Einsatz auf dem Borbecker Friedhof am Marreweg

Der „Flecktarn“ hat seinen festen Platz im Kleiderschrank von Michael Herzig. Doch ohne eine entsprechende Uniformtrageerlaubnis darf der 34-jährige Dellwiger den Anzug nicht einfach überstreifen.

Fürs Wochenende lag eine solche vor. Und so erschienen Herzig und die anderen Mitglieder der Reservistenkameradschaft Essen-Mitte-Ost in voller Montur zum Arbeitseinsatz auf dem Evangelischen Friedhof in Borbeck.
Früh morgens um 9 Uhr begannen die Männer mit der Pflege der Soldatengräber dort. Die Grabsteine wurden freigeschnitten und gereinigt, die Gehwegplatten wieder ordentlich verlegt. „Es ist schon interessant, die Inschriften und Dienstgrade auf den Gräbern zu entziffern“, erklärt Michael Herzig, mit Mitte 30 an diesem Vormittag der mit Abstand Jüngste der Runde.

Gräber aus dem ersten und zweiten Weltkrieg

Viele „Musketiere“ haben ihre letzte Ruhe auf dem Friedhof am Marreweg gefunden. „Das ist die ehemalige Bezeichnung für einen einfachen Soldaten“, weiß Uwe Jähnert, Major der Reserve und Vorsitzender der Essener Reservistenkameradschaft.
Die Gräber stammen aus dem ersten und zweiten Weltkrieg. „Eines haben wir bewusst so gelassen wie es ist“, verraten die beiden Vorstandsmitglieder Dieter Schneider und Heinz Wiskamp. „Man sieht, dass es noch von Angehörigen besucht und gepflegt wird.“ Das ist 100 Jahre nach Ausbruch des ersten Weltkriegs und knapp 69 Jahre vor Ende des zweiten eher die Seltenheit. „Den gefallenen Soldaten steht ewiges Ruherecht zu, auf den Friedhöfen hier genauso wie im Ausland“, berichtet Falko Grunau.

Teilnahme am D-Day in der Normandie

Die Männer der Reservistenkameradschaft haben verschiedene Motive für ihren Einsatz. Eines liegt jedoch allen am Herzen. „Es ist wichtig, dass das Geschehene in Erinnerung bleibt.“ Vor zwei Jahren waren einige von ihnen am D-Day in der Normandie. Ein bewegendes Erlebnis.
Friedhofsgärtner Uli Bylsma, selbst Reservist, hat für den morgendlichen Pflegeeinsatz das entsprechende Gerät zur Verfügung gestellt. Der Obelisk in der Mitte des Gräberfeldes wird mit Hilfe eines Hochdruckreinigers gesäubert. Binnen weniger Minuten lässt sich die Inschrift wieder entziffern.
Manfred Maier, Pfarrer der Gemeinde Borbeck-Vogelheim, schaut zur Mittagszeit auf dem Friedhofsgelände vorbei. „Es gefällt mir gut, dass sich die Reservisten um die Grabpflege kümmern“, erzählt er. Dass sie dies von nun an regelmäßig einmal im Jahr tun wollen, lässt ihn strahlen.
„Seit einigen Jahren werden die Gräber nicht mehr von Friedhofsgärtnern gepflegt. Die Stadt hat den Auftrag an einen Unternehmer abgegeben. Da bleibt zwangsläufig einiges liegen“, weiß auch Jürgen Moos, Stellvertretender Vorsitzender der RK Essen. „Da können wir mit einer Patenschaft und der Zusicherung, einmal im Jahr einen Kriegsgräbereinsatz zu organisieren, einiges tun.“

Autor:

Christa Herlinger aus Essen-Borbeck

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