Meine Kolumne: Als Praktikant beim Borbeck Kurier - Teil 2

Ich sitze ab Mittwoch an meinem eigenen Rechner.
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Darf ich das überhaupt verraten? Ich komme gar nicht aus Essen. Aber der Borbeck Kurier kommt ja auch nicht aus Borbeck. Ganz schön kompliziert. Meine erste Woche hier jedenfalls ist nun schon vorbei.
Um zur Arbeit zu kommen, fahre ich immer mit dem SB 16. Nach erster Einweisung sollte ich den Weg bis in die Redaktion dann auch allein finden. Einmal, als ich vor lauter Angst, mich durchfragen zu müssen, einen Bus früher genommen hatte, stand ich vor verschlossener Tür. Außer mir war noch niemand da. Verzweifelt auf dem Flur stehend, erbarmte sich der Kollege des Süd Anzeigers und schloss mir die Tür auf. Ich schrieb gerade die Erlebnisse des letzten Tages runter, als Sara Holz schnaufend und schimpfend vor mir stand. „Plan die Anfahrt einfach besser“, bekam ich zu hören, während sie sich mit hochrotem Kopf an den Schreibtisch gegenüber plumsen ließ. Trotz der Kritik war ich glücklich und hochzufrieden mit meinem Orientierungssinn. Denn ohne irgendwo falsch abzubiegen - sowohl auf dem Weg von Bottrop nach Essen als auch durch das riesige Verlagshaus - habe ich fortan die Räume der Redaktion gefunden.
Der folgende Vormittag bestand aus Schreiben: Berichte und Meldungen. Hektisch wurde es erst am Nachmittag, da nun die Texte und Anzeigen in Form gebracht und auf den Seiten der Ausgabe platziert werden mussten - „Spiegeln“ nennen das die Redaktionen. Die Gespräche wurden knapper, die Anweisungen auch. Anspannung lag in der Luft. Mein Part in der Produktion: Ich musste alle Seiten auf Rechtschreib- und Grammatikfehler gegenlesen. Dann gingen die Seiten zum Objektleiter, dem Chef der Abteilung, um grünes Licht für den Druck zu bekommen. Nach dem Senden der Seiten kehrte Ruhe ein. Ich durfte nach Hause gehen.
Ab Mittwoch brach eine neue Zeit an. Redakteurin Christa Herlinger war aus dem Urlaub zurück und nahm mich mit dem Auto mit, von Bottrop nach Essen. Sie erzählte mir, dass wir heute den Jiu-Jitsu-Meister Dieter Lösgen interviewen würden, welcher das Bundesverdienstkreuz 1.Klasse überreicht bekäme. Ich durfte die Recherche übernehmen und Fragen formulieren. Meine Erwartungen und die Anspannung wuchs und bald schaute ich immer wieder auf die Uhr, bloß um festzustellen, dass unglaublicher Weise nur eine Minute vergangen war. Als wir uns nachmittags auf den Weg machten, war ich so nervös, dass ich Christa den ganzen Weg lang zutextete. Das Interview führten wir bei Lösgen zu Hause, im Wintergarten. Ich war überrascht, wie normal und bodenständig der 69-Jährige war. Er antwortete bereitwillig auf all meine Fragen und erkundige sich auch nach meiner Tätigkeit als Praktikant. Und dann führte er mich ein in die Kunst des Fingerverbiegens. Aber ehrlich, manche Dinge muss man vielleicht auch nicht können.
Den Arbeitstag beendet und nach Hause zurück gekehrt, war ich so geschafft, dass ich sofort ins Bett fiel und in voller Montur, wie ich gestehen muss, einschlief. Der nächste Tag war für das Team ein langer und stressiger. Meine Arbeit sollte ich erst einmal selbst planen. Entscheiden musste ich mich zwischen der Kolumne und dem Bericht zum Jiu-Jitsu Meister. Ich fing mit der Kolumne an und endete mit Dieter Lösgen. Den Bericht finden Sie, liebe Leser, ebenfalls in dieser Ausgabe.

Wir lesen uns wieder …
Philipp Sowa

Autor:

Philipp Sowa aus Essen-Borbeck

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