Gerz bei Lehmbruck

Die Ausstellung "Jochen Gerz The Walk - Keine Retrospektive" ist noch bis zum 5. Mai 2019 im Lehmbruck-Museum bei uns in Duisburg zu sehen.

Eine Einführung

"Die Ausstellung ist keine Ausstellung und findet auch nicht im Museum statt: THE WALK, ein 100 Meter langer Weg, führt den Besucher an der ikonischen Glasfassade des Museums entlang. Hier ist ein Text zu lesen, der das Leben und das Werk des Künstlers mit acht Dekaden Zeitgeschichte verbindet. Ein Blick zurück, ein ungewöhnlicher Blick von außen auf das Museum, sein Wirken in die Stadt hinein, und ein Blick nach vorne: Richtung Zukunft von Kunst und Zivilgesellschaft. Der Text verwandelt das Museum in ein gigantisches Buch: Jede Scheibe der sieben Meter hohen Glasfassade wird zu einer Textspalte einer exemplarischen Erzählung. Die persönliche Biografie wird zum Verweis auf die Welt – auf den Blick von draußen.

THE WALK ist Jochen Gerz‘ erste Museumsausstellung seit 15 Jahren. Gerz gehört zu den profilierten Künstlern, die in der Tradition der Moderne die museale Praxis kritisieren und sich dem kommerziellen Diktat des Kunstbetriebs entziehen. Der Ausstellung in Duisburg gingen zwei Jahre intensiver Diskussionen, Zweifel und Selbstzweifel voraus. Er sagt dazu: „Es ist immer die erste Ausstellung.“ Dem Werkverzeichnis nach ist es die 170ste Einzelausstellung des Künstlers. Die Einladung des Museums, eine Retrospektive auszurichten, wurde zum Auftrag für eine neue Arbeit im öffentlichen Raum. THE WALK ist keine Retrospektive. Kein einziges Werk wird im Original zu sehen sein," stellt das Museum diese Ausstellung auf seiner Internetseite vor.

Der eigentliche Besuch

Neugierig, wie ich bin, habe ich mich heute morgen auf den Weg in die Duisburger Innenstadt gemacht und wollte mir die Ausstellung einmal ansehen.

Der Morgen ist sonnig, wenn auch nicht übermäßig warm. Im ersten Augenblick stutze ich - da sind Gerüste rund um den Innenhof und die Glashalle zu sehen. Sollte da etwa gebaut werden und ich habe nicht mitbekommen, um was es da geht?

Aber egal. Als das Museum gehe ich zur Kasse und möchte eine Eintrittskarte für die Ausstellung lösen. Ist aber gar nicht norwendig. Die Ausstellung als solche findet nämlich gar nicht im Museum als solchem statt. Die rote Schrift, die ich auf den Glasflächen beim Ankommen gesehen habe, sie ist die eigentliche "Ausstellung". Den Text, den es da zu lesen gibt, gibt es auch in einer kostenlosen Handreichung zum Nachlesen. Der Besucher muß sich also gar nicht die Mühe machen, das Museum zu umrunden, eventuell den Rundgang auf den Gerüsten antreten (der ist selbst für höhenängstliche Menschen wie mich geeignet) - die in roten Buchstaben geschriebene Texte kann man sich also in aller Ruhe zuhause gemütlich auf der Couch zu Gemüte führen.

Da ich die übrige Ausstellung schon kenne, ist der Museumsbesuch für mich persönlich schnell beendet. Ein wenig nachdenklich bin ich schon auf dem Weg nach Hause. Was ist Kunst an dem, was ich gerade gesehen habe. Ist das überhaupt noch Kunst? Oder wird hier für den Beruf des Schauwerbegestalters geworben? Kunst kommt von handwerklichem Können - so habe ich es als kunstwissenschaftlicher Laie früher einmal gelernt.

Um einem Mißverständnis entgegenzuwirken: Ich bin nicht so anmaßend, mir ein wie auch immer geartetes Urteil über diese Ausstellung zu erlauben. Lockt aber diese Art der Präsentation wirklich in der dunklen Jahreszeit, bei Regen, Schnee und Windböen, wirklich Besucher an? Die Frage nach der finanziellen Seite stelle ich hier erst gar nicht.

Autor:

Andreas Rüdig aus Duisburg

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