige Meter. Da sah ich, wie sich der Mann und die Frau an den von der Decke hängenden Stalaktiten u schaffen machten. Mit großer Kraftanstrengung gelang es dem Mann eine der mittleren Stangen abzubrechen. Er wog sie in der Hand und drehte sich zu mir herum. Seine hasserfüllten Augen sahen mich über eine Distanz von ungefähr 5 Metern an. Wie ein Speerwerfer holte er mit der nun zur Waffe gewordenen Kalksäule aus und warf sie mit voller Wucht in meine Richtung. Sie verfehlte mich nur knapp, aber schon kam die nächste Gefahr auf mich zu. Die Frau hatte mittels einer langen Latte eine große Stalaktite von der Decke abgeschlagen, die jetzt mit ziemlicher Geschwindigkeit auf mich herunter schoss. Ich schloss die Augen und spürte den Luftzug des Geschosses haarscharf an meiner Wange. Die zweite durchschlug meinen rechten Fuß. Ich schrie vor Schmerz laut auf. Sterne tanzten vor meinen Augen. Ich blinzelte durch die von Tränen nassen Augen und sah gerade noch, wie eine weitere Stalaktite herabraste. Sie traf mich in die Seite. Vor Schmerz verlor ich das Bewusstsein. Gnädige Ohnmacht umfing mich und somit spürte ich den dritten Einschlag in meinen Körper nicht mehr.

Als ich wieder zu mir kam, und die Augen öffnete. Sah ich seinen hasserfüllten Blick. In der Hand hielt er ein scharfes Messer, welches er mir an die Kehle drückte. Eine wahnsinnige Angst durchfuhr mich und ließ mich den Schmerz vergessen, der durch meinen Körper pulsierte. Ich spürte die kalte Stahlklinge und wagte kaum zu schlucken.
Ich wollte etwas sagen, aber kein Wort kam über meine Lippen. Aber, was hätte ich auch zu meiner Entschuldigung vorbringen können? Nicht, Absolut nichts! Meine Schuld war eindeutig. Dass auch Marlene eine Mitschuld hatte, war nicht mehr relevant. Sie war tot! So tot, wie ich es in wenigen Augenblicken sein würde. Der letzte Gedanke, der mich durchflutete, bevor mir das Messer die Kehle aufschlitzte war: nie wieder werde ich die Frau eines anderen Mannes begehren!

Autor:

Ingrid Lenders aus Duisburg

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