Karibik - nach Atlantik, Amazonas und Orinoko

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Am 30. 10. 2012, Dienstagmorgens, hatten wir die erste Karibikinsel erreicht, die auf unserem Plan stand. Wir ankerten unmittelbar vor der Stadt Scarborough / Tobago. Für mittags hatten wir einen Bustransfer zu einem Strand gebucht. Aber vorher musste ich kurz noch mal eben durch die Gegend schnuppern.
Hafengebiete auf der anderen Seite der Welt sind fast überall gleich, laut und dreckig, nicht gerade als Aushängeschild geeignet. Trotzdem wollte ich es sehen. Und natürlich fotografieren.

Mittags klapperte uns der Bus über die Insel zu einem typischen Karibikstrand: blendend weißer Sandstrand mit Schatten spendenden Palmen und leuchtendgrünem Wasser. Traumhaft schön!
Wir nahmen uns zwei Liegen, weil ich mit meiner Hexe nicht auf dem Sand liegen wollte. Angeblich sollten sie so gut wie nichts kosten. Dummerweise waren gerade eben die Preise verdoppelt worden, zufällig genau in dem Moment, als wir aus dem Bus stiegen. Aber das war natürlich reiner Zufall.

Wir ließen es langsam angehen, wir hatten ja Stunden Zeit. Pelikane zogen ihre Bahnen übers Wasser, die Sonne spiegelte sich auf dem Grund wider und wärmte die See auf Badewannentemperatur. Wir lagen im Schatten unter hohen Palmen und ließen uns wohlig von der Wärme verwöhnen. Es war einfach nur herrlich!
Ganze zehn Minuten lang.
Dann war Schluss mit lustig. Urplötzlich verfinsterte sich der Himmel und öffnete seine Schleusen. Wir konnten gar nicht so schnell rennen und unsere Siebensachen in Sicherheit bringen, wie es schüttete.
Leider war es kein typisch karibischer Regenguss, der nach einer halben Stunde weiter zieht und wieder Platz macht für die Sonne. Nein, an diesem Nachmittag nicht. Eine riesige, regenschwere, schwarze Wolke hängte sich genau über unseren Strand und hielt Siesta. Stundenlang.
Aber wir trugen es mit Fassung. Was blieb uns auch anderes übrig? Wasser ist Wasser, egal ob von oben oder von unten. Hauptsache warm. Und da wir sowieso schon nass waren, . konnten wir auch schwimmen gehen.

Eine Handvoll nassem Sand wanderte klumpig in eine ausrangierte Tempotuchhülle und ist heute bei uns zuhause in einem Dekoglas das Bett für ein Teelicht.

Passend zum Ende unseres Strandaufenthalts beendete auch die dicke Wolke ihren Schönheitsschlaf und wanderte ab aufs offene Meer. Ich hatte fast das Gefühl, ihr Kichern zu
hören. Kichert die Sonne? Oder war es doch vielleicht eher unser altes Travel-Chaos?
Wie auch immer.
Wir kletterten in den klapprigen Bus und meine Hexe jaulte augenblicklich auf, als sie ihn wiedererkannte. Aber es nützte ja nichts, wir mussten zurück zum Schiff.
Abends war Leisetreten angesagt.
Aber es nützte nichts. Auch die 800er Ibos nicht. Auch Reiki nicht. Eigentlich hätte ich zum Doc gemusst. Der Schiffsarzt war sogar ein Orthopäde. Aber da mich meiner zuhause bereits aufgegeben hatte, wollte ich nicht.

Am nächsten Morgen gegen acht Uhr ankerten wir auf Reede vor Carriacou, das zu den Grenadinen gehört. Eines von mehreren kleinen Inselchen, das wie seine Kollegen dicht bewaldet ist bis auf die Höhen der Hügel.
Wir blieben im Schongang bis nachmittags. Dann aber ließen wir uns doch im Tender an Land bringen. Ein winziges Strändchen neben der Anlegestelle. Dahinter Gestrüpp, ein paar Häuser, ein kleines Sträßchen, ein größeres Dorf am Fuß des Hügels. Das Wasser auch hier glasklar und warm. Aber ich ließ meinen Mann alleine baden, ich hatte Schiss. Stattdessen wanderte ich am Strand entlang. Riesige Muscheln lagen einfach so herum. Zu Haufen zusammengetragen. Groß wie Kürbisse. Bunt und lebhaft, diese Muscheln, in denen das Meer rauscht. Sogar noch am Niederrhein. Schweren Herzens ließ ich sie wieder los und zurück.

Abends war Halloween Party an Bord. Ich war inzwischen so weit, dass ich kaum noch sitzen, stehen oder liegen konnte. Aber ich konnte tanzen!
Seltsam, aber tanzen geht immer. Und wenn man noch so sehr im Quasimodo-Modus ist.

Donnerstag, Allerheiligen 2012. Wir erreichten Barbados und lagen direkt vor Bridgetown neben zwei Riesenpötten im Hafen. Vor drei Jahren hatten wir auf Barbados geschnorchelt und nach grünen Schildkröten und einem Schiffswrack gesucht. Die anderen jedenfalls. Ich war beinahe abgesoffen bei der Aktion. Anscheinend war Barbados, die Trauminsel, nicht meine Insel. Auch diesmal nicht. Mit Hexe im Rücken.
Das Einzige, was wir diesmal von Barbados mitkriegten, war das Hafenterminal. Wir kauften kleine Präsente für zuhause, für die Zwerge. Ansonsten blieben wir schön brav auf dem Schiff.

Als ich Freitagmorgen, am 2.11.2012, aufstand, ging nichts mehr. Aber ich endlich zum Doc.
Er schaute nur ganz interessiert, als ich mich im Schneckentempo in seine Praxis quälte. Er untersuchte nicht, fragte nur. Und als ich sagte, mein Orthopäde meint, er weiß nicht mehr, was er mit mir machen soll, nickte er verständnisvoll und haute mir eine Spritze rein.
Mein lieber Mann, der auch immer Rücken hat, wurde in einem Aufwasch gleich mit behandelt. Und ich schätze mal, die Pillen, Salbe und Spitzen samt Diagnose/Behandlung brachte unsere Auslands-Krankenversicherung fast an den Rand des Ruins.
Aber mir hat er geholfen.
Jedenfalls war ich nachmittags in der Lage, ein bisschen in Roseau auf der Insel Dominica umherzuschlendern.

Fortsetzung folgt

© Christel Wismans 2013

Autor:

Christel Wismans aus Emmerich am Rhein

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