Boomer fleißig und Gen-Z faul?
Stimmen die Klischees?

Nun, es gab und gibt zu allen Zeiten unterschiedliche Typen:

Diejenigen, für die Arbeit Lebensinhalt ist und die darin aufgehen und diejenigen, die sie nur als Mittel zum Zweck sehen, denn irgendwie muss man Geld verdienen, wenn man nicht gerade in einen Millionärshaushalt hineingeboten wurde.
Die fleißigen Bienchen, die auf der Arbeit bleiben bis wirklich alles erledigt ist und die weniger pflichtbewußten, die, komme was wolle, gehen, sobald die vertraglich vereinbarte Stundenanzahl erreicht ist.
Diejenigen, die Wert auf ein wenig Luxus in ihrem Leben legen und bereit sind, hart dafür zu arbeiten und diejenigen, die einen eher bescheidenen Lebensstil pflegen, aber dafür nicht mehr arbeiten möchten als unbedingt nötig.

Der einzige Unterschied ist: Die Gen-Z lässt sich nichts mehr gefallen und pocht bereits im Vorstellungsgespräch deutlich auf ihre Rechte, während Vertreter der Boomer-Generation und der Gen-X zumindest so taten, als gehörten sie zu den fleißigen Bienchen und als sei die Arbeit ihr Lebensinhalt.
Das liegt aber vor allem an der Tatsache, dass sich das Verhältnis von Arbeitnehmern zu offenen Stellen in den letzten Jahren umgekehrt hat. Während es früher zahlreiche Bewerber für eine einzige Stelle gab, herrscht heutzutage Fachkräftemangel. Da kann man sich natürlich leisten, wählerisch zu sein.
Cholerische und überhebliche Chefs, die ihre Mitarbeiter unterdrücken, haben also ausgedient, während ihre Mitarbeiter wertschätzende Chefs leichter ihre offenen Stellen besetzen können, aber das ist auch ganz gut so.
Sofern man keine übersteigerten Ansprüche hat wie z.B. 3 Stunden am Tag arbeiten, aber ein Gehalt wie für einen 10-Stunden-Tag einstreichen, ist es auch nicht verkehrt, auf eine möglichst ausgewogene Work-Life-Balance zu achten. Man muss sich nur einmal vor Augen führen, wie viele Kosten dadurch entstehen, wenn Menschen in psychologische Behandlung müssen, weil der Job sie fertig macht oder lange vor Erreichen des Rentenalters physisch oder psychisch am Ende sind.
Daher haben auch Vertreter früherer Generationen geschaut, dass sie die für die passendste Stelle finden. Nur als es noch mehr Bewerber als offene Stellen gab, musste man vielleicht auch mal eine Stelle annehmen, die einem nicht zusagte, während man allerdings schaute, baldmöglichst etwas anderes zu finden und diese wieder verlassen zu können.
Allerdings frage ich mich, ob das irgendeinem wirklich etwas bringt und ob man, wenn einen nicht gerade äußere Umstände ( man braucht dringend das Geld, man hat sich bereits auf 100 andere Stellen beworben und nur Absagen erhalten, man ist schon länger arbeitslos, man steht erst am Anfang seines Berufslebens und braucht, um den Lebenslauf aufzuhübschen, etwas Berufserfahrung ) nicht besser erstmal abwarten sollte, ob man nicht in Kürze etwas Besseres findet.
Denn 1.) freut sich kein Arbeitgeber, wenn der Arbeitnehmer wieder geht, kaum dass er richtig eingearbeitet ist, 2.) nimmt man evtl. die Stelle jemandem weg, der sich darüber gefreut hätte, denn es passt nun mal nicht jeder Job zu jedem.
