Hauswirtschafter

Der Blick in BerufeNet, der berufskundlichen Datenbank im Internet, zeigt es: Der Hauswirtschafter (oder sollte ich besser sagen: die Hauswirtschafterin, weil vermutlich doch mehr Frauen diesen Beruf ausüben werden?) ist ein staatlich anerkannter Ausbildungsberuf.

Hauswirtschafter versorgen und betreuen Bewohner, Kunden und Gäste in Groß- und Privathaushalten. Sie bereiten Mahlzeiten zu und servieren diese, kaufen ein, reinigen Textilien und halten Räume sauber.

Sie sind in den Alltag und somit in alle anfallenden Arbeiten des Arbeitgebers eingebunden. Hauswirtschafter organisieren die hauswirtschaftlichen Tätigkeiten eines Groß- oder Privathaushaltes und schaffen Lebensqualität. Sie planen und kontrollieren Wareneingang und -lagerung, bereiten schmackhafte Speisen zu und geben diese aus. Wohn-, Aufenthalts-, Speise- und Betriebsräume reinigen sie sach- und fachgerecht. Die Textilreinigung ist ein wichtiger Bestandteil ihrer Arbeitsaufgaben.

Art und Umfang der hauswirtschaftlichen Aufgaben richten sich nach dem Einsatzort. Sind Hauswirtschafter in Großhaushalten wie Heimen, Kliniken, Gastronomie- und Hotelbetrieben oder in Privathaushalten tätig, gliedern sich die Arbeitsbereiche z.B. in die Nahrungszubereitung, Haus- und Wäschereinigung oder Gestaltung des Unterkunfts- und Wohnbereichs.
Wohn- und Betreuungseinrichtungen für Kinder und Jugendliche, Jugendherbergen, Tagungshäuser und andere Bildungseinrichtungen, Wohn- und Pflegeeinrichtungen für Senioren und für Menschen für Behinderungen, in Wohngruppen, in Krankenhäusern, Kur- und Reha-Kliniken, in Betrieben der Gastronomie und Hotellerie sowie in landwirtschaftlichen Betrieben und in privaten Haushalten gibt es Beschäftigungsmöglichkeiten für Hauswirtschafter.

Essen koche, putzen, Wäsche waschen – hört sich nicht sehr spannend an, nicht wahr? Von daher bin ich mir nicht sicher, ob der Beruf des Hauswirtschafters überhaupt in der Öffentlichkeit wahrgenommen und ernst genommen wird. Deswegen seien an dieser Stelle schon ein paar grundsätzliche Gedanken erlaubt, wie man diesen Beruf bekannter und beliebter machen kann.

Was die Bekanntheit anbelangt, kann man natürlich die klassischen Kommunikationswege gehen: Film, Funk, Fernsehen seien hier neben Print- und elektronischen Medien genannt. Ein Fernsehteam begleitet Hauswirtschafter bei der Arbeit, eine Zeitung stellt die Berufsverbände vor.

Zumindest in der berufskundlichen Theorie sind für mich aber auch andere Einsatzbereiche vorstellbar.

Zum einen schwebt mir der Veranstaltungssektor vor. Hier geht es nicht um die Verdrängung, sondern um die Erweiterung des Caterings. Hauswirtschafter sind beispielsweise bei Veranstaltungen in Kirchengemeinden, Verkaufsveranstaltungen im Einzelhandel, bei Jubilarehrungen, Ausstellungseröffnungen in Museen u. ä. im Einsatz.

Charakteristisch für diese Einsätze sind, daß es sich dabei nicht um Tätigkeiten handelt, die klassischerweise von Berufen des Küchenwesens oder der Gebäudereinigung abgedeckt werden. Hier geht es darum, Veranstaltungsörtlichkeiten so herzurichten, daß sie das entsprechende Ambiente für das jeweilige Ereignis bieten.

Bei einem Bereich bin ich mir nicht sicher, ob und inwieweit es einen bezahlbaren Bedarf gibt, nämlich im Bereich der häuslichen Alten-, Kranken- und Sozialpflege. Täuscht mein Eindruck, daß es immer mehr Senioren, Kranke, Behinderte und sonstige Menschen in prekären Lebenslagen gibt, die auf Hilfe von außen angewiesen sind? Ich kenne mich in den Strukturen des Sozialversicherungswesens nicht gut genug aus, um abschätzen zu können, ob und inwieweit hauswirtschaftliche Tätigkeiten dort berücksichtigt werden können. Die Hauswirtschaft sollte daher schon für sich schon klären, welche Möglichkeiten es gibt, stärker im Sozialwesen Fuß zu fassen.

Gerade im Bereich der Zuwanderung sehe ich durchaus Potentiale. Die erste Generation der Arbeitsmigranten ist inzwischen im Rentenalter angekommen. Auch wenn Familienstrukturen intakter sein mögen, werden auch diese Menschen irgendwann Hilfe brauchen. Wenn in dieser Situation Moscheevereine und andere Migrantenselbsthilfevereine ihrer sozialen Aufgabe gerecht werden und Hilfe vermitteln würden, wäre schon ein Anfang gemacht.

Welche Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es in der Hauswirtschaft? Keine Ahnung. Da sich das Angebot am Markt orientieren dürfte, wird es schwer sein, hier eine allgemeingültige Aussage zu treffen.

Hier sei aber ein weiterer Gedanke angesprochen. Natürlich gibt es die altbekannte Möglichkeit, sich in den altbewährten Selbstinformationseinrichtungen der Arbeitsverwaltung (z. B. www.berufenet.arbeitsagentur.de oder www.kursnet.arbeitsagentur.de) zu tummeln und sich alle gewünschten Informationen zu besorgen.

In gewisser Hinsicht werden in Zukunft aber die Arbeitsverwaltungen stärker gefragt sein, ganz egal, wie sie heißen und organisiert sind. Die Berufsorientierungszentren bieten sich dazu an, Kontaktbörsen und Informationsveranstaltungen durchzuführen. So gibt es beispielsweise Veranstaltungen für Frauen, die in das Berufsleben zurückkehren möchten, oder Veranstaltungsreichen für Schüler und Studenten.

An dieser Stelle soll nicht einem altmodischen Berufsverständnis Vorschub geleistet werden. Geschlechtstypisch sind aber bestimmte Berufe beliebter als andere. Von daher sei schon die Frage erlaubt, ob Mädchen und Frauen nicht eher frauentypische Berufe vorgestellt werden sollen. Hauswirtschaft und Gebäudereinigung können genauso dazu gehören wie Friseure, Kosmetiker und andere Berufe. Das ganz konkrete Ziel heißt hier, berufliche Alternativen zur Arzthelferin und Bürokauffrau aufzuzeigen.

Natürlich sind an dieser Stelle auch die Gewerkschaften und Berufsverbände gefordert. Sie werden nachhaltig für bessere Arbeitsbedingungen und Beschäftigungsmöglichkeiten sorgen müssen. Medienberichte über Hungerlöhne in bestimmten Branchen können doch sehr abschreckend sein.

Autor:

Andreas Rüdig aus Duisburg

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