Blue's Tagebuch (9)

Hier bin ich wieder:
16.07.11, wir haben Besuch gehabt. 13 Erwachsene, 3 Winzlinge und 2 Hunde in der kleinen Wohnung, da es doch stark geregnet hat. Eigentlich war ja eine Gartenfete geplant. Frauchen hat mir die Maulschlinge umgetan wegen der vielen Leute bzw. der kleinen Kinder. Die Leute und die beiden Babys haben mich nicht sonderlich interessiert, keiner durfte mir etwas vom Essen abgeben. Nur das 18 Monate alte Kind hat mich interessiert. Ich bin sofort zu dem Kind hingestürzt und hab es schwanzwedelnd angestupst. Platsch, ist es hingefallen. Großes Geschrei, ich wußte gar nicht was los ist. Nach dem sich alle beruhigt hatten, hab ich es noch mal probiert. Aber diesmal hat die Mutter das Kind festgehalten und ich musste aus der Nähe des Kindes verschwinden. Ich kam an die Leine und durfte nicht zu dem Kind. Ich hab es aber die ganze Zeit aufmerksam beobachtet. Frauchen meint, das Kind würde mich an irgend etwas erinnern. Auf alle Fälle war ich nicht aggressiv, sondern freudig aufgeregt. Alles in allem habe ich mich recht ordentlich benommen und hab ein großes Lob von allen bekommen.

18.07.11 – Na, heute hat Frauchen wieder geschwitzt. Beim Abendspaziergang ist ihr die Leine vom Handgelenk gerutscht. Da ich mich immer besser verhalte und an manchen Hunden in größerem Abstand vorbei-joggen kann, hält sie die Leine immer lockerer. Auf alle Fälle bin ich nach vorn gejumpt und plötzlich hatte sie keine Leine mehr in der Hand. Ich natürlich in Richtung der Kaninchenbauten auf die große Wiese. Frauchen locker ein paar Schritte hinter mir her getrabt (es waren zum Glück keine Kaninchen draußen) und hat dann mit dem großen Leckerli-Beutel gewunken. Ja, da bin ich doch wie ein Wiesel zurück zu ihr und hab zur Belohnung eine ganze Handvoll Leckerchen bekommen.

20.07.11 – Meine Leute haben mich und Django allein gelassen und sind mit dem Auto weggefahren. Frauchen kam nach 90 Minuten zurück und nur Django hat sie begrüßt. Da ist sie dann meinem leisen Winseln nachgegangen und hat mich im Badezimmer eingesperrt gefunden. Ich habe, als wir allein waren, das Badezimmer inspiziert (da darf ich ja sonst nicht rein), leider ist aber die Tür hinter mir zugefallen und die Tür geht nach innen auf. Da kann ich auf die Klinke drücken soviel ich will, sie geht nicht auf. Also, ich hab die Handtücher und die Badewannenablage runtergerissen, die Katzentoilette umgeworfen, in die Toilettenrollen gebissen, den Blumentopf zerdeppert, die Haarbürsten verteilt und dann vor Sorge auch noch gepinkelt. Ach ja, den kleinen Plastik-Mülleimer hab ich auch zerlegt. Kurz um: Chaos. Man, ich war ja so froh, dass sie mich rausgelassen hat und nicht mit mir geschimpft hat. Sie hat mich auf "Platz" geschickt und ich hab mich auch sofort hingelegt und nicht mehr gerührt. Sie hat zu mir "Spinner" gesagt und dass sie hofft, ich hätte jetzt was fürs Leben gelernt. Aber als sie nachher noch einmal weg musste, hat sie die Badezimmertür verkeilt, damit sie nicht mehr zufallen kann. Nett, oder?

22.07.11 – Heute war wieder Hundeschule. Da hat mich Reiko, ein Golden Retriever, doch tatsächlich ins Ohr getackert. Ich hab ihn beschnüffelt, er hat mich angeknurrt, ich hab natürlich nix verstanden (die Trainerin meint, ich hab in meiner Jugend zu wenig Hundekontakte gehabt, um das Verhalten der anderen zu interpretieren) und hab weitergemacht. Und da hat er mich ins Ohr gebissen. Aber ich hab nix dazu gesagt, kein Jaulen oder so, und wollte einfach weiter schnüffeln. Da haben mich dann die Leute von Reiko weggezogen, denn der hätte mich sonst noch richtig verhaun. Django stand nur dabei und hat nichts dazu gesagt. Wahrscheinlich meint er, es ist sowieso an der Zeit, dass mir mal einer die Leviten liest und ich selbst schuld bin. Auch so was muss ich noch lernen. Deshalb gehen wir auch nicht auf freie Hundeplätze.
Aber die anderen Leute sind begeistert, was ich schon alles kann und wie gut ich gehorche (kommt auch immer auf das Leckerchen an, ich bin bestechlich). Ich schaffe es auch schon, ein paar Schritte bei Fuß zu laufen.
Die Trainerin meint zu meinem Problem mit den anderen Hunden an der Leine: Geduld, Geduld, Geduld, üben, üben, üben. Was in 30 Monaten nicht oder falsch gelernt wurde, kann in 3 Monaten nicht nachgeholt werden. Da ich anscheinend nie gelernt habe, die Kontrolle an einen Menschen abzugeben, mache ich jedesmal den wilden Max, wenn sich eine Situation verändert. Wie sagen meine Leute: Mehr Schein als Sein!
Und ehrlich gesagt, ich hab mich schon gebessert. Nicht so, dass man begeistert ist – aber auf alle Fälle besser als vor 5 Wochen.
Und weil ich schon viel besser Bescheid weiß, klau ich jetzt auch nicht mehr das Obst oder das normale Futter vom Tisch/Arbeitsplatte. Dass krieg ich ja immer. Nein, jetzt nehm ich nur noch die Brötchen/Brot, Butter/Fett in jeglicher Form und sonstiges Eßbares. Ja, ja, ich bin ein kluges Kerlchen.

Fortsetzung folgt

Autor:

Sabine Conrad aus Duisburg

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