Klein Barbara und die fünfziger Jahre -
Unser Spielplatz, der Luftschutzkeller

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In den 50iger Jahren machten wir den Luftschutzkeller zu unserem Spielpaltz. In unserer Einschornsteinsiedling in Duisburg-Neudorf hatte jedes Haus einen eigenen Luftschutzkeller. Die Mieter hatten nichts dagegen, dass wir dort spielten, vorausgesetzt, wir waren nicht zu laut.

Wir waren eine Clique von fünf  Kinder,  alle zwischen sieben und acht Jahre. Annegret, Harald, Uschi und ihr Zwillingsbruder Horst-Dieter und ich.

 Horst-Dieter und Harald waren die
 "Väter". Sie waren selten da, denn Väter waren immer auf der Arbeit. Wir Mädchen haben unsere Spielsachen in den Keller gebracht. Puppenwagen, Puppen, einen kleinen Tisch und Puppengeschirt und einen Puppenofen, der außer Betrieb war.

Wir taten einfach so, als wenn wir darauf kochten. Gras und Blätter waren das Gemüse, kleine Steine mussten als Kartoffeln herhalten. Stöckchen wurden als Bratwürste zweckentfremdet. Unsere Phantasie kannte keine Grenzen.

Manchmal gab es auch richtiges Essen. Einen Apfel, oder Brot mit Margarine und Zucker bestreut. Dann kamen natürlich die "Väter" von der Arbeit und wollten auch mit essen.

In einer Ecke lagen noch Zeitungen aus dem zweiten Weltkrieg. Manche waren noch gut erhalten, andere zerbröckelten sofort, wenn man sie anfasste.
Wir konnten zwar schon alle lesen, haben aber nicht viel davon verstanden, was in den Zeitungen stand.

Eines Tages fanden wir eine alte Bratpfanne. Wir machten sie richtig sauber, und plötzlich hatten wir die Idee, damit richtig zu kochen. Wir wollten ein Kotelett darin braten. Aber woher das Kotelett nehmen? Wir legten unsere paar Groschen zusammen und kauften beim Metzger ein Kotelett.

 Feuer und eine richtige Kochstelle brauchten wir aber auch noch. Wir wussten, dass es verboten war, im Keller Feuer zu machen. Harald hatte eine Idee, die ganz ungefährlich war, wie er sagte. Wir bauten aus Steinen eine kleine Feuerstelle, die nur so groß war, dass die Pfanne drauf passte. Und jetzt brauchten wir Feuer.
Annegret sagte: "Ich bringe eine Kerze mit". Horst-Dieter stibitze ein paar Streichhölzer und ich brachte etwas Margarine mit. Damit es nicht auffiel, brachte jeder noch eine Scheibe Brot mit, die wir angeblich mit der Margarine bestreichen wollten. So hatten wir es zu Hause erzählt.

Gesagt, getan. Kerze angezündet, und die Pfanne auf die Steine gestellt. Die Kerze ging aber immer wieder aus.

Harald kam von der "Arbeit" und sagte:  "Kinners, so geht dat nich. Die Kerze braucht Sauerstoff zum Brennen"
Wir stellten dann die Pfanne nicht ganz auf die Steine. Es funktionierte. Margarine kam in die Pfanne, und als sie zerlaufen war, kam das Kotelett rein. Es fing an zu duften. Der Geruch zog wohl durchs ganze Treppenhaus. Denn plötzlich kam einer der Mieter in den Keller gepoltert und schrie:
"Seit Ihr von allen guten Geistern verlassen, wollt Ihr das ganze Haus anzünden?" Er machte das Feuer aus, zerrte uns nach draußen und schloss die Türe ab. Wir heulten und hatten Angst nach Hause zu gehen. Was wird jetzt mit unseren Spielsachen im Keller? Wir sind aber noch glimpflich davon gekommen. Es gab nur eine Standpauke, und es wurde uns erklärt, was hätte alles passieren können.

 Unsere Spielsachen konnten wir am nächsten Tag aus dem Keller holen. Aber der Luftschutzkeller war von dem Tag an für uns für immer verschlossen. Was mit dem halb rohen Kotelett passierte, das weiß  ich nicht mehr.

Autor:

Barbara Steffen (Ebsdorfergrund) aus Duisburg

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