Abi - und dann? Vier Essenerinnen berichten

Theresa Tenbusch, Jacqueline Miera, Vanessa Trappmann und Meriç Uzun haben unterschiedliche Ziele nach dem Abitur. Foto: Verena Lingemann
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Die Abiturklausuren sind geschrieben, die mündlichen Prüfungen geschafft, das Abitur so gut wie in der Tasche - doch was folgt nach Deutschlands höchstem Schulabschluss?

Nach den letzten, lernreichen Wochen geht es für die Borbecker Schüler und Schülerinnen auf die Zielgerade in Richtung Abitur. Bevor sie das Abiturzeugnis jedoch in den Händen halten können, müssen einige von ihnen sich noch den Nachprüfungen stellen. Durch die Zusammenlegung von G8 und G9, dem Abitur nach zwölf und nach dreizehn Jahren, werden in diesem Jahr fast doppelt so viele Abiturienten in einen neuen Lebensabschnitt entlassen. In diesem Zusammenhang gestaltet es sich umso schwieriger, einen Ausbildungs- oder Studienplatz zu ergattern.

Studium: Journalismus oder Philosophie

Das weiß auch Meriç Uzun. Ursprünglich wollte sie nach dem Abitur für eine gewisse Zeit in Amerika leben, doch dieser Plan scheiterte. Nun hofft sie darauf, studieren zu können. Was die Wahl des Studienfachs angeht, ist die 18-Jährige jedoch noch unentschlossen. „Ich schwanke zwischen Journalismus und Philosophie, bin aber auch offen dafür, in einen anderen Bereich zu gehen“, erzählt sie. Doch die Anhebung der NCs, die auf dem Großteil der Studiengänge liegen, erschwert es einigen, sich ihren Studienwunsch zu erfüllen.
Mit diesem Problem muss sich Vanessa Trappmann nicht auseinandersetzen. Die Wirtschaftsinteressierte reist ab Oktober sieben Monate nach Berlin, um dort mit der Theorie für ihr duales Studium bei der Knappschaft-Bahn-See zu beginnen.

Regierungsinspektorin in drei Jahren

Nach drei Jahren, bestehend aus Theorie- und Praxiseinheiten im Ruhrgebiet und zahlreichen Prüfungen, kann sie sich dann Regierungsinspektorin und Beamtin auf Widerruf nennen. „Der Beamtenstatus gibt mir Sicherheit“, schildert die angehende Abiturientin. Obwohl sie ihre Familie und Freunde eine gewisse Zeit nicht regelmäßig sehen wird, blickt sie mit Freude dem Herbst entgegen: „Ich möchte über mich hinauswachsen und selbstständiger werden. Obwohl ich weiß, dass es nicht leicht werden wird, freue ich mich darauf.“

Kauffrau für Tourismus und Freizeit

Auch die 18-jährige Theresa Tenbusch wird eine Zeit lang auf sich alleine gestellt sein. Über das Internet hat sie sich in einem Hotel direkt an der Ostsee beworben und nach einem Vorstellungsgespräch die Zusage erhalten. Nun wird Theresa ab August in dem 1.500- Seelen-Dorf Damp zur Kauffrau für Tourismus und Freizeit ausgebildet.
Die nächste größere Stadt liegt knapp 50 Km entfernt und auch die Schule, in der der theoretische Unterricht stattfinden wird, befindet sich etwa zwei Fahrtstunden weiter. Die zukünftige Auszubildende sieht der Zeit in Damp mit einem lachenden und einem weinenden Auge entgegen: „Ich wollte etwas Neues ausprobieren, allerdings habe ich einfach nicht die Gewissheit, dass ich nach kurzer Zeit wieder zu Hause bin.“
Es bleibt die Angst, durch die neuen Anforderungen überfordert zu sein und nicht so schnell Anschluss zu finden. „Mir wird die Großstadt fehlen, hier habe ich meine Freunde und mehr Möglichkeiten, meine Freizeit zu gestalten“, weiß Theresa schon jetzt.

Neun Monate Australien

Jacqueline Miera zieht es wohl am weitesten weg. Gemeinsam mit einer Freundin bricht sie im September für neun Monate nach Australien auf. In den ersten Tagen kommen die Beiden bei einem Bekannten in Sydney unter und arbeiten dort in einer Tauchschule, um Geld für die weitere Reise zu verdienen.
Der ganze Aufenthalt besteht aus einem Wechselspiel von Arbeit auf Farmen oder Plantagen und Reisen mit dem Rucksack zu Fuß, mit dem Bus oder mit dem Auto. „Wir haben Australien gewählt, weil die Menschen dort auf Bagpacker ausgelegt sind“, erklärt Jacqueline. „Eine genaue Route gibt es nicht, wir haben lediglich die Orte festgelegt, die wir sehen wollen.“ Über die Internetseite „Couchsurfing“ bestimmen die beiden Essenerinnen ihre kurzzeitigen und kostenlosen Unterkünfte.
Durch einen Online-Blog möchten sie ihre Familien und Freunde über ihre Reise informieren und ihnen auf diese Weise nah sein. „Ich erhoffe mir durch diese Reise neue Perspektiven, mehr Selbstständigkeit und eine Verbesserung meiner Sprachkenntnisse“, fasst Jacqueline ihre Erwartungen zusammen. Nach dem Abenteuer in Australien muss auch sie sehen, wie sie ihre Zukunft weiter gestaltet.

Von Verena Lingemann

Autor:

Lokalkompass Borbeck aus Essen-Borbeck

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