"brotZeit e.V." baut sein Angebot in NRW aus
"Strahlende Gesichter sind mein Lohn!"

Marina Schiel hat früher als Arzthelferin gearbeitet. Seit sie in Rente ist, hilft sie als Frühstückshelferin an der Abteischule in Duisburg-Hamborn.  | Foto: Frauenhofer
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  • Marina Schiel hat früher als Arzthelferin gearbeitet. Seit sie in Rente ist, hilft sie als Frühstückshelferin an der Abteischule in Duisburg-Hamborn.
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Marina Schiel (66) aus Duisburg engagiert sich beim Verein "brotZeit" dafür, dass kein Kind hungrig in den Schultag startet Morgens um 7 ist Martina Schiel schon munter. Zweimal pro Woche steht sie schnibbelnd im Frühstücksraum der Abteischule in Duisburg-Hamborn, bereitet den Grundschülern die erste Mahlzeit des Tages zu.

Die 66-Jährige engagiert sich als Frühstückshelferin für den Verein "brotZeit". Der hat es sich zur Aufgabe gemacht, Kindern ein kostenloses Frühstück anzubieten. Denn: "In Deutschland kommt jedes fünfte Kind hungrig zur Schule", weiß Nadja Frauenhofer, die das Projekt im Westlichen Ruhrgebiet leitet.

Von Uschi Glas gegründet

Der Verein, der 2009 von der Schauspielerin Uschi Glas gegründet und zunächst in Bayern aktiv war, weitet sein Angebot in Nordrhein-Westfalen weiter aus. "Wir haben eine Landesförderung erhalten, mit der wir unser Angebot an bis zu 220 Grundschulen in NRW etablieren können", freut sich Claudia Stappert, Geschäftsführerin brotZeit e.V. Nordrhein-Westfalen. Einzige Voraussetzung ist, dass die Schule einen Sozialindex zwischen sechs und neun aufweist, mit Prüfung auch Sozialindex vier oder fünf. Das bedeutet vereinfacht, dass der Anteil benachteiligter Schüler recht hoch ist.

Abteischule in Duisburg-Hamborn ist seit 2014 dabei

An der Abteischule in Hamborn gibt es das Frühstück bereits seit 2014. Die kommissarische Schulleiterin Katrin Elstermann berichtet, dass täglich zwischen 80 und 100 Kinder das Angebot nutzen - "und es werden immer mehr". Etwa ein Viertel der Schülerschaft steht morgens freiwillig früher auf, um sich in der Schule zu treffen. Das Essen ist der Anlass der Zusammenkunft, aber es geht um viel mehr. "Für die Schüler ist es ein tolles Gefühl zu wissen, da ist jemand für mich da", sagt Katrin Elstermann. Das Umsorgt-werden, in Gemeinschaft zu sitzen und zu essen, all das genießen ihrer Beobachtung nach die Kinder.

Nadja Frauenhofer (von links) vom Verein "brotZeit", Katrin Estermann, kommissarische Schulleiterin der Abteischule in Duisburg-Hamborn und Claudia Stappert, Geschäftsführerin brotZeit e.V. NRW. | Foto: Rory White
  • Nadja Frauenhofer (von links) vom Verein "brotZeit", Katrin Estermann, kommissarische Schulleiterin der Abteischule in Duisburg-Hamborn und Claudia Stappert, Geschäftsführerin brotZeit e.V. NRW.
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Rentnerin Marina Schiel fühlt sich "gebraucht"

Auch Frühstückshelferin Marina Schiel fühlt sich gebraucht: "Wir sind Ansprechpartner für die Kinder. Ob sie von einem tollen Ferienerlebnis erzählen wollen oder wegen eines Streits mit Klassenkameraden um Hilfe bitten - wir sind für die Kinder da", sagt sie. Einmal, erzählt sie freudig, haben die Frühstückshelfer eine defekten Reißverschluss mit einer Büroklammer repariert. Praktische Alltagshilfe eben - auch, wenn es zum Beispiel noch nicht so gut mit dem Brotschmieren klappt, unterstützen die Helfer. Aber natürlich ist nicht immer nur "Friede, Freude, Eierkuchen". "Manchmal machen mich die Geschichten, die die Kinder mir erzählen, betroffen und traurig." Die Helfer unterliegen der Schweigepflicht. Nichts, was die Kinder erzählen, verlässt den Frühstücksraum

