300 Gäste beim Unternehmertag mit Hannelore Kraft

NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft mit Michael J. Walter (lks), Vorstandsvorsitzender der Unternehmerverbandsgruppe und Heinz Lison, Sprecher der regionalen Wirtschaft (Foto: Unternehmerverband) | Foto: Foto Unternehmerverband
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Industriestandort NRW, Fachkräftemangel und Bildung waren am vergangenen Montag die zentralen Themen bei der Mitgliederversammlung der Unternehmerverbandsgruppe.

Deren Vorsitzender, Michael J. Walter (GHH Radsatz, Oberhausen), forderte in seiner Rede vor den Unternehmern nachdrücklich, die Tarifeinheit gesetzlich wiederherzustellen: „Wer den Grundsatz ‚ein Unternehmen – ein Tarif’ kippt, öffnet Tür und Tor für Partikularinteressen von Sparten- und Spezialgewerkschaften; für Streiks einiger weniger, wenn die Mehrheit arbeitet.“

Walter begrüßte das Signal von Bundeskanzlerin Angela Merkel, die möglichst noch in diesem Jahr einen entsprechenden Gesetzentwurf auf den Weg bringen möchte. Vor seinen Unternehmerkollegen ging Michael J. Walter auch auf das Thema Fachkräftemangel ein: „Eine Prognose, dass 2020 die Hälfte Ihres Umsatzes weggebrochen sein wird, würde mit Sicherheit energisches Pläneschmieden und Handeln auslösen.

Eine Vorhersage, dass am Ende des gleichen Zeitraums die Hälfte Ihrer Mitarbeiter 50 Jahre oder älter ist, nimmt mancher hingegen nicht so ernst.“ Um Leistungsträger zu ersetzen, nannte Walter das Fachkräfte-Potenzial der Frauen und der Menschen mit Migrationshintergrund. „Familienfreundlichkeit, Ausbildung, Weiterbildung – das werden die Themen der 2010er-Jahre sein.“

Bei der Mitgliederversammlung stand in einem der Einzelverbände, dem bundesweiten Unternehmerverband Dienstleistungen, eine Neuwahl an: Joachim Vossen, Personalleiter der Bilfinger Berger Power Services AG (Oberhausen), wurde von den Mitgliedern einstimmig zum stellvertretenden Vorsitzenden des Unternehmerverbandes Dienstleistungen gewählt.

Im Anschluss an die Mitgliederversammlung fand im HAUS DER UNTERNEHMER in Duisburg der Unternehmertag Herbst 2010 statt. „NRW – Im Dialog die Zukunft gestalten“ – die Überschrift des Vortrags, den Ministerpräsidentin Hannelore Kraft hielt, nahm Heinz Lison, Sprecher der regionalen Wirtschaft, wörtlich.

Er regte an, einen Beraterstab für Mittelstandsfragen einzurichten, wie es bereits Krafts Vorgänger getan haben: „Wir Unternehmer sind gerne bereit, unsere Erfahrungen zur Verfügung zu stellen, auch was den bürokratischen Wildwuchs angeht.“

Hannelore Kraft versicherte daraufhin, ein solcher Beraterkreis sei bereits im Entstehen. Mahnende Worte fand Lison für Krafts Pläne eines flächendeckenden Mindestlohns sowie der Finanzierung von Lehre und Forschung, wenn die Studiengebühren abgeschafft werden.

Nicht zuletzt verwies der Unternehmer (Lison-Systemtechnik GmbH, Mülheim) vor dem Hintergrund umstrittener Infrastrukturprojekte wie der Betuwe-Linie oder dem Eisernen Rhein auf die NRW-Initiative „Zukunft durch Industrie“. Diese gründeten die hiesigen Arbeitgeberverbände gemeinsam mit Bezirksregierung, IHKs, Gewerkschaft und einer Reihe von Unternehmen. „Wir wollen damit das Bewusstsein der Bevölkerung für die Bedeutung der Industrie und damit für Wohlstand und Arbeitsplätze verstärken.“

Die Ministerpräsidentin bekannte sich in ihrer Rede zum Industriestandort NRW, der „mit seiner Infrastruktur, seiner produzierenden Wirtschaft, seinen innovativen Branchen und seiner einzigartigen Universitäts- und Forschungsinfrastruktur seinesgleichen in der Welt sucht“.

Die rot-grüne Landesregierung habe auch nichts gegen neue Kohlekraftwerke – entscheidend sei allerdings die Emissionseinsparung. Es sei aber zunehmend schwierig, Großprojekte gegen den Widerstand der Bevölkerung durchzusetzen, was ihr „große Sorge“ bereite. Daher müssten solche Vorhaben künftig von Beginn an mit Akzeptanzkampagnen verbunden werden.

Einen Schwerpunkt legt die Regierungschefin auf den Bildungsbereich sowie den Fachkräftemangel. Es müsse gelingen, die steigenden sozialen Reparaturkosten zu senken. Unzureichende Ausbildungsfähigkeit führe beispielsweise nicht nur zu Arbeitslosigkeit, sondern in vielen Fällen auch zu Kriminalität. Man müsse mit der Förderung bereits vor der Kita-Zeit beginnen. Es lohne sich für NRW, im Bildungsbereich Schulden zu machen, denn „die Zukunft unseres Landes ist in den Köpfen unserer Kinder“.

Die Unternehmerverbandsgruppe mit ihren sechs Einzelverbänden vertritt rund 700 Unternehmen bundesweit im Arbeits- und Sozialrecht sowie in der Tarifpolitik; der regionale Schwerpunkt liegt im westlichen Ruhrgebiet sowie auf der rechten Rheinseite bis zur deutsch-niederländischen Grenze.

Autor:

Harald Molder aus Duisburg

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