am Amazonas- und weiter, immer weiter V

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Samstagabend, am 13.10.2012, lichtete die AMADEA wieder die Anker Richtung Amazonas.
Eigentlich brauchte sie nur kurz zurück und dann mit einem Schlenker links rein ins Delta (das übrigens rund 200! km groß ist!). Aber wir hatten extremes Niedrigwasser. War nix mit kleinem Schlenker. Wir mussten in einem großen Bogen über den Atlantik, bevor wir genug Wasser unterm Kiel hatten, um in das Amazonas Delta einzubiegen.

Sonntag also auch noch Seetag. Wir hatten das Gefühl, wir fahren immer noch auf dem Atlantik. Keine Ufer in Sicht, rechts nichts, links nichts. Dabei tuckerten wir längst durch das Delta. Aber nur am schlammig-braunen Wasser konnten wir erkennen, dass wir wirklich schon auf dem Amazonas waren.
Das Thermometer zeigte 35°, gefühlte 46°. Die Luft wurde immer schwerer und feuchter. Leuchtend grüne Amazonen, ähnlich unseren Schwalben, nur größer und grün halt, tobten laut kreischend im Verband über unserem Schiff.
Wir standen oft an der Reling und suchten das Wasser ab. Sonst war ja nichts. Der Himmel war leer und einfach nur blau, abgesehen von der allgegenwärtigen Sonne. Ufer gab es nicht, und auch sonst nichts. Das einzige Leben außer uns selber war also im Wasser zu finden. Einmal entdeckte ich einen Wal. Allerdings war er ziemlich weit vom Schiff entfernt. Aber als er aus dem Wasser schoss und wie zum Gruß eine hohe Fontäne in die Luft blies, waren wir ganz sicher, dass es ein Wal war.
Delfine tauchten öfters mal auf, ebenso die fliegenden Fische.
Abends gab es gleich zwei Highlights von der Reiseleitung. Erst in der Lounge eine echt tolle Crazy-Show mit dem Bord-Ensemble und hinterher – eine Ladies Night.
Männer hatten natürlich keinen Zutritt. Sie wurden mit zwei Freibier in einer der Bars ruhig gestellt. Aber WIR – hatten Spaß ohne Ende. Fünf der Kellner, kaum zu erkennen ohne ihre übliche Uniform, tanzten lasziv mit schwingenden Hüften, nur mit schwarzer Hose, Schlips und Sonnenbrille bekleidet, zu aufreizender Musik in unsere rappelvolle Lady’s Bar.
Hundert oder mehr Frauen kreischten wie auf Kommando los (ich natürlich nicht!). und ab ging die Post.

Das reicht. Keine Details.
Aber schön war’s!

Montag, 15.10.2012, noch immer Seetag. Aber nach und nach tauchten ab und zu bergige Ufer auf. Oft waren es auch nur schwimmende Inseln mitten im Strom, die so aussahen wie Ufer. Und überall Nebenflüsse, die in den Moloch Amazonas münden und ihn mit ihrem Wasser und ihren überall abgetragenen Erdmassen weiter verstärken.
Leider wurden mehrere Ausflüge gecancelt, weil sie wegen des extremen Niedrigwassers einfach nicht durchzuführen waren.
Ich hatte mich so sehr auf die abendliche Fahrt im kleinen Boot auf dem Amazonas gefreut. Dann, wenn es dämmert und die Luft erfüllt ist vom Blinken tausender, riesiger Glühwürmchen. Dann, wenn die Vögel nach Hause kehren und ihre Schlafplätze aufsuchen, und die Frösche ihr Konzert anstimmen. Es war geplant gewesen, mit einem Flussboot den Rio Negro zu überqueren und dann am Lago January zur Pirschfahrt in Kanus umzusteigen. Und vielleicht einen kleinen Caiman im Arm zu halten, den der Bootsführer mit der Hand gefangen hat.
Das war schade. Sehr, sehr schade.

Auch die Bootsfahrt auf dem Maicasee konnte auf der Bergfahrt nicht stattfinden. Aber- wir würden ja auf der Talfahrt auch noch an Bord sein. Vielleicht konnten wir dann….

Jedenfalls hatten wir Zeit. Und die nutzen wir gründlich. Spätestens zum Sun Downer hockten wir auf dem Pooldeck zusammen mit unseren golden girls, tranken ein Erfrischungsbier, hatten Spaß ohne Ende und lachten, bis die Tränen kullerten. Wir hatten festgestellt, dass Gerda unheimlich viel Ähnlichkeit mit meiner Mutter hat, eins gab das andere, und wir kamen aus dem Gelache nicht mehr heraus.

Die erste Anlaufstelle, die erste Stadt am Amazonas überhaupt, war Santarem. Bis wir da mal angedockt hatten – am VEB Kranbau Eberswalde! Es war schon fast Abend, und als endlich die Trosse befestigt und die AMADEA längsseits an der Pier lag, wollten doch tatsächlich noch fast alle Passagiere an Land, in die Stadt.
Fliegende Händler hatten in aller Eile ihre kleinen, bunten Stände aufgebaut. Aber die Shuttlebusse fuhren einen anderen Weg, nachdem sie denn endlich kamen. Hunderte von Passagieren knubbelten sich an der Pier, warteten und warteten. Irgendwann kann dann endlich der erste Bus. Aber es dauerte und dauerte ewig, bis alle Passagiere endlich verladen waren und abgekarrt wurden. Die Händler schrien ihren Frust lautstark hinaus und schwenken die Fäuste. Aber die Busse fuhren trotzdem nicht bei ihnen vorbei.
Was hatten wir es dagegen gut! Wir hockten auf warmen Stühlen mit den Beinen hoch an der Reling, genossen den Sonnenuntergang und schlürften eine eiskalte Caipirina. Konnte es schöner sein?
Abends spät legte die AMADEA wieder ab. Nachts wurden die Uhren wieder um eine Stunde zurückgestellt. Inzwischen hatten wir sechs Stunden hinter MEZ, die Zeit von New York

Fortsetzung folgt

Autor:

Christel Wismans aus Emmerich am Rhein

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