Studentin Vanessa Neuhaus berichtet über ihre Erfahrungen auf der Berlinale 2017

Nantje, Elena, Vanessa und Marta beim Sightseeing vor dem Brandenburger Tor in Berlin | Foto: privat
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  • Nantje, Elena, Vanessa und Marta beim Sightseeing vor dem Brandenburger Tor in Berlin
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"Dein Name wird auf jeden Fall gezogen, du hast bei so was immer Glück", flüstert mir meine Kommilitonin ins Ohr. "Ach quatsch", murmle ich zurück und linse nervös zu unserer Dozentin hinüber, die gerade dabei ist, einen Zettel nach dem anderen aus einem großen Lostopf zu ziehen.

Jedes Jahr vergibt die Heinrich-Heine Universität Düsseldorf zehn Akkreditierungen für Deutschlands größtes internationales Filmfest, die Berlinale. Teilnehmen an der Verlosung dürfen alle Studenten, deren Studiengang in irgendeiner Form eine medien- oder filmwissenschaftliche Ausrichtung hat. Jeder darf während der gesamten Studienlaufbahn nur einmal akkreditiert werden. Der erste Zettel wird entfaltet und ich höre meinen Namen: "Vanessa Neuhaus." Rund 40 Augenpaare gucken mich an, meine Freundin flüstert: "Ich wusste es!" Ich fange unweigerlich an zu grinsen. Ich fahre zur Berlinale. Ich fahre nach Berlin.

Die Hauptstadt ruft

Die nächsten Wochen verbringe ich damit, mir gemeinsam mit drei Kommilitoninnen, die ebenfalls ausgelost wurden, eine Unterkunft und ein Zugticket zu buchen. Richtig realisieren kann ich das Ganze jedoch erst, als wir vier dann am 8. Februar endlich im Zug Richtung Bundeshauptstadt sitzen. Neugierig arbeiten wir uns durch das umfangreiche Programmheft und versuchen uns einen Überblick über die angebotenen Filme und Veranstaltungen der kommenden Wochen zu verschaffen. Nach meiner Ankunft schwirrt mir der Kopf vor lauter Beschreibungen und ich frage mich, wie man sich bei all den interessanten Angeboten bloß entscheiden soll.
Am Abend holen wir uns unseren akkreditierten Ausweis, den sogenannten Badge, ab. Ich erfahre, dass dieses kleine Kärtchen mit meinem Namen und meinem Foto darauf zum wichtigsten Utensil werden soll. Ohne Badge gibt es keine Tickets. Ohne Badge keinen Einlass. Ohne Badge geht nichts.

"Der frühe Vogel ergattert das Ticket"

Auch wenn unsere Akkreditierung uns den kostenlosen Eintritt in die einzelnen Vorstellungen ermöglicht, müssen wir uns dennoch jeden Morgen an einem bestimmten Ticket Counter anstellen. Dort versuchen wir, aus dem doch sehr begrenzten Kontingent für Akkreditierte, die heiß begehrten Karten für die besten Filme zu ergattern. Das Prinzip bestimmt unseren Tagesablauf, während unseres kompletten Aufenthaltes in Berlin: Jeden Tag heißt es gegen 6 Uhr aufstehen, um spätestens 7 Uhr am Ticket Counter zu sein, der gegen 8.30 Uhr öffnet. Wie begehrt die Einlasskarten wirklich sind, merke ich in daran, dass die Warteschlangen immer länger werden. Es gibt Leute, die tatsächlich mit Campingstühlen und Schlafsäcken vor den Schaltern zu übernachten scheinen. Nach unserem täglichen Ticket-Ritual geht es weiter zu den verschiedenen Spielstätten, die weiträumig in Berlin verteilt liegen. Ich sehe Filme aus den unterschiedlichsten Genres und Kategorien. Ob Dokumentar-, Spiel- oder Kurzfilm. Manche begeistern mich, rühren mich sogar zu Tränen und andere enttäuschen oder bringen mich dazu den Kinosaal zu verlassen. Ich durchlaufe eine Achterbahnfahrt der Gefühle und verbringe in den nächsten anderthalb Wochen so viel Zeit vor riesigen Filmleinwänden wie noch nie zuvor in meinem ganzen Leben.

Was mir am besten gefallen hat

Meine persönlichen Highlights sind jedoch die Gespräche und Fragerunden mit Schauspielern und Regisseuren im Anschluss an die Filmpremieren. Auch wenn diese bis jetzt noch nicht zu großer Bekanntheit gelangt sind, ist es doch eine aufregende Erfahrung, mit den Persönlichkeiten, die selber oder deren Arbeit gerade noch auf der Leinwand zu sehen waren, darüber zu sprechen.
So anstrengend und aufregend die Zeit in Berlin auch sein mag, genauso schön, emotional und viel zu schnell vorbei ist sie leider auch wieder.
Mein Fazit zur Berlinale 2017: Es war eine wirklich spannende und vielseitige Erfahrung. Ganz abgesehen davon, dass auch Berlin selbst riesig und vielschichtig ist und jede Menge zu bieten hat. Ein paar Tage Berlinale sind nicht nur für Filmbegeisterte ein absoluter Höhepunkt.

Daten und Fakten zur Berlinale

Die Berlinale fand in 2017 bereits zum 67. Mal statt. Jedes Jahr lockt das große Kulturereignis knapp 500.000 Besucher nach Berlin. Mit dabei sind rund 20.000 Fachbesucher aus 122 Ländern sowie gut 3.800 internationale Pressevertreter.
Mit einem Jahresbudget von knapp 23 Mio. Euro, werden hier jedes Jahr ca. 400 Filme gezeigt. Der Großteil davon stellt überwiegend Welt- und Europapremieren dar. Die "Wettbewerbsfilme" konkurrieren um eine Reihe von Preisen und Ehrungen. Der Wichtigste davon ist der Goldene Bär. Dieser wird von einer internationalen Jury am Ende des zweiwöchigen Wettbewerbs im Berlinale Palast verliehen. Weitere Kategorien sind unter anderem Panorama mit Independent und Arthouse Filmen, Generation als Kino für ein junges Publikum, Perspektive Deutsches Kino mit Neuentdeckungen und vielversprechenden Talenten aus der deutschen Filmlandschaft, sowie Forum mit Experimenten und noch unbekannten Kinematografien Berlinale Zahlen und Fakten.

von Vanessa Neuhaus

Nantje, Elena, Vanessa und Marta beim Sightseeing vor dem Brandenburger Tor in Berlin | Foto: privat
Stadtwappen als Mottotier: Der Berliner Bär dient seit vielen Jahren als Maskottchen der internationalen Filmfestspiele | Foto: privat
Autor:

Lokalkompass Borbeck aus Essen-Borbeck

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