"Ein gutes Werk getan" 

Zweimal pro Woche ist Marina Schiel an der Schule im Einsatz. Sie stemmt das Angebot mit vier weiteren Helfern, ein Dienst dauert zwei bis zweieinhalb Stunden, entlohnt wird das Ehrenamt mit einer Aufwandsentschädigung. Das frühe Aufstehen macht der 66-Jährigen dabei nichts aus. "Die strahlenden Gesichter der Kinder sind mein Lohn." Außerdem habe sie ja früh Feierabend - mit dem Gefühl, "ein gutes Werk getan zu haben".

Engagiert ihr euch ehrenamtlich?

Ehrenamtler sollen 55+ sein

Bis zu ihrem Renteneintritt hatte die Duisburgerin als Arzthelferin gearbeitet. "Ich bin im sozialen Bereich geblieben", sagt sie und lacht. Viele frisch gebackene Rentner engagieren sich bei brotZeit e.V. Das Konzept sieht vor, dass die Frühstückshelfer mindestens 55 Jahre alt sein sollen. "Wir suchen Menschen mit Zeit, Muße und Lebenserfahrung für diese Aufgabe", erläutert Nadja Frauenhofer, "und mit einem großen Herz für Kinder".

Gespräche bereichern

Marina Schiel erfüllt alle Voraussetzungen. "Es ist kein körperlich anstrengendes Ehrenamt", beschreibt die Praktikerin. Wichtig aus ihrer Sicht ist, dass "man topfit im Kopf ist". Denn neben den Vorbereitungen wie Brot oder Wurst schneiden oder die Tische zu dekorieren seien die Gespräche das Bereichernde an der Aufgabe. "Ich öffne den Kindern mein Herz", sagt Marina Schiel. Und die danken es ihr, weiß Schulleiterin Elstermann. "Wenn das Frühstück einmal ausfallen muss, zum Beispiel in den Ferien, sind die Schüler wirklich traurig."

Umgangsformen werden geschult

Ganz nebenbei werden bei dem Frühstück die Umgangsformen geschult. "Dass man beim Essen die Jacke auszieht, sich gemeinsam an den Tisch setzt und redet", nennt Nadja Frauenhofer Beispiele. Außerdem gibt es die Regel, dass im Frühstücksraum nur Deutsch gesprochen wird.

Ehrenamtliche Helfer gesucht

Mehr als 375 Schulen deutschlandweit kooperieren schon mit brotZeit e.V. Rund 2200 Helferinnen und Helfer sind täglich im Einsatz. Aktuell werden in Duisburg-Bruckhausen, Hamborn und Marxloh sowie in Alt-Oberhausen und Rothebusch Ehrenamtler gesucht. "Aber gerne dürfen sich auch Menschen aus anderen Städten melden, denn wir bauen das Angebot gerade stark aus", sagt Claudia Stappert. 

Kontakt

-> Nadja Frauenhofer, Projektleitung Förderregion Westliches Ruhrgebiet, Tel. 0179/366 8178, frauenhofer@brotzeit.schule 
->  Claudia Stappert, Geschäftsführung brotZeit e.V. Nordrhein-Westfalen, Tel. 0173/279 6233, stappert@brotzeit.schule
-> www.brotzeitfuerkinder.com   "Jedes fünfte Kind in Deutschland kommt hungrig zur Schule." Nadja Frauenhofer

Marina Schiel hat früher als Arzthelferin gearbeitet. Seit sie in Rente ist, hilft sie als Frühstückshelferin an der Abteischule in Duisburg-Hamborn.  | Foto: Frauenhofer
Nadja Frauenhofer (von links) vom Verein "brotZeit", Katrin Estermann, kommissarische Schulleiterin der Abteischule in Duisburg-Hamborn und Claudia Stappert, Geschäftsführerin brotZeit e.V. NRW. | Foto: Rory White
Autor:

Miriam Dabitsch aus Velbert

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