Pfarrerin Anke Augustin und ihr ganz persönliches Verständnis von Weihnachten
Das Weihnachtsinterview: Die Botschaft verstehen

Pfarrerin Anke Augustin hat mit dem Borbeck Kurier über Weihnachten und die ganz persönliche Bedeutung des Festes in ihrem Leben gesprochen.  | Foto: Doris Brändlein
  • Pfarrerin Anke Augustin hat mit dem Borbeck Kurier über Weihnachten und die ganz persönliche Bedeutung des Festes in ihrem Leben gesprochen.
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Rituale vermitteln uns Halt und Orientierung. Da sind die kleinen, persönlichen Rituale, die jeder von uns mehr oder weniger in seinen Alltag eingebaut hat. Und es begleiten uns die "großen" Rituale, wie zum Beispiel die kirchlichen Feste wie Weihnachten und Ostern. Doch wie feiern Menschen, die an diesen Festtagen arbeiten müssen? Wir haben Anke Augustin, Pfarrerin der evangelischen Kirchengemeinde Dellwig-Frintrop-Gerschede, nach ihren Weihnachtsritualen gefragt.

Borbeck Kurier: Frau Augustin, wie feiern Sie Weihnachten?
„Als meine Kinder noch klein waren, habe ich als Pfarrerin in Xanten gearbeitet. Das hat bedeutet, dass der Heilige Abend morgens um 9 Uhr im Altenheim begonnen hat und um 23 Uhr mit dem Nachtgottesdienst endete. Für die Familie war an diesem Tag keine Zeit.
Mein damaliger Mann war Hausmann und hat gebacken, gekocht und sich um die Kinder gekümmert. Nach unserer Scheidung haben die Kinder die Weihnachtszeit auch immer mit ihrem Vater verbracht. Für sie war völlig klar, ,die Mama hat an Weihnachten keine Zeit, weil sie arbeiten muss.'“

Borbeck Kurier: Wie hat sich das im Laufe der Jahre verändert?
„Seit die Kinder aus dem Haus sind, sie sind jetzt 26 und 29 Jahre alt und haben eigene Familien, vereinbaren wir immer gemeinsam einen Termin vorher oder deutlich nach Weihnachten. Dann kommen wir zusammen und feiern ein Fest mit Geschenken. Das nimmt den Druck von meinen Töchtern, es an Weihnachten allen recht machen zu müssen. In der Situation bin ich eine Friedensstifterin für meine Kinder.“

Borbeck Kurier: Wie haben Sie als Kind Weihnachten erlebt?
„Da habe ich keine guten Erinnerungen. Weihnachten zuhause war eine traumatische Erfahrung für mich. Ich empfand Weihnachten immer als ein völlig verkitschtes Fest und meine Mutter musste alle Klischees, die damit verbunden sind, bedienen.
Da mussten Klöße gekocht und die Familie eingeladen werden. Beides hasste meine Mutter und tat das auch wochenlang zuhause kund.
Sie hatte jedoch nicht die Kraft, sich aus diesen Bildern zu befreien. Diese Erlebnisse haben bestimmt auch dazu geführt, dass ich mich gegen den Druck wehre, dass Weihnachten ,in Familie gemacht' werden muss.“

Borbeck Kurier: Was ist Ihnen persönlich wichtig an Weihnachten?
„In den Gottesdiensten ist es mir wichtig, die Botschaft dessen, was da vor tausenden von Jahren geschehen ist, darzulegen. Mit der Geburt von Jesus erlaubt Gott uns, unsere kindliche Seite zu leben, das ist sein Geschenk an uns. Wenn wir uns fragen, was ist die kindliche Seite in uns, denke ich zuerst an das Loslassen können, das Spielerische und Phantasievolle. Gott gibt uns die Erlaubnis, uns loszulassen ins kindliche Vertrauen. Das ist für mich die wichtigste Weihnachtsbotschaft.“

Borbeck Kurier: Wie verbringen Sie die Weihnachtstage?
„Ich bin kein Mensch, der die traditionellen Sachen hochhält. Bei uns gibt es nicht den üblichen Christbaum, ich habe tote Bäume im Haus schon immer abgelehnt. Wir singen auch nicht zuhause, denn singen kann ich nicht. Bei meiner jetzigen Arbeitsstelle habe ich das große Glück, dass ich mir die Gottesdienste mit zwei Kollegen aufteilen kann, sodass ich am Heiligen Abend nur zwei Gottesdienste habe. Mein Mann kocht dann schon und wenn ich nach Hause komme, essen wir ganz gemütlich gemeinsam mit einer Freundin. Am ersten Feiertag genieße ich es, mal gar nichts zu machen und am zweiten Feiertag fahren wir gerne in den Urlaub.“

Das Interview führte Doris Brändlein

Autor:

Christa Herlinger aus Essen-Borbeck

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