Wie unterschiedlich die Bedürfnisse bezüglich der Arbeitsstelle, auch zwischen Vertretern der gleichen Generation, sein können, zeigt ein Gespräch, das ich mit einer Kollegin im Impfzentrum führte. Wir waren dort für die gleiche Zeitarbeitsfirma im Einsatz und es stand die Frage im Raum, was zu tun ist, wenn die Zeit, die man im gleichen Zeitarbeitseinsatz verbringen darf, abgelaufen ist, aber der Impfbetrieb sowie die kaufmännische Abwicklung noch eine Zeitlang aufrecht erhalten werden müssen. Es gab zu der Zeit Überlegungen, dass uns die Stadt befristete Arbeitsverträge anbietet. Ich hätte einen solchen angenommen, sie nicht, und zwar mit der Begründung, dass sie keinen unbefristeten Vertrag bei der Zeitarbeitsfirma für einen befristeten bei der Stadt aufgibt und dass sie Angst hat, von 60 % Arbeitslosengeld leben zu müssen. Meine Meinung dagegen war, dass sich - unbefristeter Vertrag hin oder her - sich keine Zeitarbeitsfirma Stellen aus den Rippen schneiden kann und wenn ich dann in einen Einsatz gesteckt werde, der mir nicht gefällt, würde ich mich eh weiter bewerben. Dann könnte ich auch noch eine Zeitlang da bleiben, wo es mir gefällt - nämlich im Impfzentrum - und je näher das Ende rückt, mich umso intensiver um eine neue Stelle kümmern. Und da man, obwohl das nicht Plan A ist, auch immer damit rechnen muss, eventuell einige Wochen der Arbeitslosigkeit überbrücken zu müssen, schon mal ein bißchen Geld beiseite legen.
Daran lässt sich erkennen, dass ihr die Sicherheit wichtiger ist, mir, dass ich mich auf der Arbeit wohlfühle. So unterschiedlich können auch Vertreter der gleichen Generation ticken. Letztendlich gab es diese befristeten Verträge doch nicht, aber es ging trotzdem für uns beide gut aus. Und ich kann sagen, dass es für mich gelohnt hat, nicht gleich beim ersten Angebot der Zeitarbeitsfirma zuzugreifen, sondern noch ein wenig zu warten. Nicht, dass alles schlecht war, was sie mir angeboten haben. Es waren schon ein paar Sachen dabei, die ich unter anderen Voraussetzungen evtl. angenommen hätte, aber zu dem Zeitpunkt hatte ich noch mehrere Wochen oder gar Monate im Impfzentrum vor mir und 1.) wollte ich die nicht zu einem Zeitpunkt, zu dem es schwierig wird, neue Mitarbeiter zu finden ( wer nimmt schon einen Job an, von dem er weiß, dass es ihn nur noch wenige Wochen oder Monate gibt? ) im Stich lassen, zweitens schnitt das Impfzentrum im direkten Vergleich als Arbeitsstelle immer noch besser ab. Bei ein paar anderen Vorschlägen fasste ich mir allerdings an den Kopf und fragte mich, was in manchen Sales Consultants so vor sich geht. Vermutlich gibt es in den Zeitarbeitsfirmen Angestellte, die eher Vermittler sind und versuchen, möglichst passgenau zu vermitteln und andere sind einfach Verkäufer, Hauptsache mal irgendeinen Job und irgendeinen Arbeitnehmer zusammengebracht, ob das nun passt oder nicht ist zweitrangig. Zu der einen Stelle hätte ich selbst wenn alles glatt läuft - was es erfahrungsgemäß nie tut - 1 3/4 Stunde pro Strecke gebraucht, bei den anderen hörte sich die Stellenbeschreibung so an, als wenn sie eine Controllerin suchen, aber bezahlen wollten sie natürlich nur für eine Assistentin. Nun, und solange es mehr Arbeitssuchende gab als freie Stellen, war man manchmal gezwungen, auch solche Angebote anzunehmen, aber zum Glück ändert sich die Situation auf dem Arbeitsmarkt gerade. Es war auch besser für mich, das nicht anzunehmen, denn kurz darauf fand ich eine Stelle in Direktanstellung und darüber hinaus mit netten Kollegen und in Laufweite von meine Wohnung.

Autor:

Astrid Günther aus Duisburg

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