Gefällt mir - Willkommen bei Facebook

Meine Freundin Beate aus den USA war die erste. "Komm, spiel mit", schrieb sie mir eines Tages und meinte damit Facebook. Ich hatte überhaupt keine Ahnung, was das sein sollte, aber entschloss mich erstmal, die Einladung anzunehmen. Kaum angekommen bei Facebook hatte ich auch schon das Interesse verloren. Da ging es um Glücksnüsse, irgendwelche Spielchen und anderem Kram, der mir völlig am Allerwertesten vorbeiging. Fast schon beleidigt trat ich den Rückzug an und wünschte mir die gute alte Zeit, der "echten", mit der Hand auf Papier geschriebene Briefe zurück. Die kamen aber schon lange nicht mehr. Und auch die e-mails wurden seltener. Sie würde nun alles über Facebook machen und in ihr Postfach so gut wie gar nicht mehr hineinschauen, schrieb mir Beate.

Mein Passwort hatte ich schon längst vergessen, als mir meine Freundin Ilona von Facebook vorschwärmte. Stundenlang könne sie dort verbringen. Mit Freunden aus aller Welt chatten, ständig neue Leute kennen lernen. In ihr Postfach würde sie so gut wie gar nicht mehr hineinschauen... okay, okay, okay, den Satz kannte ich schon.

Aber ich blieb standhaft. Das Facebook-Trallala lies mich kalt. - Bis, ja bis zu diesem Zeitpunkt, wo ich aus beruflichen Gründen Twitter benutzen musste. Und irgendwie Spass daran bekam. Ich gebe es ja zu: Ich bin zu ungeduldig, mich in der bis dahin verborgenen Internet-Welt der Kommunikation heranzutasten. Und da war noch mein Gewissen! Meine Orwellsche Angst, dass dich der große Bruder beobachten könne. Hatte ich doch ständig auf meine Mutter eingeredet, diese "Payback"-Karte nicht zu benutzen. Ein gläsener Mensch würde sie werden. Jeder ihrer Einkaufsschritte- und Tritte könne verfolgt werden. Nicht gut!

Wenig später meldete ich mich erneut bei Facebook an.

Jetzt bin ich also ein Facebooker. Mit knapp 200 Freunden, von denen ich "in echt" vielleicht ein Drittel kenne. Aber es macht ja so viel Spaß, auf die Frage der Münchener Buchhändlerin zu antworten, warum man medizinische Ratgeber liest. Oder zu fragen, welches die erste Single war.

Aber eines werde ich nie wieder machen; meiner Mutter den Gebrauch der Payback-Karte auszureden. Nicht aus Überzeugung. Sondern aus der bitteren Erkenntnis heraus, zu wissen, WER der gläserne Mensch ist. - Gefällt mir nicht.

Autor:

Britta Odenthal aus Duisburg

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