Kolumne
Über den Handschuhmacher

Handschuhmacher ist ein Handwerksberuf. Handschuhmacher stellen hauptsächlich Handschuhe aus Leder her. Sie fertigen Entwürfe an, richten Leder zu und verarbeiten es zu Handschuhen. Weitere verwendete Materialien sind beispielsweise Filz, Stoff, Pelz oder Stroh.

Der Beruf des Handschuhmachers ist in Deutschland im Aussterben begriffen. 

In der Regel war die ganze Familie in der Handschuherzeugung beschäftigt: Der Mann am Webstuhl, die Frau an der Nähmaschine, ungeübte Kräfte und Kinder jeden Alters werkten am Spulrad oder wurden zu verschiedenen Hilfsdiensten herangezogen. Der für die Produktion benötigte Wirkstuhl wurde dem Handschuhmacher von einem Unternehmer gegen Entgelt zur Verfügung gestellt. Dieser nahm ihm nicht nur die Ware gegen einen bestimmten Preis ab, sondern versorgte ihn auch mit Garn, Seide und anderen Gewirken, die er zur Herstellung der Handschuhe benötigte.

So viel zur Theorie, wie in einem elektronischen Wörterbuch nachzulesen ist. Kommen wir nun zu einer frei erfundenen und somit fiktiven Geschichte, die rein meiner Phantasie entsprungen ist.

"Mir ist kalt. Rainer, scharwenzel." Es ist nicht irgendjemand, der so spricht. Nein: Es handelt sich um die berühmt-berüchtigte Stephánia, Ehefrau von Reiner Schwarwenzelmann. Und ihm ist ihr Wunsch Befehl. Reiner wird für sie scharzwenzeln. Oft sind es ihre Hände, die frieren - oft genug hat sie damit den Gelüsten seines Gemächtes ein Ende bereitet.

Doch wo passende Handwärmer herholen? Diejenigen Exemplare in den führenden Damenoberbekleidungsgeschäften sind nicht ganz ihrer beider Geschmack. Da kommt ihm Cameninha in den Sinn, führende Handschuhmacherin, Bekleidungskünstlerin sowie Frauengeschmackskennerin (da ebenfalls diesem Geschlecht zugehörig). "Sie wird mir helfen."

"Klar - ich werde ihm helfen," betont die lebensältere und berfserfahrene Dame. "Er muß aber auch etwas für mich tun."

Nein, nein, nichts unanständig - unsittliches, "Ich habe hier eine riesige Kollektion an unterschiedlichen Handschuhmodellen. Normale Exemplare in verschiedenen Farben. Handschuhe aus unterschiedlichen Materialien - Wolle, Leder, Filz usw. Handschuhe für verschiedene Anlässe - Arbeitseinsätze, gesellschaftliche Anlässe, Alltag oder Motorradfahren. Selbst Handschuhe für extravagante, extrovertierte Künstlerinnen sind dabei - Lady Crema hätte ihre Freude daran."

Und wie sieht die "freche"Handbekleidung aus? Bei Kindern würde Carmeninha Blumen- oder Tiermuster einarbeiten. Bei erwachsenen Kundinnen sind Blumen aus Wolle auf dem Handrücken gefestigt, Glitzerpaletten oder funkelnde Steine eingearbeitet.

Die Bekleidungskünstlerin aus dem nördlichen Duisburger Stadtteil Bruckhausen arbeite auch viel mit Elfriede zusammen - Elfriede ist technische Mitarbeiterin beim Niederrheinischen Institut für Alternativweltforschung. "Im Medizin-, Spionage- sowie Telekommunikationsbereich gehört dem Handschuh die Zukunft," ist sich die junge Dame sicher.

"Und wieso?" fragt Reiner aus Wanheim-Angerhausen bei einem Besuch am Forschungsstandort Mönchengladbach. Die Antwort ist lapidar: "Naja, Handschuhe sind halt mehr als Heizkissen in der kalten Winterzeit. Sie können Über- und Unterzuckerung feststellen, die Blutwerte kontrollieren, die Körpertemperatur messen oder kleinere Verletzungen / Blutungen abbinden. Dafür müssen wir nur die passenden Chips bzw. Mikrocomputer einbauen."

Und was ist mit der Spionage beziehungsweise Telekommunikation?" begehrt Reiner zu wissen. Auch hier ist die Antwort so lapidar wie einfach:  "Haben Sie im Winter noch nie jemanden gesehen, der sich die behandschuhte Hand vor den Mund hält, eine Antenne aus dem Handschuh herausragt und die Person quasselt? Dann ein ein Telefon in das Gewebe eingearbeitet. Vergleichbares würde auch mit Fotoapparaten oder Flachbildschirmen (Stichwort: der Handschuh als Fernseher) klappen."

"Oh," denkt sich Reiner. "Eien so gewichtsmäßig leicht und leicht zu bedienende Foto- und Filmkamera hätte ich auch gerne." Und geht auf das Angebot ein. Seitdem gibt es Carmeninha als elektronisches Handschuhlädchen im Weltnetz. Reiner fotographiert eifrig Carmeninhas Handschuhe und präsentiert sie ansprechend auf der Webseite. Bunte Fotos sind da zu sehen, gelegentlich auch kleine Filme sowie Preisangaben und Bestellmöglichkeiten.

"Wir sind gerade dabei, einen Kriminalfilm zu entwickeln, in dem Handschuhe eine zentrale Rolle spielen," so Reiner. Eine Kindersendung, in der menschenfressende Kinderhandschuhe die  Pygmäen in der Zentralafrikanischen Republik bedrohen, soll schon bald folgen.

Autor:

Felicia Rüdig aus Duisburg

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